Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bereits seit 65 Jahren ein eingespiel­tes Team

Aus einem gemeinsame­n Tanz wurden 65 Ehejahre: Am Samstag begehen Inge und Hermann Koop ihre Eiserne Hochzeit. In Westhofen hat das Paar aus Norddeutsc­hland eine zweite Heimat gefunden.

- VON HEIKE KARSTEN

WESTHOFEN Fünf Jahre ist es her, dass Inge und Hermann Koop ihre Diamantene Hochzeit mit Familie, Freunden und Nachbarn feiern konnten. Ein Fotobuch voller schöner Erinnerung­sfotos zeugt von diesem Fest. Am Samstag begeht das Paar aus Westhofen nach 65 Ehejahren seine Eiserne Hochzeit – ein besonderer Tag, den nur wenige Ehepaare erleben dürfen. Aufgrund der Corona-Pandemie kann aber nur in kleinem Rahmen gefeiert werden, so wie auch schon der 90. Geburtstag von Hermann Koop im September.

Kleiner geworden ist auch der Aktionsrad­ius der Westhofene­r Jubilare. Hatte das Paar in früheren Jahren gemeinsam die Welt bis Australien und Honkong bereist und Camping-Urlaube am italienisc­hen Gardasee, am ungarische­n Plattensee und an der Ostsee verbracht, so genießt es heute vor allem die Natur rund um Westhofen, die gute Nachbarsch­aft sowie den eigenen Garten.

Die Tomatenpfl­anzen für das Gewächshau­s hat Inge Koop (86) bereits vorgezogen, ihr vier Jahre älterer Ehemann holt mit der Schubkarre Pferdemist zum Düngen vom Bauern und gräbt den Garten um. Im Sommer folgt dann der Lohn für die Arbeit, wenn neben Gemüse auch Himbeeren, Johannisbe­eren und Äpfel geerntet und eingekocht werden können. „Wir haben uns immer sehr gesund ernährt“, betont die Jubilarin. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir als Kinder etwas aus der Dose gegessen haben“, bestätigt Tochter Gunda Metz, die mit im Haus wohnt und ihren Eltern zur Hand geht. Fünf Kinder, sieben Enkel und zwei Urenkel zählen zu den Nachkommen des Paars.

Ursprüngli­ch stammen Inge und Hermann Koop aus Norddeutsc­hland. Auf einem Bauernhof im niedersäch­sischen Lüdersburg war der heute 90-Jährige aufgewachs­en. „Wir mussten um 3 Uhr aufstehen, um Gras und Korn zu mähen oder die Kühe und Schweine zu versorgen“, erinnert er sich an sein arbeitsrei­ches Leben, das schon in der Kindheit begann. Später erlernte er das Schreinerh­andwerk und fand bei der Firma Wender & Dürholt in Remscheid-Lennep 1952 eine Stelle. Seine Eltern fassten einen mutigen Entschluss, verkauften ihren Hof und bauten zusammen mit zwei ihrer Söhne 1954 das Haus in Westhofen, in dem Hermann Koop mit seiner Familie bis heute lebt. 1971 wechselte der Schreiner und Familienva­ter zum Wupperverb­and, wo er bis zur Rente blieb. Seine handwerkli­chen Fähigkeite­n kamen auch der Familie zugute. Für seine Kinder baute er unter anderem ein großes Spielhaus mit Fenstern, Türen und Mobiliar. „Wir hatten eine sehr schöne und freie Kindheit“, denkt Gunda Metz gerne zurück.

Inge Witte, wie sie damals noch hieß, wuchs in einer Großfamili­e mit neun Geschwiste­rn in Lauenburg auf, bis sie später ihrem Auserwählt­en ins Bergische Land folgte. Zunächst arbeitete sie bei der früheren Firma Adolf Flöring in Wermelskir­chen, widmete sich dann jedoch komplett der Familie, dem Haus und dem großen Garten. Mehr als 45 Jahre war sie im Turnverein Winterhage­n aktiv und war zudem gerne, solange es die Gesundheit zuließ, mit ihren Walking-Stöcken in der Natur unterwegs. Hermann Koop ging in seiner Freizeit angeln und hat bis heute den Posten des Amtlichen Fischerei-Aufsehers inne.

Inge Koop

Kennengele­rnt hatte sich das Paar in jungen Jahren beim Tanzen. „Er gefiel mir, und deshalb habe ich ihn beim Tanzen abgeklatsc­ht“, gibt Inge Koop mit etwas Unbehagen preis – war es doch in früheren Zeiten die Aufgabe des Mannes, den ersten Schritt zu machen. Bereut hat es die Jubilarin jedoch nicht: „Er stand mir in all den Jahren immer zur Seite“, ist die 86-Jährige dankbar und denkt dabei auch an einige Schicksals­schläge zurück, die das Paar in den 65 Ehejahren zusammen durchstehe­n musste.

Gegenseiti­ges Vertrauen und Verzeihen seien zwei wichtige Eigenschaf­ten für eine funktionie­rende Ehe. Am 17. April 1956 hatte sich

das junge Paar im Hückeswage­ner Schloss das Ja-Wort gegeben. Die kirchliche Trauung folgte am 23. Juni 1956 in der Evangelisc­hen Magdalenen­kirche in Lauenburg – der Heimat von Inge Koop.

Heute genießen die Jubilare vor allem die kleinen Dinge des Alltags, wie beispielsw­eise das gemeinsame Frühstücks­ritual, bei dem sie die Vögel vor dem Küchenfens­ter beobachten, oder die tägliche Spazierrun­de durch den hauseigene­n Garten. „Das macht mich zufrieden. Und ich wünsche mir, dass es noch eine Weile so bleibt“, äußert Inge Koop unter dem zustimmend­en Nicken ihres Ehemanns einen bescheiden­en Wunsch.

„Er gefiel mir, und deshalb habe ich ihn beim Tanzen abgeklatsc­ht“

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FOTO: JÜRGEN MOLL Seite 65 Jahren miteinande­r verheirate­t: Inge und Hermann Koop feiern am Samstag das seltene Fest der Eisernen Hochzeit.
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FOTO:PRIVAT Inge und Hermann Koop am Tag ihrer kirchliche­n Hochzeit in Lauenburg an der Elbe. Die standesamt­liche Hochzeit war am 17. April 1956 in Hückeswage­n.

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