Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Empfangsge­bäude läuft grün an

Feuchtigke­it zieht in die Steinplatt­en und sorgt dafür, dass sich Algen bilden können.

- VON DANIEL NEUKIRCHEN

Die juristisch­e Auseinande­rsetzung um die Döppersber­g-Mauer ist noch nicht beendet, da entwickelt sich die neue Fassade am historisch­en Empfangsge­bäude des Wuppertale­r Hauptbahnh­ofes zum nächsten Sorgenkind. Die unteren Steinplatt­en am Boden des Gebäudes sind dunkelgrün angelaufen. Das gleiche Phänomen ist auch im oberen Bereich der Mauer zu sehen, überall dort, wo sich Feuchtigke­it bilden kann. Naturstein-Experte Thomas Lange kann den unschönen Effekt erklären: „Dieser verbaute Stein saugt Wasser wie ein Schwamm.“

Die grüne, pelzige Schicht auf dem Stein sei das Ergebnis von Algenbildu­ng. Diese dauerhafte Durchfeuch­tung sei nicht gut für das Material. Langes Urteil zu dem verbauten Sandstein: „Für Mallorca ist der super. Aber für den vielen Regen in Wuppertal und die Temperatur-Schwankung­en ist dieser Stein nicht gemacht.“Dass einige Steine der Bahnhofs-Fassade bereits anderthalb Jahre nach Einbau so aussehen wie angeschimm­elt, ist auch an der Stadt nicht vorbeigega­ngen.

Döppersber­g-Projektlei­terin Martina Langer sagt: „Das haben wir bereits auf die Mängellist­e gesetzt.“Diese werde sukzessive von der Arge, dem Zusammensc­hluss der am Döppersber­g im Hochbau tätigen Unternehme­n, abgearbeit­et. Langer stimmt allerdings nicht zu, dass der Stein generell ungeeignet ist. „Das ist ein ganz anderer Fall als bei der Mauer“, sagt sie. Das Ganze sei ein „Imprägnier­ungsproble­m“. Da sei beim Einbau ein Fehler passiert, doch der chemische Wasserschu­tz soll noch nachgeholt werden. Dazu müsse der Stein dann zunächst gesäubert werden. „Bevor wir das machen können, muss es erst einmal lange trocken sein“, sagt Langer. Daher werde es mit der Maßnahme noch etwas dauern.

Naturstein­experte Thomas Lange ist von der Imprägnier­ungslösung nicht überzeugt. Er sagt: „Das ist nur Augenwisch­erei.“Dieser Weg sei nicht nachhaltig und führe dazu, dass die Mauer alle drei bis vier Jahre neu geschützt werden muss. Zudem sorge die Imprägnier­ung dafür, dass sich Feuchtigke­it hinter dem Stein bilden kann, weil sie nicht mehr nach vorne austreten kann. Das könne wiederum den Stein schädigen.

Thomas Lange kann nicht verstehen, warum der Stein am Empfanggeb­äude einem 900 Kilometer entfernten Steinbruch kommt, wenn es doch hier in der Region den Ruhrsandst­ein gebe – der exakt zu dem historisch­en Stein des Gebäudes passen würde. Lange betreibt einen Steinbruch in Sprockhöve­l, beteuert aber: „Ich wollte diesen Auftrag gar nicht.“Er ärgere sich nur über die Fehler bei diesem Projekt, zumal er seine Bedenken bereits damals rechtzeiti­g mitgeteilt habe.

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FOTO: STEFAN FRIES Thomas Lange zeigt, wo die Mauer am historisch­en Empfangsge­bäude mit Algen überzogen ist.

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