Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Drei Ziegen passen auf 240 Hühner auf
Auf dem Hof Holberg tummelt sich in zwei großen Freigehegen jede Menge Federvieh. Die Eier gibt es in der Kartoffelhütte zu kaufen – landen aber auch auf dem eigenen Esszimmertisch. Nur der Habicht stört die Idylle.
RADEVORMWALD Aus einer anfangs kleinen Idee ist in nur zwei Jahren eine deutlich größere geworden. Auf dem Hof Holberg von Stefanie und Dirk Holberg tummeln sich seit 2019 viele Hühner und der eine oder andere Hahn. „Ich wollte eigentlich nur mit acht oder zehn Hühnern anfangen – die gibt es übrigens auch noch“, sagt Stefanie Holberg und lacht. Dann sei sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn auf einem Landwirtschaftstag gewesen. Dort habe sie ein sogenanntes Hühnermobil gesehen – ein weitläufig abgestecktes Freilandgehege für bis zu 240 Hühner mit angeschlossenem Stall. „Das fand ich so toll, dass ich zu meinem Mann gesagt habe: Das müssen wir auch haben“, sagt Stefanie Holberg.
Vor zwei Jahren habe sie dann das erste Hühnermobil angeschafft, im vergangenen Jahr das zweite. „Und bald werden wir noch ein drittes bekommen, da die Nachfrage nach den Eiern unserer Hühner einfach so groß ist“, sagt sie. Und die Hühner – bei den Tieren handelt es sich um solche der Rasse Lohmann Brown – haben es gut auf dem Hof Holberg. „Sie können praktisch machen, was sie wollen. Scharren, picken, gackern – und eben Eier legen, wann sie wollen“, sagt Stefanie Holberg. Dazu gehen die Vögel dann in den mobilen Stall. Zum Eierlegen bevorzugen sie nämlich eine dunkle und gemütliche Ecke.
„Am hinteren Ende des Hühnermobils befindet sich eine Klappe, die man von außen öffnen kann“, sagt Stefanie Holberg. Gesagt, getan. Hinter der Klappe befindet sich ein Fach mit Dinkelspelz. Darin liegen die Eier, noch warm, und warten darauf, gesammelt zu werden. 180 Eier pro Tag legen die etwa 480 Hühner im Schnitt. Und sind dabei durchaus neugierig: „Sobald die Klappe aufgeht, kommen sie näher und gucken, was da so passiert“, sagt Stefanie Holberg und lächelt. Die Freiheit der Tiere bringt natürlich Gefahren mit sich. Konkret
zwei: Fuchs und Habicht. „Den Fuchs hatten wir tatsächlich schon im Gehege, der hat sich dann mehrere Hühner geholt. Dagegen haben wir Strom auf den Zaun gelegt“, sagt Stefanie Holberg. Seitdem habe man Ruhe vor Herrn Reineke gehabt. Allerdings müssten die neuen Hühner das erst einmal lernen, wie Stefanie Holberg schmunzelnd sagt. „Ein leichter Schlag, wenn sie beim Picken gegen den Zaun kommen – und schon haben sie es verstanden, dass sie sich besser fernhalten. Und der Fuchs mag das auch überhaupt nicht.“
Gegen den Habicht würde man normalerweise mit einem Vogelnetz arbeiten. Aber auf der großen Fläche des Hühnermobils sei das sehr unpraktisch umzusetzen. Den Schaden, den der Habicht anrichten würde, wäre indes viel zu groß. „Wenn er sich ein Huhn holt, sieht es im Gehege aus, als wäre dort ein Blutbad
passiert“, sagt Stefanie Holberg. Denn im Gegensatz zum Fuchs fresse der Habicht vor Ort bis er satt sei. Auf dem Hof Holberg hat man sich nun eine nicht nur hoffentlich effektive, sondern auch extrem niedliche Habicht-Schutzfunktion einfallen lassen: Zwergziegen. Die kleinen Vierbeiner sind seit einigen Wochen auf dem Hof Holberg – und fühlen sich unter dem gurrenden und gackernden
Federvieh offensichtlich pudelwohl. Ganz ruhig grasen sie auf der Wiese, auf der nun neben den Tieren auch jeweils ein Pferdewagen steht. „Da wohnen die Ziegen drin. Ich hoffe sehr, dass sie auf den Habicht tatsächlich abschreckend wirken“, sagt Stefanie Holberg. Da die Ziegen größer – wenn auch nicht viel - sind als die Hühner und auch anders gefärbt sind und sich anders bewegen, sollen sie dem Habicht signalisieren, dass dort keine leichte Hühnerbeute zu machen ist. „Ob sie die Hühner auch tatsächlich verteidigen würden, weiß ich nicht – schön wäre das natürlich“, betont Stefanie Holberg.
Die Radevormwalderin hat sich in den vergangenen zwei Jahren zur absoluten Hühnerfreundin entwickelt. Das war nicht unbedingt zu erwarten. „Bis ich die ersten Hühner bekommen habe, habe ich niemals ein solches Tier angefasst. Das war zu Beginn durchaus etwas abenteuerlich“, sagt Stefanie Holberg und lacht. Aber sie habe sich schnell an das Geflügel und seine Eigenheiten gewöhnt. „Jedes Huhn ist etwas anders. Genau wie beim Menschen gibt es hier eben ganz unterschiedliche Charaktere“, sagt sie. Und freut sich, wie jeden Tag, darauf, die vielen frischgelegten Eier einzusammeln.
IHR THEMA?
Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns! radevormwald @bergische-morgenpost.de 02196 720194
BM Radevormwald rp-online.de/messenger 02196 720129
Außerdem erreichen Sie Redakteur
Joachim Rüttgen heute von
14 bis 15 Uhr unter
02196/720111