Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
So funktioniert die Mängel-App
Seit 2016 können Beschwerden direkt über eine App an das Rathaus übermittelt werden. Das soll die Telefonleitung und den zentralen Mail-Eingang entlasten.
Beschwerden können direkt über eine App an das Rathaus übermittelt werden. Das soll die Telefone und den zentralen Mail-Eingang entlasten.
WERMELSKIRCHEN Früher, erzählt Stefan Rabe, hätten die Bürger oft einfach im Büro des damaligen Bürgermeisters angerufen, um sich über die mangelnde Straßenbeleuchtung oder kaputte Gehwege zu beschweren. Seitdem die „Beschwerde App Wermelskirche n“auf dem Markt ist, komme das nur noch in seltenen Fällen vor. Rabe arbeitet im Haupt- und Personalamt der Stadt, ist unter anderem zuständig für die Mängel-App. „Meistens haben die Leute beim Joggen oder Spazieren irgendwas gesehen. Jemand hat Müll im Wald abgeladen, oder die Laterne vor der Haustür ist kaputt“, sagt Rabe. Die Beobachtungen können über die App an die Stadt übermittelt werden: Es sind schon Beschwerden über Verkehrsordnungswidrigkeiten, Schulangelegenheiten, Tourismus und zu Immobilien eingegangen. Für einen besseren Überblick sind die Themen in der App wählbar. So sparen die Bürger Zeit, weil sie nicht erst die richtige Mailadresse suchen müssen. Gleichzeitig gibt es für die Stadt weniger Arbeit, weil die Beschwerden direkt bei den richtigen Stellen landen.
2021 sind bereits 209 Beschwerden über die App eingegangen, seit Einführung der Software 2016 sind es 4228. „Durch die App können wir Beschwerden besser kanalisieren“, sagt Rabe. Das spart Zeit und lässt trotzdem eine direkte Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern zu.
Die App ist simpel aufgebaut. Eine
Beschwerde wird über ein vorbereitetes Formular gemeldet. Hierzu brauchen die Nutzer nur eine Adresse, auf die sich die Beschwerde bezieht, eine Mailadresse und die Problembeschreibung. Je genauer die ist, desto besser könne die Stadt dem Problem nachgehen, sagt Rabe. Optional kann ein Foto hochgeladen werden. Im Menü der App kann man dann den Status der Beschwerde verfolgen. Die Kommunikation läuft direkt über die Software
„Oft bekommt man schon innerhalb eines Tages eine erste Antwort auf den Hinweis“, sagt Rabe. Die meisten Beschwerden werden in einer Woche komplett bearbeitet, nur in Ausnahmefällen brauche es länger als einen Monat. Das passiert, wenn Drittunternehmen hinzugezogen werden müssen, beispielsweise bei aufwendigen Reinigungsarbeiten.
Beschwerde-Spitzenreiter ist seit zwei Jahren die Abfallwirtschaft. Auch 2021 gab es bereits 49 Hinweise
zu Müllvergehen. So viele wie zu keinem anderen Thema. Illegal entsorgter Müll war zuletzt ein Problem. Die Entsorgung und Beseitigung wilder Müllkippen belastet die Bürger finanziell. „In den vergangenen Jahren sind der Stadt durchschnittlich 30.000 Euro jährlich für die Entsorgung von wilden Müllablagerungen entstanden“, erklärt Susanne Jakstait von der Stadtverwaltung. Auch in diesem Jahr seien bereits viele illegale Müllhalden entdeckt worden. Schuldige sind oft nur schwer zu ermitteln. Auf Platz zwei der Rangliste für Beschwerden liegen die Bereiche Straßenwesen (45 Beschwerden) und Straßenbeleuchtung (37).
Nachdem eine Beschwerde bei der Stadt eingeht, untersucht diese den Hinweis. Besonders gut vorbereitete Bürger schicken ein Bild mit. Das erleichtert die Arbeit. Die Sachbearbeiter bewerten, ob die Beschwerde den öffentlichen Raum betrifft oder es sich um eine private Angelegenheit handelt. Nur im ersten Fall wird die Stadt aktiv. „Steht ein Auto mit Ölleck am Straßenrand, kann es von uns abgeschleppt und gesichert werden“, sagt Rabe.
Kurz nach Einführung der App gingen zwei bis drei Beschwerden pro Woche ein. Viereinhalb Jahre später sind es regelmäßig drei Mängelmeldungen an einem Tag – Tendenz steigend. „Bei vielen Hinweisen handelt es sich aber auch um Verbesserungsvorschläge, keine wirklichen Beschwerden“, sagt
Rabe. Zu Beginn kam es in einigen Fällen vor, dass Notfälle über die Software gemeldet wurden. Das sei nicht Sinn der Sache. „Wenn ein Haus einzustürzen droht oder sogar brennt, sollte immer noch die 110 gewählt werden“, sagt Rabe.
Zahlen zu Nutzenden hat er keine. „Ich würde grob schätzen, die App wurde 1000 Mal heruntergeladen“, sagt er. Perfekt sei die Software sicher noch nicht, es gebe immer Möglichkeiten, die Applikation benutzerfreundlicher zu machen. Wer Verbesserungsvorschläge zur App hat, weiß ja jetzt, wie die Stadt zu erreichen ist.