Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Corona-Schnelltests werden zur Alltagsroutine
Viele Menschen wollen auf Nummer sicher gehen und lassen sich regelmäßig auf das Coronavirus testen. In Remscheid kommen immer mehr Testanbieter dazu.
REMSCHEID Kurz anmelden, dann winkt mich schon die Testerin zum roten Stuhl in der ersten Teststraße. „Haben Sie schon mal einen Test gemacht? Nein? Dann erkläre ich kurz, wie es geht“, sagt die Frau im Schutzkittel mit freundlichen Augen, Maske und Face-Shield. Danach nimmt sie mir das Röhrchen mit meinem Namen drauf ab und öffnet die Packung mit dem langen Stäbchen. Sie weist mich an, den Kopf leicht in den Nacken zu legen. „Das wird jetzt vermutlich etwas unangenehm. Wenn es wehtut, sagen Sie bitte Bescheid, dann höre ich sofort auf.“
Es ist in der Tat etwas unangenehm. Ein Kribbeln breitet sich in der Nase aus, lässt sich aber aushalten. Dann noch auf der anderen Seite und schon ist er fertig, der Corona-Schnelltest. Nach etwa fünf Minuten verlasse ich das Testzentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Alten Feuerwehrwache Lennep am Jahnplatz wieder. Mein Ergebnis erhalte ich später per E-Mail: negativ. Wäre es positiv ausgefallen, hätte mich das Zentrum zusätzlich angerufen. Es ist zwar nur eine Momentaufnahme, aber sie beruhigt. Dieses Gefühl wollen sich seit Einführung der kostenlosen Bürgertests und angesichts hoher Inzidenz-Zahlen (342,2) scheinbar viele Bürger holen. Entsprechend wächst auch die Anzahl der Testzentren in der Stadt kontinuierlich.
Sichergehen, dass man nicht infiziert ist, um nicht unwissentlich andere Menschen mit dem Covid-19-Virus anzustecken – diese Motivation nannten mir am Freitag viele als Testgrund. Gut 200 Testwillige waren es an dem Tag alleine am Lenneper Standort – und es ist noch Luft nach oben. „Ich bin erst vor kurzem aus Aachen hierhergezogen und bekomme noch einmal Unterstützung von Helfern. Der Test ist zur Kontrolle“, erklärt Fabian Bender. Begleiterin Ronja Hestert ist eine dieser Helferinnen und hat sich auch davor schon öfter testen lassen, weil sie zum Beispiel ins Museum wollte.
Jeder Bürger ohne Symptome kann übrigens überall in der Bundesrepublik wöchentlich den kostenlosen PoC-Schnelltest in Anspruch nehmen. „Das macht mir hier alles einen professionellen Eindruck, viel besser als in der Apotheke oder in Hückeswagen“, lobt Jörg Kasch aus der Nachbarstadt. Den Tipp für das DRK-Testzentrum, das seit dem 6. April in Kooperation mit dem Pflegedienst „PflegeLeicht“aus Halver betrieben wird, hat er von Petra Steinrücke. „Man kann direkt davor parken und muss nicht lange warten“, sagt sie.
Das ist auch so gewollt, sagt Testzentrumskoordinator Jens Grabowski. Man setze auf die Terminvergabe, um eine Schlangenbildung zu verhindern. Aktuell läuft die Buchung jedoch nur online. An einer telefonischen Reservierung werde mit Hochdruck gearbeitet. „Weggeschickt wird aber niemand“, sagt er. Denn das Angebot stelle momentan eine wichtige Dienstleistung dar.
Durch das Konzept könne man zusätzlich den jeweiligen Tagesbedarf erkennen, Öffnungszeiten und Anzahl der Teststraßen anpassen, ergänzt Grabowski. Denn der Andrang ist nicht immer gleich und das Zentrum nicht immer voll ausgelastet. Unter der Woche kommen aktuell vermehrt Kinder, sagt Jens Grabowski. „Manche haben schlechte Erfahrungen mit den Selbsttests gemacht. Viele Eltern haben aber auch Angst vor der möglichen Stigmatisierung ihres Kindes bei einem Positivbescheid in der Klasse.“
Zum Wochenende ist die Nachfrage immer etwas höher, hat er festgestellt. Das bestätigt auch Volkan Bozkaya von der VM Handelsgesellschaft mbH: „Die Menschen wollen am Wochenende vielleicht Freunde, Verwandte besuchen oder benötigen den Nachweis, um ihre Einkäufe zu erledigen.“Er ist unter anderem für das seit dem 22. März eröffnete Testzentrum in Remscheid-Süd verantwortlich. Über 400 Testungen sind es dort an einem Samstag. Grundsätzlich seien die Männer dabei etwas zimperlicher als die Frauen, sagt er schmunzelnd.
Am Freitag eröffnete die Firma ihr zweites Testzentrum in Remscheid, einen Drive-In auf dem Parkplatz von Möbel Knappstein. Vier Container stehen zur Verfügung, einer ist für die Anmeldung. Testen lassen kann man sich im 7-Minuten-Takt an zwei weiteren Containern direkt im Auto oder am dritten im WalkIn – mit oder ohne Termin. Über 500 Testungen täglich seien möglich, sagt Volkan Bozkaya. Er rechnet damit, dass der neue Test-Standort auch von Mitarbeitern der Firmen in unmittelbarer Nähe frequentiert wird.