Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Wenn Betriebe und Bewerber nicht zueinander finden
Die Agentur für Arbeit appelliert an Unternehmer und Jugendliche, mehr Flexibilität mitzubringen.
OTTO Die sogenannte Passungsproblematik. Hier sind wir wieder bei der fehlenden Berufsfelderkundung und den teils fehlenden Praktikamöglichkeiten. Weil man sich leider einfach nicht kennengelernt hat, ist die Schere weiter aufgegangen.
Wie stark müssen Handwerksbetriebe inzwischen für sich werben, um geeignete Azubis finden zu können?
WERMELSKIRCHEN (resa) Genau 234 freie Ausbildungsstellen im Verkauf sind aktuell bei der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach gemeldet. Gleichzeitig verzeichnet die Agentur 184 unversorgte Bewerber im Bereich Verkauf. Warum finden beide zuweilen nicht zueinander? „Das hat mit den hohen Ansprüchen der Betrieb und falscher, unrealistischer Vorstellungen von Bewerbern zu tun“, heißt es bei der Agentur für Arbeit. Betriebe würden zu hohe Ansprüche an Zeugnisnoten stellen. Die Agentur für Arbeit appelliert an beide Seiten, mehr Flexibilität mitzubringen, wenn es um Anforderungen, Vorstellungen und Erwartungen gehe. Die Corona-Pandemie verschärft das Problem noch: Es gebe wenig Möglichkeiten, über Praktika zueinander zu finden und sich voneinander zu überzeugen, sagen die Verantwortlichen der Agentur für Arbeit. „Die Jugendlichen nehmen teilweise die Angebote zur Berufsorientierung nicht in dem Maße wahr, wie es erforderlich wäre“, heißt es bei der Agentur. In ländlichen Regionen komme noch die mangelnde Mobilität hinzu. Auf fehlende Qualifikationen von Bewerbern hat die Agentur für Arbeit eine Antwort: Es gebe eine Vielfalt an Angeboten. Junge Menschen würden sowohl im fachlichen als auch im sozialen Bereich unterstützt. „Es ist wichtig, dass auch Arbeitgeber bei Problemen Kontakt zu
„Es ist wichtig, dass auch Arbeitgeber bei Problemen Kontakt mit uns aufnehmen“
unserem Arbeitgeber-Service aufnehmen“, erinnert Pressesprecherin Kristina Stellbrink. Dann könne gemeinsam nach einem passenden Unterstützungsangeboten gesucht werden.
Zuweilen liegt es auch an einer Schere zwischen Angebot und Nachfrage, die es verhindert, dass junge Menschen und Betriebe zusammenfinden: Fünf Übereinstimmungen gibt es auf den TOP 10-Listen von gemeldeten Stellen und Bewerberwünschen. Verändert sich die Beliebtheit oder Unbeliebtheit von Berufen mit der Zeit? „Manchmal hat es viel mit der Medienpräsenz zu tun“, sagt Kristina Stellbrink, „so wollten vor einigen Jahren viele Bewerber auf einmal Immobilienmarker werden, weil der Beruf im TV sehr präsent war.“Viele Mädchen seien in technischen Berufen weiterhin unterrepräsentiert und umgekehrt viele Jungen in sozialen Berufen. „Umso wichtiger ist es, Berufsorientierungsangebote anzunehmen, damit man nicht mit falschen Vorstellungen eine Ausbildung beginnt“, sagt Stellbrink. Im zweiten Corona-Jahr setzt auch die Agentur für Arbeit dabei auf virtuelle Angebote. Auch Telefonberatungen werden angeboten.
Kristina Stellbrink Sprecherin
Hotline für Jugendliche und Eltern – dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr: 02202 9333 777 oder per Mail an berufsberatung.151@arbeitsagentur.de