Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Chöre freuen sich aufs Ende von Corona
Gemeinsames Singen ist wegen der Infektionsgefahr durch Aerosole seit fast einem Jahr verboten. Die Chorarbeit ruht entsprechend. Dennoch sind die Chöre insgesamt positiv gestimmt.
HÜCKESWAGEN Schon bald nach Ausbruch der Pandemie hat sich herausgestellt, dass der Hauptübertragungsweg des Coronavirus über Aerosole geschieht. Das macht das gemeinsame Singen, noch dazu in geschlossenen Räumen, besonders gefährlich. Dementsprechend dürfen Chöre seit beinahe einem Jahr nicht zusammen proben – und auch Konzerte können nicht stattfinden. Da Chorarbeit aber auch Gemeinschaft bedeutet, die weit über das regelmäßige Singen hinausgeht, bleibt die Frage: Wie können sich Chöre in Zeiten der Pandemie diese Gemeinschaft erhalten? Auf unterschiedliche Weisen, wie sich bei verschiedenen Chorgemeinschaften zeigt.
Pfarrcäcilienchor Der katholische Kirchenchor, ohnehin seit erneut langer Zeit ohne Leitung, ist in einer tiefen Corona-Zwangspause. „Auch die Suche nach einer neuen Chorleitung ruht im Moment“, sagt die Vorsitzende Ursula Klatt. Man rufe sich gegenseitig an und schreibe Karten, um in Kontakt zu bleiben. Besuche seien dagegen kaum möglich. „Wir sind im Moment nur noch 15 Sängerinnen und Sänger. Den Kontakt in Corona-Zeiten aufrechtzuhalten, ist schwierig“, bedauert Ursula Klatt. Man könne im Moment nichts anderes tun, als das Ende der Pandemie abzuwarten.
Joyful Gospels Es sei ein sehr ruhiges Jahr gewesen, berichtet Chorleiterin Astrid Ruckebier. „Zoom nutzen wir zur Kontaktpflege, aber nicht, um Proben abzuhalten.“Sie habe bei anderen Chören diese Videoplattform durchaus genutzt. „Aber es liegt nicht jedem, und auch die technischen Möglichkeiten sind nicht immer gegeben.“Sie habe indes Begleitungen zu unterschiedlichen Stimmen aufgenommen und verschickt, so dass zumindest bereits bekannte Lieder zu Hause geprobt werden könnten. „Wir haben auch bei der Aktion ‚Der größte Chor im Westen‘ des Chorverbands mitgemacht. Dazu haben alle Teilnehmer zu Weihnachten ‚Joy To The World‘ zu Hause aufgenommen, und ich habe das dann zusammengefügt. Wir planen das jetzt noch einmal mit einem anderen Lied“, sagt Astrid Ruckebier.
Chorgemeinschaft Straßweg Ralf Schulte, Vorsitzender der Chorgemeinschaft, resümiert: „Das vergangenen Jahr war gleichbleibend schlimm.“Zwar habe man im Sommer im Forum proben können, allerdings sei das von der Akustik her nicht besonders gut gewesen. Bis Oktober habe man sich dann in kleinen Gruppen von zwei bis drei Sängern
pro Stimme in Straßweg zu Proben getroffen. „Seit Oktober dürfen wir aber wieder gar nicht mehr proben“, sagt Schulte. Um in Kontakt zu bleiben, nutze man etwa Veranstaltungen wie die Aktion „Saubere Stadt“. Das könne aber kein Ersatz sein. „Wenn wir wieder singen dürfen, sind alle Sänger wieder dabei“, ist sich Schulte sicher.
Frauenchor Schückhausen Auch die Sängerinnen des Frauenchors Schückhausen konnten zumindest bis Ende Oktober im kleinen
Rahmen proben. „Wir haben lange Zeit darauf gehofft, dass möglichst schnell Lockerungen kommen. Aber danach sieht es jetzt ja auch nicht unbedingt aus“, sagt Vorsitzende Martina Borchert. Mittlerweile würde man von der Chorleitung Lieder und Begleitungen per WhatsApp erhalten, so dass zumindest im rudimentären Bereich Lieder einstudiert werden könnten. „Wir haben tolle Frauen, die uns alle erhalten bleiben. Im Vorstand versuchen wir, einen gewissen Kontakt zu erhalten“, sagt Martina Borchert.
MGV Liederkranz Grünestraße Der Männergesangsverein hat sich im vergangenen Jahr lediglich zweimal im Sommer im Freien getroffen – gesungen habe man dabei aber nicht, bedauert Hans-Peter Hildebrand. „Unsere Sänger sind alle schon älter, daher konnten wir auch nicht auf die modernen Möglichkeiten zurückgreifen – da viele auch gar nicht über die technischen Möglichkeiten verfügen.“Er glaube nicht, dass die Chorarbeit bald wieder beginnen werde. „Wir sind vermutlich die letzten, die wieder arbeiten dürfen“, sagt Hildebrand. Dennoch glaube er, dass die etwa 20 Sänger dann alle wieder mit an Bord seien.