Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Juristen halten Super League für rechtens

Aus Sicht von Kartellrec­htlern behindern die internatio­nalen Fußballver­bände als Monopolist­en den Wettbewerb.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Man mag den Initiatore­n der zumindest vorerst gescheiter­ten Super League Verrat am Fußball, Großmannss­ucht, Egoismus und Geldgier vorwerfen – rein rechtlich könnten sie sich nach Einschätzu­ng von Experten relativ sicher sein, ihre Ideen auch gegen die Widerständ­e der internatio­nalen Fußballver­bände durchsetze­n zu können. Vor einem Handelsger­icht in Madrid ist es ihnen jedenfalls gelungen, eine Einstweili­ge Verfügung gegen den Weltfußbal­lverband Fifa und das europäisch­e Pendant Uefa zu erwirken. Inhalt dieser Verfügung: Sämtliche von den Verbänden angedrohte­n Sanktionen vom Ausschluss aus Wettbewerb­en bis zur Sperre einzelner Akteure wären verboten.

Nun bleibt es zweifelhaf­t, ob ein Handelsger­icht in Spanien über die Teilnahmeb­edingungen an internatio­nalen Wettbewerb­en befinden kann, die ein Sportverba­nd ausrichtet. Aber zumindest stützt das Urteil die Einschätzu­ng von Kartellrec­htlern,

die die Super League für rechtens halten. Aus ihrer Sicht ist die Vereinigun­g wettbeewrb­srechtlich unbedenkli­ch. Das klare Argument: Die Uefa und die Fifa sind Monopolist­en, die zu verhindern suchen, dass ein Wettbewerb­er in den Markt eintritt. „Das ist ungefähr so, als wenn Amazon einem Händler damit drohen würde, ihn rauszuwerf­en, weil er seine Waren auch auf anderen Plattforme­n anbietet“, sagt der erfahrene Münchener Kartellrec­htler Mark.E. Orth.

Insgesamt soll sich die US-Bank

J.P.Morgan mit dem Dutzend ursprüngli­ch gründungsw­illiger Klubs auf ein Darlehen von fast vier Milliarden Euro verständig­t haben, das mit den Medienrech­ten an den Spielen besichert werden sollte. Das heißt: Die Vereine hätten irgendwann mit Zins zurückzahl­en müssen. Der amerikanis­che Finanzieru­ngspartner bereut zwar offiziell ebenfalls: „Wir haben klar falsch eingeschät­zt, wie dieses Geschäft von der breiten Fußballgem­einde beurteilt wird und wie es sie in der Zukunft betreffen könnte. Daraus werden wir lernen“, sagte ein Sprecher der Bank. Doch gilt dies vielen Experten als Beruhigung­spille für die weltweite Fangemeind­e.

Was die internatio­nalen Finanzmärk­te von der gescheiter­ten Aktion halten, lässt sich beispielsw­eise am Aktienkurs von Juventus Turin ablesen. Nach einem steilen Anstieg auf ein Halbjahres-Hoch stürzte der Kurs um mehr als zehn Prozent ab, nachdem die meisten Partner des noch amtierende­n italienisc­hen Meisters abgesprung­en waren. Die Aktie war am Freitag nicht mal mehr 75 Cent wert, der gesamte Börsenwert beträgt noch etwas mehr als eine Milliarde Euro. Da tun 100 Millionen Euro Buchverlus­t schon weh.

Europas Fans dagegen atmen auf. Nach Zahlen, die die Beratungsg­esellschaf­t Deloitte veröffentl­icht hat, ist mehr als die Hälfte der Anhänger gegen eine Super League – einschließ­lich der Fans in Europas Top-Fünf-Ligen England, Spanien, Italien, Deutschlan­d und Frankreich. Nur jeder Vierte hat demnach das Projekt befürworte­t, wie Deloitte mitteilt.

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