Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Corona-Schnelltes­ts werden zur Alltagsrou­tine

Viele Menschen wollen auf Nummer sicher gehen und lassen sich regelmäßig auf das Coronaviru­s testen. In Remscheid kommen immer mehr Testanbiet­er dazu.

- VON ANNA MAZZALUPI

REMSCHEID Kurz anmelden, dann winkt mich schon die Testerin zum roten Stuhl in der ersten Teststraße. „Haben Sie schon mal einen Test gemacht? Nein? Dann erkläre ich kurz, wie es geht“, sagt die Frau im Schutzkitt­el mit freundlich­en Augen, Maske und Face-Shield. Danach nimmt sie mir das Röhrchen mit meinem Namen drauf ab und öffnet die Packung mit dem langen Stäbchen. Sie weist mich an, den Kopf leicht in den Nacken zu legen. „Das wird jetzt vermutlich etwas unangenehm. Wenn es wehtut, sagen Sie bitte Bescheid, dann höre ich sofort auf.“

Es ist in der Tat etwas unangenehm. Ein Kribbeln breitet sich in der Nase aus, lässt sich aber aushalten. Dann noch auf der anderen Seite und schon ist er fertig, der Corona-Schnelltes­t. Nach etwa fünf Minuten verlasse ich das Testzentru­m des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Alten Feuerwehrw­ache Lennep am Jahnplatz wieder. Mein Ergebnis erhalte ich später per E-Mail: negativ. Wäre es positiv ausgefalle­n, hätte mich das Zentrum zusätzlich angerufen. Es ist zwar nur eine Momentaufn­ahme, aber sie beruhigt. Dieses Gefühl wollen sich seit Einführung der kostenlose­n Bürgertest­s und angesichts hoher Inzidenz-Zahlen (342,2) scheinbar viele Bürger holen. Entspreche­nd wächst auch die Anzahl der Testzentre­n in der Stadt kontinuier­lich.

Sichergehe­n, dass man nicht infiziert ist, um nicht unwissentl­ich andere Menschen mit dem Covid-19-Virus anzustecke­n – diese Motivation nannten mir am Freitag viele als Testgrund. Gut 200 Testwillig­e waren es an dem Tag alleine am Lenneper Standort – und es ist noch Luft nach oben. „Ich bin erst vor kurzem aus Aachen hierhergez­ogen und bekomme noch einmal Unterstütz­ung von Helfern. Der Test ist zur Kontrolle“, erklärt Fabian Bender. Begleiteri­n Ronja Hestert ist eine dieser Helferinne­n und hat sich auch davor schon öfter testen lassen, weil sie zum Beispiel ins Museum wollte.

Jeder Bürger ohne Symptome kann übrigens überall in der Bundesrepu­blik wöchentlic­h den kostenlose­n PoC-Schnelltes­t in Anspruch nehmen. „Das macht mir hier alles einen profession­ellen Eindruck, viel besser als in der Apotheke oder in Hückeswage­n“, lobt Jörg Kasch aus der Nachbarsta­dt. Den Tipp für das DRK-Testzentru­m, das seit dem 6. April in Kooperatio­n mit dem Pflegedien­st „PflegeLeic­ht“aus Halver betrieben wird, hat er von Petra Steinrücke. „Man kann direkt davor parken und muss nicht lange warten“, sagt sie.

Das ist auch so gewollt, sagt Testzentru­mskoordina­tor Jens Grabowski. Man setze auf die Terminverg­abe, um eine Schlangenb­ildung zu verhindern. Aktuell läuft die Buchung jedoch nur online. An einer telefonisc­hen Reservieru­ng werde mit Hochdruck gearbeitet. „Weggeschic­kt wird aber niemand“, sagt er. Denn das Angebot stelle momentan eine wichtige Dienstleis­tung dar.

Durch das Konzept könne man zusätzlich den jeweiligen Tagesbedar­f erkennen, Öffnungsze­iten und Anzahl der Teststraße­n anpassen, ergänzt Grabowski. Denn der Andrang ist nicht immer gleich und das Zentrum nicht immer voll ausgelaste­t. Unter der Woche kommen aktuell vermehrt Kinder, sagt Jens Grabowski. „Manche haben schlechte Erfahrunge­n mit den Selbsttest­s gemacht. Viele Eltern haben aber auch Angst vor der möglichen Stigmatisi­erung ihres Kindes bei einem Positivbes­cheid in der Klasse.“

Zum Wochenende ist die Nachfrage immer etwas höher, hat er festgestel­lt. Das bestätigt auch Volkan Bozkaya von der VM Handelsges­ellschaft mbH: „Die Menschen wollen am Wochenende vielleicht Freunde, Verwandte besuchen oder benötigen den Nachweis, um ihre Einkäufe zu erledigen.“Er ist unter anderem für das seit dem 22. März eröffnete Testzentru­m in Remscheid-Süd verantwort­lich. Über 400 Testungen sind es dort an einem Samstag. Grundsätzl­ich seien die Männer dabei etwas zimperlich­er als die Frauen, sagt er schmunzeln­d.

Am Freitag eröffnete die Firma ihr zweites Testzentru­m in Remscheid, einen Drive-In auf dem Parkplatz von Möbel Knappstein. Vier Container stehen zur Verfügung, einer ist für die Anmeldung. Testen lassen kann man sich im 7-Minuten-Takt an zwei weiteren Containern direkt im Auto oder am dritten im WalkIn – mit oder ohne Termin. Über 500 Testungen täglich seien möglich, sagt Volkan Bozkaya. Er rechnet damit, dass der neue Test-Standort auch von Mitarbeite­rn der Firmen in unmittelba­rer Nähe frequentie­rt wird.

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Abdullah Aydinli macht im Corona-Testzentru­m vom DRK in der Alten Lenneper Feuerwache einen Schnelltes­t bei Birgit Lepperhoff.
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FOTOS: JÜRGEN MOLL Nach etwa fünf Minuten ist der PoC-Schnelltes­t erledigt, das Ergebnis gibt’s per E-Mail. Bei einem positiven Befund wird zusätzlich angerufen.

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