Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bürgermeis­terin will die „Bowl Church“

Die Jugendinit­iative plant, einen „Creative Space“auf dem Eifgen-Gelände einzuricht­en. Dafür haben die jungen Leute bereits mehr als 100.000 Euro Spenden gesammelt.

- VON KATHRIN KELLERMANN

Die Jugendinit­iative plant einen „Creative Space“auf dem Eifgen-Gelände. Dafür haben sie mehr als 100.000 Euro an Spenden gesammelt.

WERMELSKIR­CHEN Darin, für ihr Konzept zu begeistern und Spenden zu sammeln, sind die jungen Leute der Jugendinit­iative „Bowl Church“schon jetzt Sieger: Innerhalb von nur zwei Wochen sammelten die engagierte­n Jugendlich­en für ihren „Creative Space“, den sie im ehemaligen Freibad einrichten möchten, 110.000 Euro an Spenden. „Wir sind völlig überwältig­t und unglaublic­h dankbar. Vor allem in Corona-Zeiten ist es nicht selbstvers­tändlich, dass Menschen so viel geben. Mir zeigt es aber, dass wir ein Konzept entwickelt haben, das Wermelskir­chen braucht“, sagt Theologie-Student Ingmar Thomas (21). Projektman­ager Daniel Pleuser (36) ergänzt: „Bei einer Crowdfundi­ngaktion geht es ja nicht allein darum, die Spendensum­me zusammen zu bekommen, sondern auch, dass viele Menschen hinter dieser Idee stehen“, sagt er.

Im Vordergrun­d steht nun, wie die Stadt mit den Plänen im Eifgen verfährt. Geplant war, im Mai im Rat über den Verkauf der Gebäude zu entscheide­n. „Den Entscheidu­ngsprozess werden wir jetzt sicherlich verlangsam­en müssen, weil der Bedarf da ist, grundsätzl­ich nochmal über das Eifgen zu sprechen“, kündigt Bürgermeis­terin Marion Lück an. „Grundsätzl­ich finde ich die Pläne der außerorden­tlich engagierte­n jungen Leute wirklich fantastisc­h. Und ja, ein solcher ‚Creative Space’ wäre eine Bereicheru­ng für Wermelskir­chen“, sagt sie. „Ich will auch nur ungern Wasser in Wein gießen, aber ich mache mir Gedanken, ob die Ideen in Gänze an diesem Standort umgesetzt werden können. Entscheide­n

ist zu klären, was die Wermelskir­chener dort für eine Nutzung haben wollen.“

Der „Creative Space“soll ein generation­sübergreif­ender Treffpunkt in der Stadt werden. Geplant sind im alten Freibad unter anderem ein Töpfer- und Malraum, in der jetzigen Schmiede soll eine Möbelwerks­tatt entstehen, die von allen Wermelskir­chenern genutzt werden kann und in der Workshops angeboten werden. Angedacht ist auch ein Hofladen, ein Café und die Möglichkei­t zu Veranstalt­ungen auf dem Areal. „Hier soll sich jeder willkommen fühlen“, sagen die Initiatore­n.

„Eine tolle Idee, ein super Konzept und ich bin total offen für die Pläne“, pflichtet die Bürgermeis­terin bei. „Wir müssen uns aber die Frage stellen, ob das Eifgen dafür der richtige Standort ist.“Veranstalt­ungen wolle sie nach der Corona-Pandemie

grundsätzl­ich in Innenstadt­nähe haben, „weil wir unsere Innenstadt unbedingt stärken müssen“. Konzerte, Open-AirKino oder Floh- und Weihnachts­märkte würde sie deshalb weniger im Eifgen sehen, „weil die Besucher nach meiner Auffassung in die Innenstadt geholt werden sollen.“Was sie offen einräumt ist, dass die Öffentlich­keit zu spät in die Diskussion­en

über die Zukunft des Eifgen-Areals eingebunde­n war. Seit 2017 diskutiere­n Politik und Verwaltung über das Gelände. Im vergangene­n Sommer fiel die Entscheidu­ng, die beiden Gebäude Eifgen 8 und 9 zu verkaufen. Denn: „Die beiden denkmalges­chützten Gebäude müssen dringend saniert werden“, sagt Marion Lück. „Um das selber zu machen, haben wir im Haushalt leider nicht die nötigen Mittel. Deshalb ist die Entscheidu­ng für den Verkauf an einen Investor gefallen.“

Das könnte „Lo-projects“sein. Allerdings wurde in Ausschüsse­n und im Rat nur im nichtöffen­tlichen Teil diskutiert. Lediglich Oliver Platt (Bürgerforu­m) und Henning Rehse (WNKUWG) hatten in einer Ratssitzun­g Ende 2020 den Antrag gestellt, das Eifgen öffentlich zu besprechen. Erfolglos. Stattdesse­n wurden die Pläne der Büroräume und Co-Working-Spaces, die von „LO-projects“angedacht sind, vor wenigen Wochen vorgestell­t. „Was Rainer Kohl und sein Team dort angedacht haben, ist das, was wir dachten, was gewünscht ist: Eine Nutzung des Areals unter der Woche, damit am Wochenende alle Wanderer und Spaziergän­ger dort ihre Ruhe haben“, sagt Marion Lück. „Und es gibt keine Konkurrenz für das Haus Eifgen oder andere Veranstalt­ungshäuser in der Stadt.“

Bis zur Ratssitzun­g im Mai will die „Bowl Church“die 200.000 Euro für den Verkauf der beiden Gebäude 8 und 9 gesammelt haben. Noch ist jedoch unklar, wie hoch die Kosten für den Kauf des Freibades sind. „Wir verkaufen nur ungern. Aber die Kosten, um denkmalges­chützte Gebäude zu Schmuckstü­cken herzuricht­en, übersteige­n unsere Möglichkei­ten“, sagt Marion Lück. Darüber müsse sich auch die „Bowl Church“bewusst sein, dass nicht nur die Kaufkosten entscheide­nd sind, sondern vor allem die folgenden Sanierungs­kosten. „Der Sanierungs­stau liegt jetzt schon bei etwa einer Million Euro“, sagt Lück. Dennoch sei es sinnvoll, die Karten einmal neu zu mischen. „Aktuell haben wir ein laufendes Verfahren, und das müssen wir zu einem Abschluss bringen. In diesem Zusammenha­ng ist es sinnvoll, grundsätzl­ich zu klären, welche Art der Nutzung wir im Eifgen gestatten wollen und was wirtschaft­lich tragfähig ist.“Das Konzept sei klasse, „und ich will unbedingt, dass dieses tolle Projekt in Wermelskir­chen realisiert wird“, sagt die Bürgermeis­terin.

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FOTO: KELLERMANN (ARCHIV) Wollen im Eifgen einen Ort der Begegnung schaffen. Dafür sammeln Daniel Pleuser, Mariana Tweer, Ingrmar Thomas, Moritz Kruschinsk­i und Marla Kirchner (v. l.) für die Bowl Church Unterstütz­er.

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