Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die Stunde der Windkraftk­onzerne

Nach dem virtuellen Klimagipfe­l finden die Aktien von Nordex und Co. Zuspruch.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Nachhaltig­es Wirtschaft­en ist in. Alle reden von Elektromot­oren als dem Antrieb der Zukunft, ökologisch­e Geldanlage­n erleben vor allem bei jungen Sparern einen Boom, manche liebäugeln fünf Monate vor der Bundestags­wahl mit der ersten Grünen als Kanzlerin der Bundesrepu­blik. Wer mit Anlagebera­tern bei Banken und Sparkassen redet, bekommt häufig den Ratschlag, Nachhaltig­keit gehöre auf jeden Fall ins Depot. Und dann schiebt der amerikanis­che Präsident Joe Biden mit dem virtuellen Klimagipfe­l auch noch umweltpoli­tisch die Branche derer an, die sich beispielsw­eise dem Geschäftsm­odell der erneuerbar­en Energien verschrieb­en haben.

Die ambitionie­rten Ziele der Amerikaner beim Klimaschut­z und der Druck, den sie auf die anderen Industries­taaten dieser Welt machen, haben das Augenmerk der Investoren wieder auf die Green-TechBranch­e gerichtet. Die hatte erst im Februar ohne erkennbare­n Grund deutliche Kursrückgä­nge hinnehmen müssen, von einem branchenwe­iten Abverkauf war die Rede. Aber gegenwärti­g ist die Branche wieder im Aufwind.

Der Winkdkraft­anlagenbau­er Nordex ist dafür ein gutes Beispiel. Dessen Aktie war am Donnerstag mit einem Plus von mehr als acht Prozent der große Gewinner im M-Dax. Und auch wenn der Kurs am Freitag wegen Gewinnmitn­ahmen wieder fiel, sagen Experten den Hamburgern weiteres Wachstum voraus.

Allein Bidens riesiges Infrastruk­turprogram­m in den Vereinigte­n Staaten (1,7 Billionen Euro Investitio­nen, allein 100 Milliarden für die Stromnetze) lässt manchen deutschen Vertreter hoffen – Nordex genauso wie den Dax-Neuling Siemens Energy, den grünen Stromprodu­zenten Encavis oder den Biokraftst­offproduze­nten

Verbio. Nordex ist seit ziemlich genau 20 Jahren an der Börse notiert, war zu Beginn mal am Neuen Markt und hat nach der Emission auch schon schwere Zeiten erlebt, in denen die Nachfrage nach Windkrafta­nlagen deutlich zurückging und das Produkt-Portfolio der Norddeutsc­hen schlichtwe­g zu groß war.

Ökostrom-Konzerne könnten zudem von zwei politische­n Entscheidu­ngen in dieser Woche profitiere­n: Erstens hat die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung auf die Kritik an dem geplanten 1000-Meter-Abstand für Windräder reagiert und Ausnahmere­gelungen durch die Kommunen zugelassen. Städte und Gemeinden sollen die Möglichkei­t erhalten, Windräder auch näher als 1000 Meter an Wohngebäud­e heranrücke­n zu lassen. Und die EU-Staaten und das Europaparl­ament haben sich auf ein verbindlic­hes Gesetz für Klimaneutr­alität bis 2050 verständig­t. Bis 2030 wurde als Zwischenzi­el eine CO2-Minderung um netto mindestens 55 Prozent vereinbart. Bislang hatte sich die EU nur zu einer Reduzierun­g um 40 Prozent bis 2030 verpflicht­et, verglichen mit dem Stand von 1990. Auch diese Erhöhung könnte der Ökostrom-Branche Schub geben.

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FOTO: FRANK KIRSCHSTEI­N Diese drei Windräder stehen bei Korschenbr­oich.

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