Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der beschwerliche Weg über den „Mount Corona“
Es gibt Berge, über die man hinüber muss, sonst geht der Weg nicht weiter.“Der deutsche Schriftsteller Ludwig Thoma (1967-1921) hatte das einst gesagt, und doch ist die Botschaft aktueller denn je. Seit einem Jahr geht es für uns alle den beschwerlichen Weg den „Mount Corona“hinauf. So manchen hat dabei die Kraft oder – noch schlimmer – das Leben verlassen. An all diese Menschen haben am Sonntag bundesweit viele Menschen gedacht, als sie das vom Bundespräsidenten initiierte Corona-Gedenken beherzigten. In Hückeswagen hatten Evangelische Kirchengemeinde und Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Kreuzkirche symbolhaft und mit viel Fingerspitzengefühl an die bislang 19 Hückeswagener Corona-Opfer gedacht.
Der Berggipfel ist aber – allen Anstrengungen der Mediziner, Virologen, Politiker, Gastronomen, Geschäftsleuten, Eltern und jeden Einzelnen, der sich an die teils schmerzlichen Regeln hält, zum Trotz – leider noch nicht erreicht. Das wird auch noch dauern. Deshalb sind weitere Anstrengungen und weiterer Verzicht unumgänglich. Das gilt etwa für Feste. Auch wenn die Stadt für den Sommer noch keine Veranstaltungen abgesagt hat, so ist doch davon auszugehen, dass eine solche Entscheidung noch getroffen wird. Denn das Virus kann sich nur durch den Kontakt verbreiten, und wo viele Menschen zusammenkommen, hat es leichtes Spiel. Also gilt es weiterhin, die Kontakte zu vermeiden. Entweder durch Anordnung „von oben“oder durch den persönlichen Verzicht. So ist es nicht nachvollziehbar, dass es immer noch Menschen gibt, die sich an keine Regeln halten. Dabei gefährden sie andere und letztlich den Kampf gegen das Virus. Und das ist ein schändliches Verhalten.
Das Thoma-Zitat hat eine Freundin auf eine selbst kreierte Karte geschrieben, mit der sie Mut machen will. Sie schreibt: „(...) wir brauchen derzeit viel Geduld und sehnen uns nach Dingen, die vor gut einem Jahr noch selbstverständlich waren. Doch die Hoffnung besteht, dass alles wieder gut wird und wir unsere Freiheiten genießen dürfen. (...)“In Zeiten, in denen das Meckern, das Verbreiten von Hass und Lügen und die Verstöße gegen Regeln zur Tagesordnung gehören, ist eine solche Botschaft zielführender: Sie motiviert, den Weg zu Ende zu gehen. Auch wenn der zurzeit über einen scheinbar unbezwingbaren Berg führt.
STEPHAN BÜLLESBACH