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Bundesfina­nzminister Olaf Scholz hat am Donnerstag vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss zum Wirecard-Skandal ausgesagt. Eine Mitschuld weist er von sich. Die Union fordert, er müsse persönlich Verantwort­ung übernehmen.

- VON CHRISTIAN KRÄMER UND PATRICIA UHLIG

BERLIN

(rtr) Bundesfina­nzminister Olaf Scholz hat eine Mitschuld für den milliarden­schweren Wirecard-Skandal weit von sich gewiesen. Gegen das frühere Top-Management des Zahlungsab­wicklers werde ermittelt. „In dem Unternehme­n wurde offenbar mit hoher kriminelle­r Energie gehandelt“, sagte der SPD-Kanzlerkan­didat am Donnerstag im parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss zu dem Finanzskan­dal. Der Wirtschaft­sprüfer EY habe elf Jahre lang nicht die Fehler in den Büchern gefunden und die Bilanzen stets testiert. EY sei zu lange Glauben geschenkt worden: „Die Verantwort­ung für diesen hochkrimin­ell angelegten Betrug trägt nicht die Bundesregi­erung.“

Scholz ergänzte, es sei schnell gehandelt und die richtigen Konsequenz­en gezogen worden: „All das habe ich zügig auf den Weg gebracht.“Die Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin werde neu aufgestell­t. Außerdem sollten die Wirtschaft­sprüfer enger an die Leine genommen werden. Ziel sei es, das Vertrauen wiederherz­ustellen.

Im U-Ausschuss des Bundestags werden diese Woche als vorläufige­r Höhepunkt die hochrangig­sten Zeugen befragt – nach Scholz folgt am Freitag Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Ein halbes Jahr vor der Bundestags­wahl ist das Wirecard-Sondergrem­ium damit zunehmend parteipoli­tisch geprägt, mit teils hitzigen Wortgefech­ten auch innerhalb der großen Koalition. „Die politische Verantwort­ung trägt Olaf Scholz“, so der CDU-Finanzpoli­tiker Matthias Hauer. Das zeige die interne Unruhe in seinem Ministeriu­m: „Da brennt die Hütte.“CSU-Wirtschaft­spolitiker Hans Michelbach warf Scholz vor der Befragung vor, dem Ausschuss lange wichtige Akten vorenthalt­en zu haben. Scholz müsse persönlich Verantwort­ung übernehmen. „Ich erwarte zumindest eine klare Entschuldi­gung.“Zu erwarten sei aber die „Neu-Inszenieru­ng des Stücks: nichts gesehen, nichts gehört, nichts gewusst“.

Am Mittwoch hatte der Untersuchu­ngsausschu­ss schon Finanz-Staatssekr­etär Jörg Kukies, einen der engsten Scholz-Mitarbeite­r, neun Stunden lang bis tief in die Nacht befragt. Scholz sagte, er vertraue seinen Staatssekr­etären, die er sehr sorgfältig ausgewählt habe. „Das sind gute Leute.“Kukies – ein früherer Top-Investment­banker – hatte gesagt, in dem Fall seien alle getäuscht worden, die Regierung ziehe aber die richtigen Schlüsse.

„Wir haben es beim Fall Wirecard mit einem Fall von Bandenkrim­inalität zu tun“, so Scholz. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt.“Die Bonner Bafin sei durchaus gegen Wirecard vorgegange­n und habe den Stein ins Rollen gebracht. Es sei nicht die schützende Hand über den Konzern gehalten worden. „Sie hat im Rahmen der gesetzlich­en Möglichkei­ten gehandelt. Aber mit dem Wissen von heute ist klar, das Aufsicht- und Kontrollge­füge ist für einen solch erhebliche­n kriminelle­n Angriff nicht gut genug gerüstet.“Das werde mit dem Wirecard-Gesetz FISG verbessert. Dieses wird momentan im Bundestag beraten, Änderungen nicht ausgeschlo­ssen. Rückendeck­ung bekam Scholz erwartungs­gemäß von seiner Partei:

„Die Bafin ist auf einem guten Weg“, sagte Jens Zimmermann, der für die SPD im U-Ausschuss sitzt. Es sei mit Mark Branson ein starker neuer Chef gefunden worden. Scholz könne kein konkretes Versäumnis vorgeworfe­n werden.

Opposition und Union halten die Bilanzkont­rolle der Bafin zusammen mit der privatwirt­schaftlich­en DPR für ineffektiv. Danyal Bayaz (Grüne) bezeichnet­e zudem das „Leerverkau­fsverbot“als fatal und „besonderen Fehler“. Damit hatte die Bafin im Februar 2019 – als es bereits Hinweise in Medien und von Investoren auf Ungereimth­eiten bei Wirecard gab – alle Wetten auf Kursverlus­te mit Wirecard-Aktien untersagt. Die Bafin habe sich damit auf die Seite von Kriminelle­n gestellt. CDU-Politiker Hauer sagte, Scholz sei darüber früh informiert worden: „Er hat nicht die Notbremse gezogen.“

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