Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

BGV will im Eifgen keinen Bürokomple­x

Volker Ernst und Burkhard Stock erinnern an den historisch­en Wert des Eifgens als Naherholun­gsort.

- VON THERESA DEMSKI

Klare Positionen beziehen jetzt der Bergische Geschichts­verein und das Sozialwerk. Sie lehnen die Investorpl­äne ab.

WERMELSKIR­CHEN Das Eifgen-Areal sollte möglichst bald aus dem Dornrösche­nschlaf erwachen, finden Volker Ernst und Burkhard Stock vom Bergischen Geschichts­verein in Wermelskir­chen. Am Donnerstag­vormittag haben sie zum Termin am ehemaligen Freibad eingeladen, um einen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die künftige Nutzung zu leisten. „Die Menschen in Wermelskir­chen sollten viel mehr mitdiskuti­eren“, findet Volker Ernst und fragt sich, warum die Öffentlich­keit so zurückhalt­end sei. Der Standpunkt des Geschichts­vereins jedenfalls sei klar: „Hier sollte etwas von Wermelskir­chenern für Wermelskir­chener entstehen“, sagt Volker Ernst. Und: „Die Spuren der Geschichte sollten erhalten bleiben“, ergänzt er und deutet dann auf die historisch­en Bilder auf seinem Tablet.

Diese Spuren reichen zurück bis 1859, als auf dem heutigen Parkplatz ein privater Badeteich entstand. Hinzu komme die Geschichte der alten Schmiede, die als erstes Wasserwerk in die Historie der Stadt einging. „Das Wasser wurde hochgepump­t zum Wasserturm an der Berliner Straße“, erzählt Stock. Und damit gehöre das denkmalges­chützte Gebäude zu den wenigen letzten Zeugen der industriel­len Entwicklun­g der Stadt. „Wir sprechen uns dafür aus, diese Gebäude zu erhalten, zu sanieren und dann wieder für die Menschen in Wermelskir­chen erlebbar zu machen“, sagen die beiden Vertreter des heimischen Geschichts­vereins.

Und was bedeutet das konkret mit Blick auf die aktuellen Pläne? „Wir sehen hier keine Bürofläche“, erklärt Volker Ernst, „nichts Hypermoder­nes oder Protziges“. Das passe nicht zu diesem Ort – weder historisch gesehen noch mit Blick auf die Bedürfniss­e der Wermelskir­chener. Stattdesse­n setze er auf den Einsatz

Ehrenamtli­cher, auch der Geschichts­verein sei durchaus bereit, sich einzubring­en.

Das Areal am Eifgenbach habe den Menschen früh zur Naherholun­g gedient, erinnert der Vorsitzend­e des Geschichts­vereins und zeigt dann ein Foto aus den 1970er Jahren, als im Freibad Hochbetrie­b herrschte. Am Anfang sei Sand angeschütt­et worden, die Menschen hätten das Areal als Strandbad genutzt, später sei es ein Freibad geworden. „Die Menschen spielten hier Tennis, oben am Haus Eifgen entstanden Grotten mit Springbrun­nen, wo die Spaziergän­ger rasteten“, berichtet Burkhard Stock. Im heutigen Biergarten neben dem Haus Eifgen habe es eine Konzertmus­chel gegeben. Von der Friedhofss­traße bis zu Einmündung am heutigen Wohnhaus (Eifgen 5) habe es eine Rodelbahn gegeben. Ein Kleintierz­oo

habe sich hier im Tal befunden, später ein Schießstan­d und früh hätten die Menschen den Aussichtsp­unkt am benachbart­en Hohenstein als Ausflugszi­el entdeckt. „Das war Urlaub direkt vor der Haustür“, sagt Ernst, „und wir erleben, dass die Familien jetzt ins Eifgen zurückkehr­en.“Er beobachte einen Trend zurück zu den Ursprüngen.

Umso wichtiger sei es dem Geschichts­verein, dass an dieser historisch­en

Stelle kein Arbeitsort entstehe, an dem Parkplätze eng und die gute Nachbarsch­aft mit dem Kulturort „Haus Eifgen“auf die Probe gestellt würden. Ihnen gefalle die Idee von Ehrenamtli­chen, die hier einen Ort für die Wermelskir­chener schaffen, die Gebäude sanieren und erhalten und die Tradition dieses Ortes pflegen. Und deswegen gefällt ihnen auch der Einsatz des christlich­en Vereins „Bowl Church“, der sich für die Nutzung des Areals als Ort zur kreativen Entfaltung einsetzt. Die jungen Erwachsene­n haben bereits 163.159 Euro aus Spenden für ihren „Creative Space“generiert. Bereits im März hatte die Stadt ein Entwicklun­gskonzept und einen möglichen Investor für das Eifgental vorgestell­t: Im Fokus des Plans stehen Büroräume und Co-Working-Plätze, die über die Stadt hinaus auf Interesse stoßen sollen, die Räume sollen auch für Veranstalt­ungen gemietet werden können. Die Pläne sehen eine Gastronomi­e vor.

Währenddes­sen appelliert der Geschichts­verein an den Rat, im Eifgen wieder einen Platz für die Wermelskir­chener zu ermögliche­n – nachhaltig. Die beiden BGV-Vertreter betonen: Man wolle die Diskussion nicht dominieren, sondern die Bürger dazu einladen, sich daran zu beteiligen.

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In den 1970er Jahren herrschte im Freibad im Eifgen Hochbetrie­b

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