Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ruhestand nach 40 Jahren Feuerwehr

Michael Ebbinghaus war vier Jahrzehnte hauptamtli­cher Feuerwehrm­ann. Er hat Erschütter­ndes und Schönes erlebt.

- VON FLORA TREIBER

RADEVORMWA­LD Eigentlich wollte Michael Ebbinghaus seinen Beruf als Feuerwehrm­ann bereits nach den ersten Jahren aufgeben. Kaum war er als jüngster Feuerwehrm­ann der Stadt Radevormwa­ld im Einsatz, kam er an einen Unfallort, bei dem das Kind einer Schaustell­erfamilie im Rader Industrieg­ebiet überfahren worden war. „Damals war ich erst ein Jahr im Dienst und dieser Einsatz hat mich erschütter­t. Kurze Zeit später gab es einen schweren Verkehrsun­fall, bei dem Mitglieder einer Pfadfinder-Gruppe starben. Das hat mich sehr belastet.“

Im Gespräch mit erfahrenen Kollegen fasste der Feuerwehrb­eamte damals neuen Mut, und dieser begleitete ihn durch 40 Jahre bei der Feuerwehr Radevormwa­ld. Jetzt ist der Radevormwa­lder pensionier­t

Michael Ebbinghaus

und vermisst seinen Berufsallt­ag auf der Wache an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße. In den nächsten Jahren wird er der Einheit Herbeck als freiwillig­e Kraft treubleibe­n.

Michael Ebbinghaus ist in Radevormwa­ld geboren und hat nach seinem Schulabsch­luss an der Städtische­n Realschule eine Ausbildung zum Textilmasc­hinenführe­r bei Schürmann und Schröder absolviert, danach wollte er eigentlich zur Bundeswehr. „Zufällig bin ich auf darauf aufmerksam geworden, dass die Stadt auf der Suche nach Feuerwehrm­ännern war. Ich habe mich beworben und meine Ausbildung zum Feuerwehrm­ann und Rettungssa­nitäter gemacht“, sagt er.

Bis 2014 war Michael Ebbinghaus in erster Linie für den Rettungsdi­enst zuständig. „Ich habe diese Arbeit geliebt und konnte immer gut auf Menschen zugehen. Das hat mir bei den Einsätzen oft geholfen.“In seinem Berufsallt­ag hat er nicht nur Erschütter­ndes und Trauriges, sondern auch schöne Dinge hautnah miterlebt. „Ich glaube einer der schönsten Momente war eine Hausgeburt in der Ortschaft Hahnenberg. Ich war überwältig­t von diesem Moment.“

Dass der Rettungsdi­enst 2014 an den Oberbergis­chen Kreis übergeben wurde, war für Michael Ebbinghaus

eine große Umstellung. „Die Kollegen machen sehr gute Arbeit, aber ich habe die Tätigkeit vermisst“, sagt er. Als einer von vier hauptamtli­chen Feuerwehrk­räften in Radevormwa­ld war er stets eine Unterstütz­ung für die Kameraden der Freiwillig­en Feuerwehr, von denen viele seine Freunde sind. „Ebbi“, wie er von ihnen genannt wird, ist in den vergangene­n 40 Jahren zu einem vertrauten Gesicht der Feuerwehr geworden. Mit dem Wehrführer Dietmar Hasenburg hatte er zuletzt einen Freund an seiner Seite. Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit. „Wir sind zusammen zur Schule gegangen und waren immer befreundet. In den letzten Jahren zusammen arbeiten zu können war toll“, sagt Dietmar Hasenburg.

Dass Michael Ebbinghaus in Radevormwa­ld

stadtbekan­nt ist, war bei Einsätzen oft für die Opfer beruhigend. „Die Menschen haben sich gefreut ihn zu sehen und ihm vertraut“, sagt der Wehrführer. Über das entgegenge­brachte Vertrauen hat Michael Ebbinghaus sich immer gefreut.

Trotzdem, so gesteht er, würde er nicht noch einmal in seiner Heimatstad­t hauptamtli­cher Feuerwehrb­eamter werden. „Die emotionale Belastung war eigentlich immer da, weil ich die Menschen, denen ich geholfen habe, meistens persönlich gekannt habe. Das war in vielen Bereichen der Arbeit hilfreich, aber für mich oft belastend. Die Einsätze waren immer nah. Nicht nur räumlich. In einer Kleinstadt wie Rade kennt man jeden über ein paar Ecken“, sagt er.

Die neue freie Zeit will der 60-Jährige dafür nutzen endlich mehr Zeit mit seinem älteren Bruder zu verbringen, denn das ist oft zu kurz gekommen. Die Corona-Pandemie hat allerdings einige Pläne, die Michael Ebbinghaus für den Ruhestand hatte, durchkreuz­t. „Eigentlich wollte ich reisen, aber jetzt warte ich, wie die meisten Menschen darauf, dass sich unser Leben wieder normalisie­rt.“

Weiterhin ein Teil der Freiwillig­en Feuerwehr in Radevormwa­ld zu sein bedeutet ihm viel. Der Nachfolger von Michael Ebbinghaus heißt Fabian Greve. Der 23-Jährige wurde Anfang des Jahres eingearbei­tet und war vorher in der Freiwillig­en Wehr tätig. Er gehört jetzt in das Team der vier hauptamtli­chen Kräfte der Feuerwehr Radevormwa­ld.

„Ich habe diese Arbeit geliebt und konnte immer gut auf Menschen zugehen. Das hat mir bei den Einsätzen oft geholfen“

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FOTO: JÜRGEN MOLL Michael Ebbinghaus war vier Jahrzehnte bei der Feuerwehr in Radevormwa­ld und hat sich zum 1. April in den Ruhestand verabschie­det.

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