Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kreml-Kritiker Nawalny beendet Hungerstreik
MOSKAU (ap) Nach einer medizinischen Behandlung beendet der inhaftierte russische Oppositionsführer Alexej Nawalny seinen mehr als dreiwöchigen Hungerstreik. Nawalny erklärte am Freitag in einer Stellungnahme bei Instagram, die Ärzte hätten ihn gewarnt, er gefährde sein Leben, wenn er weiterhin keine Nahrung zu sich nehme.
Nawalny teilte mit, er werde wegen eines Taubheitsgefühls in Armen und Beinen weiterhin eine Untersuchung durch seinen eigenen Arzt fordern. Die Ablehnung dieses Wunsches war der Hauptgrund, warum Nawalny 24 Tage zuvor in den Hungerstreik getreten war. Zumindest sei er jetzt zweimal von unabhängigen Ärzten behandelt worden, die nicht für die Justizbehörden arbeiteten.
Der Politiker dankte den „guten Menschen“in Russland und auf der ganzen Welt für ihre Unterstützung. „Wir haben gewaltige Fortschritte gemacht“, erklärte er. Am Mittwoch waren in vielen russischen Städten Tausende Menschen für Nawalny auf die Straße gegangen. Zu den Protesten hatte sein Team aufgerufen, weil sich der Gesundheitszustand des Oppositionellen nach Angaben seiner Ärzte dramatisch verschlechtert hatte.
Die russischen Justizbehörden erklärten, der 44-Jährige habe jede Hilfe erhalten, die er benötige. Der Politiker gab an, er sei praktisch nicht behandelt worden, als er am 31. März in den Hungerstreik trat. Nawalny sagte, er werde am Freitag damit beginnen, aus dem Hungerstreik herauszukommen. Der ganze Prozess werde aber 24 Tage dauern.
Der Kremlkritiker war im Februar wegen des Verstoßes gegen Bewährungsauflagen einer Verurteilung von 2014 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, ein Urteil, das der Europäische Menschenrechtsgerichtshof als willkürlich und offensichtlich unangemessen bewertete.
Kurz zuvor war Nawalny im Januar bei seiner Rückkehr aus Deutschland verhaftet worden, wo er nach einem Giftattentat fünf Monate lang behandelt worden war. Für den Anschlag macht er den Kreml verantwortlich, der das zurückweist. Die Verhaftung löste die größten Protesten in Russland seit Jahren aus.