Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Impf-Aktion in Hamminkeln: Kreis widerspric­ht Arzt

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SCHERMBECK (her) In einer Scheune in Hamminkeln hatte er 200 Mitarbeite­r systemrele­vanter Firmen geimpft, in seiner Praxis 19 Mitarbeite­r der Gemeinde Schermbeck: Die eigenständ­ige Impf-Aktion des Allgemeinm­ediziners Christian Neukam führt zu Unmut. Einerseits, weil der Arzt zunächst 80 Euro pro Impfung von den beteiligte­n Firmen verlangt hatte. Anderersei­ts, weil die Geimpften in Prioritäts­gruppe 3 gehören, also noch nicht an der Reihe waren. Das Hauptargum­ent für die Aktion: Der Impfstoff habe kurz vor dem Verfall gestanden.

Wie sich am Donnerstag allerdings herausgest­ellt hat, war das nicht der Fall. Wie eine Sprecherin des Kreises Wesel unserer Redaktion sagte, war der an den Arzt ausgeliefe­rte Astrazenec­a-Impfstoff noch bis Ende Juni haltbar. Sowohl der Arzt als auch der Bürgermeis­ter der Gemeinde Schermbeck, Mike Rexforth (CDU), hatten die sonntäglic­he Impfung damit gerechtfer­tigt, dass der Impfstoff sonst auf dem Müll gelandet wäre. Es sei allemal besser zu impfen, als Impfstoff wegzuwerfe­n.

Dieses Argument hat der zuständige Kreis Wesel nun entkräftet.

Die rund 600 Astrazenec­a-Dosen, die der Arzt mit Praxis in Schermbeck besaß, stammten aus einem Sonderkont­ingent des Kreises. Dieser hatte Hausärzten angeboten, Impfstoff für ihre Patienten aus diesem Kontingent zu bestellen – innerhalb der Priorität und schwerpunk­tmäßig für immobile Personen und solche mit Vorerkrank­ungen. Von diesem Angebot hatte Neukam Gebrauch gemacht. Er habe Schwierigk­eiten gehabt, den Impfstoff an seine Patienten zu verteilen, teilte er mit.

Der Kreis hatte die Ärzte entspreche­nd einem Erlass des NRW-Gesundheit­sministeri­ums zunächst darum gebeten, den Impfstoff möglichst bis zum 14. April zu verimpfen. Die Behörde wies die Ärzte später in einem Schreiben darauf hin, dass die Dosen auch danach noch brauchbar wären. Bürgermeis­ter Rexforth sagte, während in anderen Bundesländ­ern die Priorisier­ung für Astrazenec­a aufgehoben werde, werde in NRW diskutiert.

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