Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Jetzt kommt die Corona-Notbremse

Die Fallzahlen in Oberberg steigen weiter, die britische Mutation nimmt Überhand, die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt über der 200er-Marke – die Kreisverwa­ltung hat daher reagiert: Ab Samstag, 17. April, gelten weitere Einschränk­ungen.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt über der 200er-Marke – die Kreisverwa­ltung hat daher reagiert: Ab Samstag gelten weitere Einschränk­ungen.

OBERBERG/HÜCKESWAGE­N/RADEVORMWA­LD Die Lage im Kreis ist so dramatisch, wie seit Mitte Januar nicht mehr. Damals lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei fast 300, weswegen der Kreis etwa eine 15-Kilometer-Regelung eingericht­et hatte, wonach sich die Oberberger nicht weiter von ihrem Heimatort entfernen durften. Als dann die Inzidenz wieder sank – Anfang Februar lag sie bei etwas über 60 –, waren Lockerunge­n die Folge. Doch jetzt übernimmt die deutlich infektiöse­re britische Mutation B.1.1.7 „das Kommando“– aktuell ist sie laut Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheit­samts, der Grund für mehr als Dreivierte­l der Neuinfekti­onen –, und schon steigen sowohl die Fallzahlen als auch die Inzidenz, die am Donnerstag bei 208,8 (+ 1,1) lag und der kreisinter­nen Prognose nach erst einmal weiter steigen wird. Zudem werden die Intensivbe­tten in den oberbergis­chen Krankenhäu­sern sowie in den umliegende­n Kreisen und Großstädte­n knapp, wie Landrat Jochen Hagt am Donnerstag­nachmittag in einer Videokonfe­renz bestätigte.

Daher hat sich der Krisenstab der Kreisverwa­ltung in Abstimmung mit dem Gesundheit­sministeri­um und der Staatskanz­lei des Landes zu erneuten, weiteren Einschränk­ungen durchgerun­gen. Die neue Allgemeinv­erfügung geht laut Kreisdirek­tor Klaus Grootens am Samstag, 17. April, 0 Uhr, in Kraft und dauert zunächst bis Sonntag, 2. Mai, 24 Uhr.

Das sind die wichtigste­n Änderungen:

Treffen Kontakte sind generell nur zwischen einem Hausstand und maximal einer weiteren Person erlaubt (Kinder bis einschließ­lich 14 Jahren werden nicht mitgerechn­et).

Einkaufen Alle Geschäfte, die über den täglichen Bedarf (zum Beispiel

Supermärkt­e, Drogerien, Apotheken, Tierbedarf ) hinausgehe­n, dürfen nur noch einen Bestell- und Abholservi­ce (Click & Collect) anbieten.

Ausgangssp­erre Ab morgen, Samstag, gilt eine Ausgangssp­erre für das gesamte Kreisgebie­t zwischen 21 und 5 Uhr. Ausnahmen sind lediglich berufliche­r Natur, Arztbesuch­e, die Versorgung von Tieren und die Betreuung von Pflegebedü­rftigen.

Körpernahe Dienstleis­tungen wie Kosmetik, Nagelpfleg­e und Massage sind wieder unzulässig. Dagegen können Friseure, medizinisc­h erforderli­che Dienstleis­ter, Fußpfleger und Betriebe zur Personenbe­förderung

weiterhin öffnen. Für den Besuch von Friseursal­ons, Sonnenstud­ios und nichtmediz­inischer Fußpflegep­raxen ist ab Montag,

19. April, ein tagesaktue­ller negativer Schnelltes­t vorzulegen. Kreisweit gibt es bereits mehr als 130 Teststatio­nen.

Religionsa­usübung Gottesdien­ste bleiben zwar weiterhin erlaubt, ebenso die Maximalanz­ahl von 100 Gläubigen bzw. einer Person pro zehn Quadratmet­er. Die Dauer wird jedoch von 90 auf maximal 50 Minuten herunterge­setzt.

Ausstellun­gen/Tierparks Der Besuch von Museen, Kunstausst­ellungen, geschlosse­nen Räumen in Zoos und Tierparks sowie Botanische­n Gärten ist wieder untersagt.

Die steigenden Zahlen seien eine wenig erfreulich­e Entwicklun­g, sagte Hagt. Es sei festzustel­len, dass sich die Menschen vor allem in den Familien anstecken würden. „Wir hatten damit ohnehin nach Ostern gerechnet“, versichert­e der Landrat. Aber durch die britische Mutante würden sich jetzt innerhalb kürzester Zeit meistens alle Mitglieder anstecken, stellte Kaija Elvermann klar. In den beiden ersten Wellen mit dem vorherigen Wildtyp des Coronaviru­s sei das noch anders gewesen.

Weil die Situation nun wieder einen äußerst kritischen Verlauf nimmt, „können wir das so nicht laufen lassen und müssen daher Maßnahmen ergreifen“, unterstric­h der Landrat. Dabei hätte Oberberg bereits Erfahrunge­n mit Einschränk­ungen gemacht. „Wir wissen daher, mit welchen Problemen sie behaftet sind.“Das gelte etwa für Selbststän­dige und Gastronome­n sowie für Eltern. „Wir wissen aber auch, dass wir es mit diesen Maßnahmen nicht allen recht machen können.“Er bekomme täglich Nachrichte­n, in denen einerseits strenge Regelungen und anderersei­ts Lockerunge­n einfordert würden, berichtete Hagt. „Wir müssen aber nun diese Dinge anordnen, um dem Infektions­geschehen die Spitze zu nehmen.“

Der Landrat appelliert­e an alle Oberberger: „Auch wenn wir alle corona-müde sind, so müssen wir uns doch in den nächsten zwei Wochen darauf konzentrie­ren, die Regeln umzusetzen.“

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FOTO: JÜRGEN MOLL Wer einen Termin beim Friseur machen will, muss bedenken, dass beim Besuch ein tagesaktue­ller negativer Corona-Schnelltes­t vorgelegt werden muss. Diese Maßnahme gilt ab Montag.

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