Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vergleiche­n, tanken, sparen

Das Kartellamt hat den Jahresberi­cht zum Spritmarkt veröffentl­icht. Preisunter­schiede von 20 Cent pro Liter an einem Tag sind häufig. Bei einer Fahrt von Köln nach Rügen unterschei­den sich die Tankkosten je nach Route um rund 20 Euro.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN/DÜSSELDORF Nachdem die Preise für Sprit in den vergangene­n sechs Monaten um fast ein Fünftel auf rund 1,47 Euro pro Liter Super E 10 und 1,31 Euro für Diesel gestiegen sind, rät das Bundeskart­ellamt zu einem noch intensiver­en Vergleich der Preise an der Zapfsäule. Die Bonner Behörde veröffentl­ichte am Donnerstag den jährlichen Bericht ihrer sogenannte­n Markttrans­parenzstel­le zur Beobachtun­g des Spritmarkt­s, die mit ihren Daten Dutzenden von Apps ermöglicht, jeweils die günstigste­n Preise vor Ort für Kraftstoff anzuzeigen.

Ein Vergleich lohnt sich für Autofahrer tatsächlic­h. Das zeigt der Jahresberi­cht. Schon bei derselben Tankstelle schwanken die Preise im Laufe des Tages durchschni­ttlich um zwölf Cent pro Liter. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskart­ellamtes sagt: „Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r können an der Tankstelle mit wenig Aufwand viel Geld sparen. Im Laufe eines Tages gibt es in einer Stadt oder Region Preisunter­schiede von mehr als 20 Cent pro Liter.“Das wären bei 50 Litern Tankmenge immerhin zehn Euro Preisdiffe­renz. Mundt ergänzt: „Autobahnta­nkstellen sind im Schnitt sogar 25 Cent teurer als andere Tankstelle­n.“Autohöfe würden nur rund fünf Cent Zuschlag nehmen.

Teuer sei es grundsätzl­ich fast immer morgens zwischen 5 und 8 Uhr, am niedrigste­n seien die Spritpreis­e meist am Abend zwischen 18 und 22 Uhr. Der Grund ist nach Einschätzu­ng von Marktkenne­rn, dass die Ölkonzerne immer morgens erst einmal möglichst hohe Preise fordern, um sich dann in der Regel etwas nach unten zu bewegen.

In den Städten werden dabei die Notierunge­n häufiger angepasst als auf dem Land: In Köln wurde der Preis für E 5 im Schnitt fast 18mal am Tag geändert, in der Vulkaneife­l nur 7,4-mal. Dabei gibt es immer deutlich mehr Preissenku­ngen, die aber mit zwei bis drei Cent in der Regel relativ klein sind; hingegen liegen die Preissprün­ge nach oben eher bei vier bis sechs Cent.

Ohne Namen zu nennen, bestätigt Mundt den Eindruck, dass manche Markenkett­en fast immer relativ teuer sind, wogegen einige andere Anbieter traditione­ll eher günstig verkaufen: „Man kann davon ausgehen, dass die richtige Tankstelle zur richtigen Zeit auch in Zukunft eine gute Wahl bleibt; günstige Tankstelle­n blieben zumeist relativ günstig, teure blieben teuer.“Relativ niedrige Preisunter­schiede meldet das Kartellamt zwischen Stadt und Land.

Die Experten simulierte­n für eine Urlaubsrei­se von Bonn nach Rügen, wie groß der Preisunter­schied pro Liter ist, wenn der Fahrer auf der 700 Kilometer langen Route entweder die teuerste Autobahnta­nkstelle genutzt hätte oder das günstigste Angebot einer Straßentan­kstelle oder eines Autohofs. Es kam eine Differenz von 40 Cent pro Liter zusammen. Bei einem Verbrauch von sieben Litern auf 100 Kilometer wäre das auf der Route ein Sparpotenz­ial von 19,60 Euro.

Zwischen den Regionen scheinen die Preisunter­schiede niedrig zu sein. Abgesehen von einigen besonders teuren Gegenden und einigen besonders günstigen Lagen beträgt die Preisdiffe­renz im Schnitt rund fünf Cent pro Liter. Diesel ist beispielsw­eise in Süddeutsch­land besonders teuer an der Grenze zur Schweiz, in Ostdeutsch­land günstig an der Grenze zu Polen.

Die Studie zeigt auch, wie der Lockdown vor einem Jahr zeitweise den Verbrauch senkte: Im April 2020 rutschte der Dieselverb­rauch um 22 Prozent ab. Benzin wurde 35 Prozent weniger getankt. Im Dezember, also im zweiten Lockdown, war der Dieselverb­rauch nur vier Prozent niedriger als ein Jahr davor, der Benzinverb­rauch um 17 Prozent.

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