Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Aus Waldbrand für die Zukunft lernen
Nach dem großen Waldbrand am 367 Meter hoch gelegenen Hömerich bei Gummersbach vor einem Jahr müssen sich Regionalforstamt und Feuerwehren neu aufstellen. Brände dieser Kategorie könnten im Bergischen künftig öfter auftreten.
OBERBERG/HÜCKESWAGEN Der Brand auf dem Hömerich bei Gummersbach am 20. April 2020 war der größte Waldbrand, den es im Oberbergischen Kreis bis dato gegeben hatte. Auch Einsatzkräfte aus Hückeswagen waren angefordert worden: Die Löschgruppe Straßweg musste Tage später Glutnester löschen, die Bergungsgruppe des Technischen Hilfswerks half bei den Aufräumarbeiten.
Die Erinnerungen an den verheerenden Brand sind bei allen Einsatzkräften noch sehr präsent. Noch jetzt, ein Jahr später, riecht es auf dem Berg immer noch nach verbranntem Holz. Derweil fällt der Blick in eine „Mondlandschaft“mit einzelnen geschwärzten Stämmen, vielen Baumstümpfen, jeder Menge Totholz – und vielen, zartgrünen Jungbäumen.
„Wenn es etwas Gutes gibt, dann das, dass wir daraus lernen konnten“
Kay Boenig
Leiter des Regionalforstamts
Beim Ortstermin des Regionalforstamt Bergisches Land und der Freiwillige Feuerwehr Gummersbach wird eines deutlich: „Waldbrand war bis dahin kein Thema für das an sich so nasse und regnerische Bergische“, sagt Kay Boenig, der Leiter des Regionalforstamts. Aber die dem Waldbrand vorangegangenen zwei sehr trockenen Sommer sowie das ebenfalls regenarme Frühjahr 2020 habe für jede Menge trockenes Brennmaterial in der Region gesorgt. „Der Brand, der durch Brandstiftung entstanden ist, hat sich dann zudem durch eine ungünstige Wind- und Wetterlage so sehr ausgebreitet, dass die beteiligten Wehren sechs Tage brauchten, mit zeitweise bis zu 200 Feuerwehrleuten im Einsatz, um ihn löschen zu können“, erinnert Boenig.
„Wenn es aber etwas Gutes gibt, dann das, dass wir daraus lernen konnten.“Im vergangenen Jahr habe das Regionalforstamt mit der Feuerwehr überlegt, wie man künftig besser aufgestellt auf solche immer wahrscheinlicher werdenden Großbrände reagieren könne. Wie wichtig das sei, könne man an den Zahlen erkennen. „Das Gebiet hier umfasst etwa 90 Hektar Wald – davon sind 22 Hektar abgebrannt“, berichtet Boenig. Es werde Generationen dauern, bis diese Fläche wieder in Kultur gebracht worden sei. „Wichtig ist daher eine verstärkte Zusammenarbeit von Forstämtern und Feuerwehren – das wird derzeit neu definiert“, versichert er. Nicht zuletzt sollten in diesem Zusammenhang künftig gemeinsame strategische Übungen veranstaltet werden. Boenig lobt hier vor allem die gute Zusammenarbeit mit dem Kreis. „Diese ist hervorragend. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft!“
Weitere wichtige Punkte würden indes vor allem den Waldbau betreffen. „Da muss mehr getan werden“, fordert der Leiter der Regionalforstamts. Dies betreffe etwa den Wegebau im Revier. So müssten die Wege offengehalten werden, damit die Löschfahrzeuge im Brandfall in den Wald kommen könnten. „Kurzfristig müssen auch Dürrständer und leicht brennbares Totholz wie Reisig entfernt werden“, betont Boenig. Nicht zuletzt gehe es darum, an strategisch wichtigen Punkten im Revier Löschwasserbehälter aufzustellen. „Das kostet alles Geld, aber die ersten Mittel sind noch in diesem Jahr zu erwarten“, versichert der Forstamtsleiter.
Der Wald müsse nun allerdings zunächst einmal aufgeforstet werden. Das sei Aufgabe der etwa 30 Waldbesitzer, denen die 90 Hektar gehörten. „Diese kleinteilige Besitzlage ist typisch für das Bergische Land“, hat Revierförster Michael Cescotti festgestellt. Viele Waldbesitzer hätten kleinere Reviere. Es sei allerdings nicht ganz einfach, diese Waldbesitzer erneut zu motivieren. „Kein Wunder, nachdem ihnen ,Kyrill’ 2007 schon einmal viel Wald genommen und sie zum Wideraufforsten
gezwungen hat, müssen sie nun schon wieder Geld in die Hand nehmen“, sagt Cescotti. Boenig ergänzt: „Hier muss vor allem das Abrufen von Fördermitteln einfacher werden.“Dazu stehe man mit der Landesregierung im Kontakt und habe auch die Hoffnung, dass dies bald umgesetzt werde.
Auf dem Hömerich würden nun drei neue Baumarten angepflanzt – Lärche, Buche und Baumhasel. „Dazu kommen mit Kiefern und Birken, die sich natürlich vermehren, zwei weitere Baumarten dazu“, erläutert Cescotti. Die Vielfalt der
Baumarten und deren höhere Resistenz gegen Trockenheit würde eine gute Mischung ergeben. Zusätzlich könne man sich als Waldbesitzer auch am Wiederbewaldungskonzept des Landes orientieren. „Auf einem Hektar werden etwa 3000 neue Bäume gepflanzt. Pro Baum fallen dabei Anschaffungskosten in Höhe von zirka zwei Euro an“, sagt der Revierförster. Allerdings müssten die Bäume dann auch gepflegt werden – im Abstand von ungefähr fünf Jahren. Waldpflege sei eben keine kurzfristige Angelegenheit, sondern eine für Generationen.