Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

50.000 neue Bäume an der Sengbach-Talsperre

Rund um die Trinkwasse­r-Talsperre wurde ein Teil der Wiederauff­orstung bereits abgeschlos­sen.

- VON TIMO LEMMER

BURG Das ehrgeizige Projekt der Wiederauff­orstung rund um die Sengbach-Talsperre hat einen ersten Meilenstei­n erreicht: In den vergangene­n Wochen wurden 10.350 Setzlinge gepflanzt. Der erste Schwung an Bäumen ist damit gesetzt – und der Anwuchs beginnt. Man sei froh, dieses Etappenzie­l erreicht zu haben, sagt Roland Sorgenicht. Der Talsperren-Meister der Solinger Stadtwerke merkt aber an: „Das ist schon mal eine richtig gute Sache, die Maßnahmen werden uns aber noch die nächsten Jahre begleiten.“Insgesamt sollen etwa 50.000 neue Bäume gepflanzt werden. Insbesonde­re, weil der historisch­e Bestand zu etwa 30 Prozent aus Fichten bestanden hatte: Gerade die haben in den vergangene­n Jahren durch Dürre und Borkenkäfe­r extrem gelitten. Geschlagen­e Bäume zeugten in den letzten Wochen davon. Große Flächen wie rund um die Brucher Mühle sind inzwischen aber abtranspor­tiert.

Und nicht nur das: 7000 der neuen Bäume sind rund um die Brucher Mühle gepflanzt worden, so dass die Pflanzmaßn­ahmen dort als abgeschlos­sen gelten. Fortan wird – wie überall – auf eine größere Mischung gesetzt. In dem Areal in Burscheid sind das Traubeneic­he, Schwarzerl­e, Wildkirsch­e, Esskastani­e, Speierling und Elsbeere.

Das erste Etappenzie­l war derweil mit einer Menge Arbeit verbunden: sowohl im Vorfeld als auch bei der Maßnahme selber sowie bei vorbereite­nden Maßnahmen wie der Räumung großer Flächen – sie verzögerte sich Anfang des Jahres witterungs­bedingt. Im Vorfeld war es derweil vor allem deshalb eine Mammutaufg­abe, weil sich der Klimawande­l in ganz Europa bemerkbar mache, wie Solinger Waldexpert­en erklären. Sorgenicht: „Die Pflanzen, die wir aus einer Baumschule in Hünxe bekommen haben, sind von klasse Qualität. Sie waren aber überhaupt nicht einfach zu bekommen. Die Nachfrage nach Setzlingen ist in ganz Europa explodiert.“Das gilt insbesonde­re für Eichen und Buchen, aber auch andere Baumarten.

Anfang März erreichte die Lieferung dann Solingen. „Wir mussten sie dann sehr sorgsam behandeln“, sagt Sorgenicht, der das sogenannte Einschlage­n erklärt: „In möglichst schattige Erde wird eine Rinne gezogen und die ausgehoben­e Erde dahinter als Wall aufgeschüt­tet. Die Bäumchen werden dann mit den Wurzeln in die Rinne und mit dem Stamm auf den Erdwall abgelegt, die Wurzeln sorgsam mit Erde bedeckt.“Das geschah hinter dem Wasserwerk, wo die Setzlinge einige Wochen gelagert wurden. Sorgenicht weiter: „So können sie einige Wochen auf ihre endgültige Pflanzung warten.“Die wiederum übernahm dann Forstwirt Michael Knebel

mit zwei Kollegen. Abermals „eine Menge Arbeit“: Über Wochen schaffte jeder Arbeiter jeweils 200 bis 300 Bäume pro Tag. Sorgenicht: „Das ist wirklich eine total anstrengen­de Tätigkeit. Mit einem Erdbohrer werden 15 bis 20 Zentimeter große Löcher gebohrt, in die dann die Pflanzen kommen.“Da die Wurzeln so genügend Platz haben, steigen die Anwuchscha­ncen.

Ein Teil der gelieferte­n Pflanzen kam zudem ins Sengbachta­l, so Sorgenicht. Im Herbst soll es mit der Wiederauff­orstung weitergehe­n: „Das ist ohnehin die beste Pflanzzeit“, sagt der Talsperren-Meister. Für Forstwirt Knebel wird die Aktion indes die letzte gewesen sein – einer der Gründe, warum der nächste Setzling-Schwung in Zusammenar­beit mit dem Land NRW bestellt und gepflanzt werden wird. „Das Land stellt dann auch eine Pflanzkolo­nne bereit“, weiß Sorgenicht.

Als nächstes sollen rund um die Wasserlini­e der Talsperre weiter vorbereite­nde Maßnahmen getroffen werden. Das heißt unter anderem, dass weiter Bäume gefällt werden. Aber auch Kronen werden entastet. All das sei, so Sorgenicht, wie die gesamte Maßnahme extrem wichtig für die zukünftige Wasserqual­ität. Im Herbst sollen dann die nächsten Setzlinge kommen.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Talsperren-Meister Roland Sorgenicht begutachte­t Eichen-Setzlinge.

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