Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Bürgermeisterin will die „Bowl Church“
Die Jugendinitiative plant, einen „Creative Space“auf dem Eifgen-Gelände einzurichten. Dafür haben die jungen Leute bereits mehr als 100.000 Euro Spenden gesammelt.
Die Jugendinitiative plant einen „Creative Space“auf dem Eifgen-Gelände. Dafür haben sie mehr als 100.000 Euro an Spenden gesammelt.
WERMELSKIRCHEN Darin, für ihr Konzept zu begeistern und Spenden zu sammeln, sind die jungen Leute der Jugendinitiative „Bowl Church“schon jetzt Sieger: Innerhalb von nur zwei Wochen sammelten die engagierten Jugendlichen für ihren „Creative Space“, den sie im ehemaligen Freibad einrichten möchten, 110.000 Euro an Spenden. „Wir sind völlig überwältigt und unglaublich dankbar. Vor allem in Corona-Zeiten ist es nicht selbstverständlich, dass Menschen so viel geben. Mir zeigt es aber, dass wir ein Konzept entwickelt haben, das Wermelskirchen braucht“, sagt Theologie-Student Ingmar Thomas (21). Projektmanager Daniel Pleuser (36) ergänzt: „Bei einer Crowdfundingaktion geht es ja nicht allein darum, die Spendensumme zusammen zu bekommen, sondern auch, dass viele Menschen hinter dieser Idee stehen“, sagt er.
Im Vordergrund steht nun, wie die Stadt mit den Plänen im Eifgen verfährt. Geplant war, im Mai im Rat über den Verkauf der Gebäude zu entscheiden. „Den Entscheidungsprozess werden wir jetzt sicherlich verlangsamen müssen, weil der Bedarf da ist, grundsätzlich nochmal über das Eifgen zu sprechen“, kündigt Bürgermeisterin Marion Lück an. „Grundsätzlich finde ich die Pläne der außerordentlich engagierten jungen Leute wirklich fantastisch. Und ja, ein solcher ‚Creative Space’ wäre eine Bereicherung für Wermelskirchen“, sagt sie. „Ich will auch nur ungern Wasser in Wein gießen, aber ich mache mir Gedanken, ob die Ideen in Gänze an diesem Standort umgesetzt werden können. Entscheiden
ist zu klären, was die Wermelskirchener dort für eine Nutzung haben wollen.“
Der „Creative Space“soll ein generationsübergreifender Treffpunkt in der Stadt werden. Geplant sind im alten Freibad unter anderem ein Töpfer- und Malraum, in der jetzigen Schmiede soll eine Möbelwerkstatt entstehen, die von allen Wermelskirchenern genutzt werden kann und in der Workshops angeboten werden. Angedacht ist auch ein Hofladen, ein Café und die Möglichkeit zu Veranstaltungen auf dem Areal. „Hier soll sich jeder willkommen fühlen“, sagen die Initiatoren.
„Eine tolle Idee, ein super Konzept und ich bin total offen für die Pläne“, pflichtet die Bürgermeisterin bei. „Wir müssen uns aber die Frage stellen, ob das Eifgen dafür der richtige Standort ist.“Veranstaltungen wolle sie nach der Corona-Pandemie
grundsätzlich in Innenstadtnähe haben, „weil wir unsere Innenstadt unbedingt stärken müssen“. Konzerte, Open-AirKino oder Floh- und Weihnachtsmärkte würde sie deshalb weniger im Eifgen sehen, „weil die Besucher nach meiner Auffassung in die Innenstadt geholt werden sollen.“Was sie offen einräumt ist, dass die Öffentlichkeit zu spät in die Diskussionen
über die Zukunft des Eifgen-Areals eingebunden war. Seit 2017 diskutieren Politik und Verwaltung über das Gelände. Im vergangenen Sommer fiel die Entscheidung, die beiden Gebäude Eifgen 8 und 9 zu verkaufen. Denn: „Die beiden denkmalgeschützten Gebäude müssen dringend saniert werden“, sagt Marion Lück. „Um das selber zu machen, haben wir im Haushalt leider nicht die nötigen Mittel. Deshalb ist die Entscheidung für den Verkauf an einen Investor gefallen.“
Das könnte „Lo-projects“sein. Allerdings wurde in Ausschüssen und im Rat nur im nichtöffentlichen Teil diskutiert. Lediglich Oliver Platt (Bürgerforum) und Henning Rehse (WNKUWG) hatten in einer Ratssitzung Ende 2020 den Antrag gestellt, das Eifgen öffentlich zu besprechen. Erfolglos. Stattdessen wurden die Pläne der Büroräume und Co-Working-Spaces, die von „LO-projects“angedacht sind, vor wenigen Wochen vorgestellt. „Was Rainer Kohl und sein Team dort angedacht haben, ist das, was wir dachten, was gewünscht ist: Eine Nutzung des Areals unter der Woche, damit am Wochenende alle Wanderer und Spaziergänger dort ihre Ruhe haben“, sagt Marion Lück. „Und es gibt keine Konkurrenz für das Haus Eifgen oder andere Veranstaltungshäuser in der Stadt.“
Bis zur Ratssitzung im Mai will die „Bowl Church“die 200.000 Euro für den Verkauf der beiden Gebäude 8 und 9 gesammelt haben. Noch ist jedoch unklar, wie hoch die Kosten für den Kauf des Freibades sind. „Wir verkaufen nur ungern. Aber die Kosten, um denkmalgeschützte Gebäude zu Schmuckstücken herzurichten, übersteigen unsere Möglichkeiten“, sagt Marion Lück. Darüber müsse sich auch die „Bowl Church“bewusst sein, dass nicht nur die Kaufkosten entscheidend sind, sondern vor allem die folgenden Sanierungskosten. „Der Sanierungsstau liegt jetzt schon bei etwa einer Million Euro“, sagt Lück. Dennoch sei es sinnvoll, die Karten einmal neu zu mischen. „Aktuell haben wir ein laufendes Verfahren, und das müssen wir zu einem Abschluss bringen. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, grundsätzlich zu klären, welche Art der Nutzung wir im Eifgen gestatten wollen und was wirtschaftlich tragfähig ist.“Das Konzept sei klasse, „und ich will unbedingt, dass dieses tolle Projekt in Wermelskirchen realisiert wird“, sagt die Bürgermeisterin.