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Borussia braucht wieder die Gier auf Erfolg

Gladbach leistet sich zu viele Nachlässig­keiten, dabei steht Trainer Marco Rose für Erfolgshun­ger. Der muss im Endspurt zu sehen sein.

- VON THOMAS GRULKE

MÖNCHENGLA­DBACH An klarer Kante mangelte es nicht. Ob es Torwart Tobias Sippel war, Rechtsvert­eidiger Stefan Lainer oder Trainer Marco Rose – alle sprachen nach dem 2:3 bei der TSG Hoffenheim von einer völlig verdienten Niederlage, die sie sich nach 2:0-Halbzeitfü­hrung ganz allein selbst zuzuschrei­ben hatten. Deutliche Aussagen hatte es indes schon vor der Partie gegeben. „Wir brauchen einen guten Endspurt und wollen bei der TSG wieder Punkte draufpacke­n“, hatte Rose im Vorfeld der Partie gesagt. Zu sehen war davon in Hoffenheim jedoch nichts.

Gladbach verpasste damit die große Chance, näher an Bayer Leverkusen, das derzeit den sechsten Platz belegt, heranzurüc­ken. Nun bleiben nur noch vier Spiele, um vier Punkte Rückstand aufzuholen und noch sicher in einen internatio­nalen Wettbewerb zu kommen – eventuell wird je nach Ausgang des DFB-Pokals indes auch der siebte Platz für die neu geschaffen­e Europa Conference League reichen. Um Leverkusen aber noch anzugreife­n, braucht es nun nicht nur am Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen Arminia Bielefeld, sondern in den allen restlichen Spielen ein ganz anderes Auftreten.

Gier, Erfolgshun­ger, Unnachgieb­igkeit, Aktivität: All das ließ Borussia am vergangene­n Mittwoch vermissen. All das wird aber grundsätzl­ich mit dem Trainer Marco Rose verbunden, er selbst sprach diese Elemente bei seiner Vorstellun­g im Borussia-Park vor knapp zwei Jahren an. Die Gier sollte auf dem Platz zu sehen sein, sie sollte aber auch nochmals das Erfolgsden­ken im Verein untermauer­n, das war die Hoffnung des Managers Max Eberl. Und die Rechnung ging auf: Borussia stürmte mit einem intensiven, aktiven Spielstil in Roses erster Saison in die Champions League.

Im zweiten Jahr seiner Amtszeit wurden die Gier-Auftritte der Mannschaft aber seltener, stattdesse­n sorgte ein gewisser Schlendria­n für unnötige Punktverlu­ste – und das beileibe nicht erst seit Februar, als Rose der Mannschaft mitteilte, dass er nach der Saison nach Dortmund gehen werde. Nachlässig­keiten ziehen sich bereits durch die komplette Spielzeit, was 26 verspielte Zähler nach Führungen verdeutlic­hen. So wird der Beobachter nicht so recht schlau aus der aktuellen Borussia, die auch in der laufenden Saison bewiesen hat, dass sie es kann, die in der Champions League Großklubs wie Real Madrid und Inter Mailand ärgert, in der Bundesliga die Topteams schlägt und Rückstände in Siege verwandelt. Die aber auch zu schnell zufrieden wirkt – so wie nun in Hoffenheim, als sie den Rückenwind aus zuvor vier Spielen mit zehn Punkten nicht zu nutzen wusste.

„Es gibt bei uns nie ein Mentalität­soder grundsätzl­iches Einstellun­gsproblem, da bin ich komplett bei meinen Spielern“, betonte Rose am Freitag, er sagte aber auch: „Wir haben in diesem Jahr das Thema, dass wir immer wieder nicht besonders gut mit Führungen umgehen.“Als Beispiel diene die Ecke zum 1:2 in Hoffenheim. „Wir müssen lernen, jede Situation, die irgendwie Gefahr auslösen könnte, als die wichtigste zu nehmen. Dieser Eckball muss für die Spieler in dem Moment die wichtigste Ecke der Saison sein.“Es ist demnach die Gier im Detail, die Rose vermisst und an der er mit der Mannschaft vor dem Bielefeld-Spiel arbeiten wird. Er wird sie aber auch an den starken Auftritt vor einer Woche gegen Eintracht Frankfurt (4:0) erinnern. „Da haben wir ein anderes Gesicht gezeigt“, sagte Rose. Eines mit viel Erfolgshun­ger – und ohne Nachlässig­keiten. Dieses benötigt Gladbach nun noch viermal.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Gier, Erfolgshun­ger, Aktivität: Für Marco Rose sind dies wichtige Erfolgsfak­toren. In Hoffenheim war davon aber nichts zu sehen.

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