Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Nordtour für den Bergischen HC
Handball-Bundesliga: Nach überstandener Quarantäne geht es erst nach Kiel, dann nach Flensburg.
SOLINGEN Am Montag kehrten die Handballer des Bergischen HC zurück ins Training. Letztmalig hatten sie 16 Tage zuvor im Bundesligaspiel beim HC Erlangen (25:20) gemeinsam auf dem Spielfeld gestanden. Fünf Corona-Infektionen und eine 14-tägige Quarantäne später befinden sich die Löwen nun in der Vorbereitung auf die wohl schwierigste Aufgabe, die im Oberhaus überhaupt denkbar ist.
Am Donnerstag ist die Mannschaft um 19 Uhr beim THW Kiel zu Gast, am Sonntag tritt sie um 16 Uhr bei der SG Flensburg-Handewitt an. Beide Teams dominieren derzeit das sportliche Geschehen mit fünf beziehungsweise vier Minuspunkten und liefern sich ein Kopf-an-KopfRennen um die Deutsche Meisterschaft.
„Die Situation ist natürlich in besonderem Maße herausfordernd“, sagt Trainer Sebastian Hinze nicht nur mit Blick auf die beiden Kontrahenten. „Aber es bietet einigen auch eine Chance, sich zu beweisen. Sicher ist, dass alle verfügbaren Spieler des Kernkaders auch eine Rolle bekommen werden.“Aus diesem sind nach aktuellem Stand lediglich elf Akteure verfügbar. Dazu kommt Comebacker Kristian Nippes. Und es gibt eine minimale Chance, dass einer der fünf positiv Getesteten wieder einsteigen kann. „Denn da ist der Verlauf komplett asymptomatisch“, erläutert Hinze.
Die vier anderen mit dem Coronavirus infizierten Handballer treten zur Nordreise definitiv genauso wenig an wie Yannick Fraatz und Maciej Majdzinski, die beide langfristig mit Kreuzbandrissen außer Gefecht gesetzt sind. Nicht komplett ausschließen will der Coach die Rückkehr von Daniel Fontaine. „Er hatte zumindest vor der Quarantäne gut trainiert, aber ich kann noch nicht sagen, inwieweit ihn die Zeit ohne Handball-Einheiten zurückgeworfen hat“, sagt Hinze, der zudem Julian Thomas (Rechtsaußen, A-Jugend), Tobias Schmitz (Linksaußen) sowie Jonas Leppich (Kreisläufer) aus der zweiten Mannschaft aktiviert hat. „Die Drei werden wir mitnehmen.“
Am Mittwoch reisen die Bergischen nach Kiel, bleiben dort bis Samstag und verbringen die Nacht auf Sonntag in Flensburg. „Wir sind froh, dass wir wieder spielen dürfen“, fasst Hinze trotz der angespannten personellen Situation zusammen. „Unsere Herangehensweise in Kiel und Flensburg ändert sich dadurch schließlich auch nicht. Wir fahren mit der Idee dorthin, dass wir um Punkte kämpfen, wenn es super für uns läuft.“Damit das gelingt, benötigen die Bergischen freilich zunächst selbst eine nahezu optimale Leistung.
Da der THW sportlich in diesen Tagen über jeden Zweifel erhaben ist, wird es den Löwen nicht gelingen, ihn am Donnerstag vollständig zu stoppen. „Grundsätzlich ist es so, dass wir unsere größten Chancen in der stehenden Abwehr haben werden“, sagt der Coach. „Um dahin zu kommen, brauchen wir also einen sehr guten Plan im Angriff, nur wenige technische Fehler und gute
Abschlüsse, die einen disziplinierten Rückzug ermöglichen.“Das gehört zur Grundidee, um erfolgreich Handball zu spielen, wird gegen ein Team wie das der Kieler aber umso wichtiger. „Wir müssen ihnen das Konterspiel wegnehmen. Das wird eine Herkulesaufgabe.“
Wenn dies aber wie zuletzt beim HC Erlangen auch gegen den Deutschen Rekordmeister klappt, hat der BHC zumindest die Basis für eine mögliche Sensation gelegt. „Wir müssen dann defensiv entscheiden, was wir zulassen, und, was wir ihnen wegnehmen. Gegen so viel Qualität werden wir es nicht schaffen, alles zu stoppen“, weiß der Trainer. „Wichtig ist, dass wir es diszipliniert durchhalten und uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Selbst wenn Kiel die Situationen, die wir ihnen geben, durch Tore nutzt.“Die Norddeutschen befinden sich in guter Form und haben kaum Verletzungsprobleme. Bis auf Nikola Bilyk, der schon die gesamte Saison mit einem Kreuzbandriss fehlt, trat der THW zuletzt komplett an.