Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Stadt plant zusätzliche Ladepunkte für E-Autos
Politik berät bis Sommer Infrastruktur-Konzept: Bis 2025 soll es 100 öffentliche Ladesäulen verteilt aufs gesamte Stadtgebiet geben.
REMSCHEID Wer im Straßenverkehr genauer hinschaut, wird es bemerken: Die Zahl der in Remscheid zugelassenen Elektrofahrzeuge steigt zwar langsam, aber stetig an. Waren es Anfang 2020 insgesamt 262 (mit Plug-in-Hybriden) so wird noch im bald erwarteten neuen Bericht des Kraftfahrt-Bundesamtes mit einem deutlichen Anstieg der Zulassungen gerechnet.
Dieser Entwicklung soll sich auch das Angebot an frei zugänglichen Ladesäulen im öffentlichen Raum anpassen. Das ist bisher noch ziemlich überschaubar. Im kommenden Jahr sollen Autofahrer an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet insgesamt 50 Ladesäulen mit 96 Ladepunkten vorfinden. So sieht es das Lade-Infrastrukturkonzept der Stadt vor, das in den kommenden Wochen durch die politischen Gremien wandert.
Nach dem abschließenden Votum des Rates im Juni soll der Ausbau beginnen, sagt Klaus Zehrtner, der das Thema bei der Stadtwerketochter EWR betreut. Dafür werden zum einen bestehende Standorte (etwa bei der Gewag am Hasenberger Weg) ausgebaut. Zudem kommen 13 neue Standorte im ganzen Stadtgebiet dazu. Sie wurden im vergangenen Jahr in einem Workshop mit Politikern aus den vier Stadtbezirken festgelegt.
Die Ladetechnik, die Kunden dort künftig antreffen werden, ist neu und technisch hoch anspruchsvoll, soll aber zugleich „möglichst einfach in der Bedienung“sein, sagt
Zehrtner. Wer hier seinen Wagen mit Ökostrom der Stadtwerke betankt, erhält eine Nachricht aufs Handy, wenn das Auto den gewünschten Ladestand erzielt hat. Dann gibt es eine Karenzzeit, bis zu der der Parkplatz geräumt werden sollte. So will man sicherstellen, dass möglichst viele Menschen die öffentlichen Ladepunkte
nutzen können. Wer nach dem Laden nicht rechtzeitig wegfährt, dem wird neben dem Preis für den getankten „Fahrstrom“auch ein „Ladeentgelt“in Rechnung gestellt. E-Auto-Pionier Tesla hat für das gleiche Phänomen an seinen Ladesäulen einen etwas deutlicheren Begriff geprägt: Blockiergebühr.
Gedacht sind die städtischen Ladepunkte allerdings nicht zum kompletten Auftanken, sondern zum Aufstocken der Ladung. Ausgerüstet werden sie mit der langsamer ladenden AC-Technik ( Wechselstrom), die allerdings auch nur ein Drittel so teuer ist wie die schnell ladenden DC-Punkte mit Gleichstrom. So kann man mit der gleichen Investition Ladepunkte einrichten. Dahinter steckt auch die Erkenntnis, dass die eigentliche Aufladung des E-Autos daheim oder am Arbeitsplatz stattfindet, wo die Autos im Schnitt deutlich länger parken. Gleichwohl sei man offen dafür, in der bis 2025 laufenden zweiten Ausbaustufe im öffentlichen
Raum auch DC-Säulen zu berücksichtigen, sagte Zehrtner auf Nachfrage in der Sitzung der Bezirksvertretung Alt-Remscheid in dieser Woche. In vier Jahren sollen dann 100 Ladesäulen mit 191 Ladepunkten im öffentlichen Raum zugänglich sein.
Auch den Aspekt einer Firmenflotte berücksichtigt das Konzept. Quasi als Modellprojekt errichten die EWR auf ihrem Gelände einen Parkplatz mit 20 Ladesäulen für ihr Personal. Er soll Unternehmen, die ähnliches planen, als Blaupause und Anschauungsobjekt dienen. Für die Firma Vaillant haben die EWR das Thema bereits in ähnlichem Umfang in Remscheid umgesetzt.
Generell ist es der private Sektor, der für Nachfrage sorgt. Klaus Zehrtner berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von rund 200 Ladesäulen, die aktuell für private Kunden in der Umsetzung sind.