Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Prüflinge lassen sich zu Hause filmen
Wie funktioniert Lernen in Zeiten von Kontaktbeschränkungen? Katrin GessnerUlrich, Präsidentin der IST-Hochschule für Management, berichtet aus der Praxis.
Die IST-Hochschule führt ihre Studiengänge als Fernstudium durch. Trotzdem dürfte es auch für Fernunterrichtsanbieter in Lockdown-Zeiten Herausforderungen gegeben haben, oder?
KATRIN GESSNER-ULRICH Ja, natürlich. Auf der einen Seite sind digitale Lehrmethoden wie virtuelle Klassenzimmer und Online-Vorlesungen bei uns fester Bestandteil der Lehre. So konnten relativ schnell da, wo es inhaltlich möglich war, Präsenzveranstaltungen auf Online-Webinare umgestellt werden. Auf der anderen Seite mussten wir, wie alle anderen zu Beginn auch, ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeiten, um die Sicherheit für unsere Mitarbeiter und Studierenden sicherzustellen. Der große Teil unseres Teams ist jetzt im Homeoffice, da war auch erst einmal einiges zu organisieren. Und nach Phasen eines strikten Lockdowns ohne Präsenzmöglichkeiten war die Menge der Studierenden, die danach Prüfungen ablegen wollten, natürlich höher. Wegen der Abstandsregeln konnten dann deutlich weniger Prüflinge an einem Termin teilnehmen. Hier konnten wir durch zusätzliche Prüfungstermine und alternative Prüfungsformen die Verzögerungen im Studienablauf aber verhindern.
Welche Möglichkeiten gibt es für die Durchführung der Prüfungen? GESSNER-ULRICH Zum einen haben unsere Professoren alternative Prüfungsformen zu klassischen Klausuren vor Ort entwickelt, wie Projekt- oder Studienarbeiten und mündliche Prüfungen über das virtuelle Klassenzimmer via Webcam. Zum anderen haben wir bei einigen Modulen auch begonnen, schriftliche Prüfungen von zu Hause aus zu ermöglichen.
Wie genau läuft das ab? GESSNER-ULRICH Der Prüfling muss dafür eine App installieren und zustimmen, sich von der Laptop- und der Handykamera filmen zu lassen, also aus zwei Perspektiven. Damit die Prüfungsaufsicht den Prüfling und seine Umgebung sehen und sichergehen kann, dass nicht geschummelt wird. Hier haben wir auch erst nach einem geeigneten Programm suchen müssen. Nicht alles hielt unserem Selbsttest stand.
Inwiefern? GESSNER-ULRICH Bei einem Programm wurde zum Beispiel
der Prüfling von nur einer Kamera gefilmt und von einer künstlichen Intelligenz überwacht, die Täuschungsversuche erkennen sollte. Wir haben das mal im Selbstversuch ausprobiert – und die KI hat uns nicht erwischt. Das war dann natürlich keine Option, weil es aus unserer Sicht definitiv wichtig ist, dass bei solchen Prüfungsformen gewährleistet ist, dass der Prüfling die Leistung auch eigenständig und ohne Hilfsmittel erbracht hat. Digitale Klausuren sind bei uns aber nicht verpflichtend, sondern freiwillig und nur eine Alternative. Wer möchte, kann Klausuren nach wie vor bei uns in der Hochschule ablegen. Solange die behördlichen Auflagen das zulassen, bieten wir diese unter Einhaltung eines strengen Hygienekonzeptes selbstverständlich an.
Ein Fernstudium zeichnet sich durch das flexible Lernen aus. Das bedeutet aber auch, auf sich alleine gestellt zu sein. GESSNER-ULRICH Selbstverständlich sind bei einem Fernstudium eine gewisse Selbstdisziplin und Eigenmotivation nötig. Hier unterstützen wir als Hochschule aber auch gezielt, besprechen zum Beispiel bereits bei der Begrüßungsveranstaltung ausführlich das Thema Selbstorganisation. Unsere Studiengänge beinhalten aber auch Präsenzphasen, bei denen sich die Studierenden mit ihren Kommilitonen und Professoren austauschen und vernetzen. Und während des ganzen Studiums helfen unsere Studienbetreuer bei Fragen weiter. Wer unsicher ist, kann auch auf unabhängigen Bewertungsplattformen wie „fernstudiumcheck.de“nachsehen, was andere Studierende oder Absolventen über ihr Fernstudium berichten. Oder natürlich gerne einfach bei der Hochschule anrufen und sich unverbindlich beraten lassen. rps