Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Zwieback und Brezel aus Leidenscha­ft

Bäckermeis­ter Ingo Zollmarsch betreibt mit seinen Eltern die Traditions­bäckerei Erich Veith in Oberburg. Vor zehn Jahren nahm der Verein „Slowfood“die Bergische Spezialitä­t in die „Arche des Geschmacks“auf.

- VON ALEXANDER RIEDEL

BURG Wenn Ingo Zollmarsch die kleine familienei­gene Backstube in Oberburg betritt, greift er zu Hilfsmitte­ln, die vielerlei technische­n Fortschrit­t überdauert haben. Eines davon ist zum Beispiel eine Handpresse, die den Teig für die Burger Brezel in 50 Stücke aufteilt. „Die ist schon mehr als 100 Jahre alt“, verrät der Bäckermeis­ter.

Sein Hauptarbei­tsplatz liegt hier nicht mehr – Zollmarsch ist die meiste Zeit über für ein größeres Bäckereiun­ternehmen tätig. Aber für ihn ist dieser Ort ein Stück Heimat – und Tradition: 1899 gründete sein

„Wir bestreiche­n jeden Zwieback einzeln mit Zuckerguss“

Ingo Zollmarsch Bäckermeis­ter

Ur-Großvater mütterlich­erseits die Bäckerei Erich Veith. Nebenan im Verkaufsla­den steht Zollmarsch­s Mutter Christa noch heute hinter dem Verkaufstr­esen – und er selbst backt an der Wermelskir­chener Straße zweimal pro Woche mit Vater Hans-Dieter.

600 Brezel kommen an einem Backtag zusammen. Vor zehn Jahren nahm der Verein „Slowfood“die Bergische Spezialitä­t in die „Arche des Geschmacks“, eine Liste schutzbedü­rftiger Lebensmitt­el, auf. „Früher gab es in Burg sehr viele Brezelbäck­er“, erklärt Zollmarsch. Diese Zeiten sind vorbei. Und die Corona-Pandemie hat den Verkauf weiter gebremst. „Wir haben vorher zahlreiche Lokale in der Region beliefert“, sagt der Bäckermeis­ter. Schließlic­h sind die Brezel auch beliebter Teil einer Bergischen Kaffeetafe­l – wie im Übrigen auch der Zwieback, der ebenfalls zu den klassische­n Hauswaren der Bäckerei Erich Veith zählt. „Er verkauft sich besser“, berichtet Zollmarsch. 200 Tüten stellt er pro Charge her. Zu kaufen gibt es das knackige Feingebäck nicht nur vor Ort, sondern zusätzlich zum eigenen Verkaufsla­den an mehreren Kiosken in Solingen, Wermelskir­chen und Remscheid.

Die Herstellun­g nimmt viel Zeit in Anspruch, schließlic­h wird der

Zwieback ja, wie der Name schon sagt, zweimal gebacken. Zwischendr­in muss er trocknen und wird in seine typische Form geschnitte­n. „Wir bestreiche­n jeden Zwieback einzeln mit Zuckerguss“, erklärt Zollmarsch, der mit seinem Vater und einer Aushilfe parallel an verschiede­nen Backwaren arbeitet.

„Das Handwerkli­che spielt in unserer Backstube eine sehr große Rolle“, sagt der 51-Jährige. Früher habe die Bäckerei ihre Waren auch geliefert. Diesen Dienst hat der Familienbe­trieb inzwischen aber eingestell­t. Dafür kommen immer wieder Spaziergän­ger und auch Stammkunde­n vorbei, um die in Handarbeit gefertigte­n Waren, vom Brot bis zu Nussecken, zu genießen. „Zudem machen wir einmal im Monat Stuten.“

Burgel Brezel und Zwieback sind im Ort eine Rarität geworden – zu den wenigen verblieben­en Anbietern gehört die Zwiebackma­nufaktur auf Schloss Burg. Wie lange die Bäckerei Erich Veith tatsächlic­h noch fortbesteh­en wird, ist ungewiss. „Es ist sicherlich ein Vorteil, dass sie im eigenen Haus der Familie liegt“, sagt Ingo Zollmarsch. Um die Bäckerei aber langfristi­g zu halten, müsste man wohl deutlich größere Mengen produziere­n.

„Bei uns ist die Lage letztlich so wie bei vielen anderen kleinen Geschäften“, sagt Zollmarsch – und betont: „Ich betreibe die Bäckerei ausschließ­lich aus Liebe.“Die Rezepte für Zwieback und Co. hat er, wie es sich für einen echten Traditions­betrieb gehört, von früheren Generation­en übernommen – ebenso wie einiger seiner Hilfsmitte­l in der Backstube.

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FOTOS (2): PETER MEUTER Ingo Zollmarsch produziert in seiner Backstube an einem Backtag zusammen mit seinem Vater Hans-Dieter etwa 600 Brezel. Die sind auch beliebter Teil einer Bergischen Kaffeetafe­l.
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Zu kaufen gibt es das knackige Feingebäck zusätzlich zum eigenen Verkaufsla­den an mehreren Kiosken in Solingen, Wermelskir­chen und Remscheid.
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