Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Ohne eine entsprechend lange Vorbereitung ist kein Wettkampf möglich. Die Verletzungsgefahr ist zu groß.“
Auch auf internationaler Ebene gibt es Probleme: Austragung der Europameisterschaft ist ungewiss.
REMSCHEID Mit Problemen hatte der deutsche Rollhockeysport auch ohne die Pandemie schon genug zu kämpfen. In den Zeiten des sportlichen Lockdowns sind die natürlich nicht kleiner geworden. Und auf der internationalen Ebene sogar noch größer.
Die laufenden Spielzeiten in den Bundesligen der Männer und Frauen, an denen auch Teams der IGR Remscheid teilnehmen, sind noch nicht abgebrochen worden. Der Abbruch dürfte aber in den nächsten Tagen durch die Sportkommission des Deutschen Rollsport- und Inline-Verbandes (DRIV) erfolgen. Es gab Gedankenspiele, den Deutschen Meister auf anderen Wegen wie in Play-offs oder in Turnierform zu ermitteln. Auch das ist mittlerweile kein Thema mehr. Der Grund: Allen Beteiligten läuft die Zeit weg. „Als Hallensport ist noch nicht abzusehen, wann überhaupt ein Training aufgenommen werden kann. Ohne eine entsprechend lange Vorbereitung ist kein Wettkampf möglich. Die Verletzungsgefahr ist viel zu groß“, sagt der Remscheider Thomas Ullrich, der Vorsitzender der DRIV-Sportkommission ist.
Im nationalen Pokalwettbewerb ist die Anzahl der Teilnehmer überschaubar. Hier besteht eventuell noch eine kleine Chance, diesen Wettbewerb im Sommer über die Bühne zu bringen. Die umfangreichen Hygienekonzepte, die zum Beispiel im vergangenen Sommer bei den Ausrichtungen der Deutschen Meisterschaften für den Nachwuchs in Remscheid gegriffen haben, liegen in den Schubläden und müssten nur modifiziert werden.
Ob nach der Absage das Aus von Mannschaften droht, verneint Thomas Ullrich: „Wir sind bereits in den Planungen für die kommende Saison, die hoffentlich im September beginnen kann. Bei den Herren ist alles weiterhin am Start. Bei den Damen gibt es einen Wackelkandidaten, der eventuell durch eine Spielgemeinschaft aufgefangen werden kann.“
Größere Sorgen dürfte der Nachwuchs bereiten. Sämtliche Wettbewerbe sind da schon vor Wochen abgebrochen worden. Alle Beteiligten hoffen, mit einem halbwegs blauen Auge davon zu kommen. „Kinder
und Jugendliche können derzeit ja kaum eine Sportart betreiben“, sagt Ullrich. Außerdem sei das Interesse am Rollhockey weiter ungebrochen. Der Verband bietet seit einigen Wochen ein sogenanntes Coaching-Development-Programm per Zoom-Konferenzen im Internet an. Die Teilnahmerzahl pro Meeting ist auf 100 begrenzt. Diese Marke ist
Thomas Ullrich Vorsitzender der DRIV-Sportkommission einige Male beinahe geknackt worden.
Damit die Sportart Rollhockey auch in der Öffentlichkeit mehr präsent wird, ist vor einigen Jahren das Super-Cup-Wochenende im Sommer mit den Meistern und Pokalsiegern ins Leben gerufen worden. Das wird im Sommer allein schon aus einem Grund nicht stattfinden können: „Es gibt ja wahrscheinlich keine Deutschen Meister und Pokalsieger. Wir wollen auch keine Vereine benachteiligen, indem wir Clubs setzen“, betont Ullrich. Allerdings wird der Verband allen Teams mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um die Ausrichtung eigener Turniere geht, falls es wieder möglich ist.
Da es keine Meister und Platzierten in der Bundesliga gibt, kann sich auch kein Team für die nächste Europapokalrunde qualifizieren. Die Anzahl der internationalen Startplätze bleibt erhalten. Der nationale Verband kann Teilnehmer benennen. „Aber wenn wir bei den Clubs nachfragen werden, dürften wir nicht alle Plätze vergeben können“, glaubt Ullrich.
Könnte die Zurückhaltung auch daran liegen, dass es Ärger mit dem World-Skate-Europe-Komitee (WSEK) um die nicht zurückerstatteten Teilnahme-Gebühren der aktuellen Runde gibt, an der die Amateure nicht teilnehmen konnten? Dies dürfte mit Sicherheit bei vielen Vereinen eine Rolle spielen. Außerdem hat es auf eine gemeinsame Forderung von acht Nationen nach mehr Gehör in Richtung des Verbandes, der von den wenigen Profi-Rollhockey-Nationen dominiert wird, keine nennenswerten Reaktionen gegeben. In den Augen der acht nationalen Verbände scheinen die WSEK-Funktionäre aus Südeuropa das Anmahnen von mehr demokratischen Strukturen aussitzen zu wollen. „So wie bisher geht es aber nicht weiter“, betont Ullrich, der selbst Mitglied im europäischen Komitee ist.
Ob die deutsche Nationalmannschaft im Sommer an der Europameisterschaft in Portugal teilnimmt ist derzeit fraglich. Allerdings eher aus sportlichen Gründen. Auch die Nationalspieler können bis auf zwei Aktive, die im Profibereich in Südeuropa spielen, seit Monaten nicht trainieren. Außerdem steht bisher auch erst ein Austragungsort in Portugal, wo die EM im August stattfinden soll, fest. Die Kosten für Flüge und Unterbringung werden in den Pandemiezeiten vermutlich ansteigen. Zudem würde bei allen Beteiligten die Unsicherheit bleiben, wie die Situation in einigen Monaten grundsätzlich ist und was passiert, wenn es vor Ort Coronafälle geben würde.