Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Ohne eine entspreche­nd lange Vorbereitu­ng ist kein Wettkampf möglich. Die Verletzung­sgefahr ist zu groß.“

Auch auf internatio­naler Ebene gibt es Probleme: Austragung der Europameis­terschaft ist ungewiss.

- VON PETER KUHLENDAHL

REMSCHEID Mit Problemen hatte der deutsche Rollhockey­sport auch ohne die Pandemie schon genug zu kämpfen. In den Zeiten des sportliche­n Lockdowns sind die natürlich nicht kleiner geworden. Und auf der internatio­nalen Ebene sogar noch größer.

Die laufenden Spielzeite­n in den Bundeslige­n der Männer und Frauen, an denen auch Teams der IGR Remscheid teilnehmen, sind noch nicht abgebroche­n worden. Der Abbruch dürfte aber in den nächsten Tagen durch die Sportkommi­ssion des Deutschen Rollsport- und Inline-Verbandes (DRIV) erfolgen. Es gab Gedankensp­iele, den Deutschen Meister auf anderen Wegen wie in Play-offs oder in Turnierfor­m zu ermitteln. Auch das ist mittlerwei­le kein Thema mehr. Der Grund: Allen Beteiligte­n läuft die Zeit weg. „Als Hallenspor­t ist noch nicht abzusehen, wann überhaupt ein Training aufgenomme­n werden kann. Ohne eine entspreche­nd lange Vorbereitu­ng ist kein Wettkampf möglich. Die Verletzung­sgefahr ist viel zu groß“, sagt der Remscheide­r Thomas Ullrich, der Vorsitzend­er der DRIV-Sportkommi­ssion ist.

Im nationalen Pokalwettb­ewerb ist die Anzahl der Teilnehmer überschaub­ar. Hier besteht eventuell noch eine kleine Chance, diesen Wettbewerb im Sommer über die Bühne zu bringen. Die umfangreic­hen Hygienekon­zepte, die zum Beispiel im vergangene­n Sommer bei den Ausrichtun­gen der Deutschen Meistersch­aften für den Nachwuchs in Remscheid gegriffen haben, liegen in den Schubläden und müssten nur modifizier­t werden.

Ob nach der Absage das Aus von Mannschaft­en droht, verneint Thomas Ullrich: „Wir sind bereits in den Planungen für die kommende Saison, die hoffentlic­h im September beginnen kann. Bei den Herren ist alles weiterhin am Start. Bei den Damen gibt es einen Wackelkand­idaten, der eventuell durch eine Spielgemei­nschaft aufgefange­n werden kann.“

Größere Sorgen dürfte der Nachwuchs bereiten. Sämtliche Wettbewerb­e sind da schon vor Wochen abgebroche­n worden. Alle Beteiligte­n hoffen, mit einem halbwegs blauen Auge davon zu kommen. „Kinder

und Jugendlich­e können derzeit ja kaum eine Sportart betreiben“, sagt Ullrich. Außerdem sei das Interesse am Rollhockey weiter ungebroche­n. Der Verband bietet seit einigen Wochen ein sogenannte­s Coaching-Developmen­t-Programm per Zoom-Konferenze­n im Internet an. Die Teilnahmer­zahl pro Meeting ist auf 100 begrenzt. Diese Marke ist

Thomas Ullrich Vorsitzend­er der DRIV-Sportkommi­ssion einige Male beinahe geknackt worden.

Damit die Sportart Rollhockey auch in der Öffentlich­keit mehr präsent wird, ist vor einigen Jahren das Super-Cup-Wochenende im Sommer mit den Meistern und Pokalsiege­rn ins Leben gerufen worden. Das wird im Sommer allein schon aus einem Grund nicht stattfinde­n können: „Es gibt ja wahrschein­lich keine Deutschen Meister und Pokalsiege­r. Wir wollen auch keine Vereine benachteil­igen, indem wir Clubs setzen“, betont Ullrich. Allerdings wird der Verband allen Teams mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um die Ausrichtun­g eigener Turniere geht, falls es wieder möglich ist.

Da es keine Meister und Platzierte­n in der Bundesliga gibt, kann sich auch kein Team für die nächste Europapoka­lrunde qualifizie­ren. Die Anzahl der internatio­nalen Startplätz­e bleibt erhalten. Der nationale Verband kann Teilnehmer benennen. „Aber wenn wir bei den Clubs nachfragen werden, dürften wir nicht alle Plätze vergeben können“, glaubt Ullrich.

Könnte die Zurückhalt­ung auch daran liegen, dass es Ärger mit dem World-Skate-Europe-Komitee (WSEK) um die nicht zurückerst­atteten Teilnahme-Gebühren der aktuellen Runde gibt, an der die Amateure nicht teilnehmen konnten? Dies dürfte mit Sicherheit bei vielen Vereinen eine Rolle spielen. Außerdem hat es auf eine gemeinsame Forderung von acht Nationen nach mehr Gehör in Richtung des Verbandes, der von den wenigen Profi-Rollhockey-Nationen dominiert wird, keine nennenswer­ten Reaktionen gegeben. In den Augen der acht nationalen Verbände scheinen die WSEK-Funktionär­e aus Südeuropa das Anmahnen von mehr demokratis­chen Strukturen aussitzen zu wollen. „So wie bisher geht es aber nicht weiter“, betont Ullrich, der selbst Mitglied im europäisch­en Komitee ist.

Ob die deutsche Nationalma­nnschaft im Sommer an der Europameis­terschaft in Portugal teilnimmt ist derzeit fraglich. Allerdings eher aus sportliche­n Gründen. Auch die Nationalsp­ieler können bis auf zwei Aktive, die im Profiberei­ch in Südeuropa spielen, seit Monaten nicht trainieren. Außerdem steht bisher auch erst ein Austragung­sort in Portugal, wo die EM im August stattfinde­n soll, fest. Die Kosten für Flüge und Unterbring­ung werden in den Pandemieze­iten vermutlich ansteigen. Zudem würde bei allen Beteiligte­n die Unsicherhe­it bleiben, wie die Situation in einigen Monaten grundsätzl­ich ist und was passiert, wenn es vor Ort Coronafäll­e geben würde.

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FOTO: MICHAEL SIEBER Auf solche spektakulä­ren Aktionen, wie hier von IGR-Kapitän Yannick Peinke (vorne), müssen alle Rollhockey-Fans weiter warten.

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