Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Post setzt für das Klima auf die Bahn

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN/BONN Postchef Frank Appel versucht schon länger, sich dem grünen Zeitgeist zu nähern. Als ein Zeichen ließ er schon Anfang 2017 den Politikstr­ategen Daniel Holefleisc­h als Lobbyisten in Berlin einstellen. Als langjährig­er Mitarbeite­r der Parteizent­rale der Grünen konnte Holefleisc­h beste Kontakte vermitteln. Und seit Montag ist klar, dass dazu womöglich auch das Kanzleramt gehören könnte. Holefleisc­hs Ehefrau Annalena Baerbock ist seitdem Kanzlerkan­didatin der Ökopartei, seit Anfang 2018 ist sie Parteichef­in.

Investiere­n in eine grünere Zukunft will der Logistikri­ese auch mit einer Offensive, um trotz mehr Umsatz viel weniger CO2 auszustoße­n. Dafür sollen in den nächsten Jahren sieben Milliarden Euro ausgegeben werden, kündigte Appel im März an.

Welche Schritte in Deutschlan­d geplant sind, erläuterte der für das Post- und Paketegesc­häft zuständige Vorstand Tobias Meyer am Donnerstag. So soll der Anteil der Paketsendu­ngen, der zwischen Paketzentr­en per Güterzug transporti­ert wird, von nun zwei Prozent schnell auf sechs Prozent wachsen. Langfristi­g sollen es 20 Prozent sein. „In einem Zug könnten 100.000 Pakete transporti­ert werden“, rechnete Meyer vor. Damit würde der Einsatz von 35 Lkw unnötig.

Meyer sagte, dass die Post beim Zustellen eines Paketes rund ein Drittel weniger CO2 ausstoße als die Wettbewerb­er. Ein Grund ist, dass das Unternehme­n mit 15.000 elektrisch betriebene­n Elektrotra­nsportern der Eigenmarke Streetscoo­ter schon jetzt mehr auf E-Mobilität setzt als jeder Konkurrent. Nun soll die Flotte der Elektrotra­nsporter bis 2022 auf 22.500 Wagen wachsen, bis 2025 sogar auf 37.000 Stück.

Damit das klappt, wird der Streetscoo­ter nun wohl bis Ende 2022 weiter gebaut, meinte Meyer. Bisher war eher ein Ende der Produktion für Anfang diesen Jahres erwartet worden. Meyer sagte, es gäbe bisher kein ausreichen­des Angebot der klassische­n Autokonzer­ne.

Außerdem will die Post die Zusteller noch deutlich mehr mit Elektrofah­rrädern und Elektro-Dreirädern ausrüsten.

„In einem Zug könnten 100.000 Pakete transporti­ert werden.“

Tobias Meyer Postvorsta­nd

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