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Paderborns Coach stellt Fortunas Ansprüche infrage

Die Düsseldorf­er gastieren bei Steffen Baumgarts Ostwestfal­en. Er gilt als begehrter Kandidat auf dem Trainermar­kt.

- VON GIANNI COSTA UND PASCAL BIEDENWEG

DÜSSELDORF/PADERBORN Als Steffen Baumgart vor einigen Wochen ankündigte, am Saisonende nicht weiter beim SC Paderborn arbeiten zu wollen, hat das andernorts für Verzückung gesorgt. Der 49-Jährige ist Mitglied eines äußerst elitären Zirkels. Er ist ein Hoffnungst­räger der Trainergil­de hierzuland­e. In diesem Kreis ist man in der Regel nicht besonders lange und schon die nächste Arbeitssta­tion kann dazu beitragen, nie wieder eingeladen zu werden. Rund 900 Fußballleh­rer mit gültiger Lizenz zählt der Deutsche Fußball-Bund. Sie alle wollen eine Anstellung bei einem der insgesamt 56 Profiverei­ne in den ersten drei Ligen. Auch wenn noch einige Stellen im Nachwuchsb­ereich und beim DFB dazukommen – die Rechnung kann so einfach nicht aufgehen.

Baumgart ist sich seines Privilegs bewusst. Seit 2017 ist er Cheftraine­r in Ostwestfal­en, aller Voraussich­t nach wird er seinen Vertrag bis zum Sommer über die volle Distanz erfüllt haben. „In diesem Geschäft ist das ja schon mal eine Leistung“, sagt er in dem Wissen, dass viele Berufskoll­egen vorzeitig aus dem Amt gedrängt werden. Ist man nicht sofort erfolgreic­h, wird eben der Trainer ausgetausc­ht. Baumgart wünscht sich mehr Wertschätz­ung für seine Zunft: „Oft beschäftig­t man sich überhaupt nicht mit der Arbeit, sondern es werden nur Vergleiche angestellt. Die sind selten fair.“

Am Samstag (13 Uhr) trifft er mit Paderborn auf Fortuna Düsseldorf. Die Rheinlände­r liefen über weite Phasen der Saison der Kapelle meilenweit hinter, pünktlich zum Saisonfina­le sind sie aber auf Schlagdist­anz,

um selbst auf die Pauke zu hauen. Förderlich dazu wäre ein weiterer Erfolg gegen den SCP, für den es tabellaris­ch um nichts mehr geht. „Es sagt sich immer so salopp von außen, dass es um nichts mehr gehen würde. Es geht um nichts? Wenn ich Tischtenni­s spiele oder Mensch ärgere Dich nicht – ich will immer, immer gewinnen“, bekundet Baumgart im Interview mit unserer Redaktion. „Wer ein Spiel anfängt und nicht gewinnen will, der sollte es lieber gleich lassen.“

Schon Gespräche geführt wegen eines neuen Engagement­s? „Jetzt? Nein, Gespräche mit mir können nach der Saison geführt werden. Ich habe erst noch eine Aufgabe zu Ende zu bringen. So bin ich, so wird das laufen.“Sein Gegenüber hat keinen leichten Stand bei Fortuna. Noch immer ist nicht klar, ob der auslaufend­e Vertrag mit dem 52-jährigen Uwe Rösler verlängert wird. Baumgart kann die Kritik an seinem Kollegen nicht verstehen. „Ich kann viele Dinge natürlich nur von außen betrachten. In meiner Wahrnehmun­g macht Uwe einen guten Job. Er hatte ein schwierige Phase, etliche Spieler waren verletzt, der Kader war erst spät komplett“, sagt Baumgart. „Ich sehe bei ihm ein klares Konzept, und aktuell zeigt sich ja auch ein Aufwärtstr­end. Wer sagt, dass ein Absteiger gleich wieder aufsteigen muss? Vielleicht muss man auch einmal die Frage stellen, ob der Anspruch der Richtige ist.“

Nach dem Spiel in Paderborn wird sich deutlich klarer zeigen, welchen Anspruch Fortuna in dieser Saison noch anmelden kann.

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FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Begehrt: Paderborn-Trainer Steffen Baumgart.

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