Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Gespenstische Ruhe in der Stadt
Die nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr gilt nun auch in Wermelskirchen. Laut Polizei gab es „keine Auffälligkeiten“.
Ausgangssperre nun auch in Wermelskirchen. Nur wenige Autos durchbrachen die Ruhe. Laut Polizei gab es „keine Auffälligkeiten“.
WERMELSKIRCHEN Die bundesweite „Notbremse“hat auch vor Wermelskirchen nicht halt gemacht. Ausgangssperre in der Kleinstadt mit Herz bei einer 7-Tage-Inzidenz von 143. „Keine Auffälligkeiten“im gesamten Kreisgebiet. Insgesamt sei es ruhig gewesen, lautet die Bilanz der Polizei-Leitstelle am Sonntag. Und in Wermelskirchen? Wohl auch – aus allgemeiner Polizeisicht. Kontrollen würde das Ordnungsamt vornehmen, heißt es nur von der Leitstelle. Die Mitarbeiter indes rücken nicht aus. Das hat die Bürgermeisterin schon am Freitag im Gespräch mit der Redaktion erklärt und am Sonntag noch einmal bestätigt. Dafür sei die Polizei zuständig. „Die Leute müssen sich erst noch an die Ausgangssperre gewöhnen.“Tagsüber seien ihre Mitarbeiter am Samstag aber unterwegs gewesen. Wermelskirchen sei aber auch kein Ort, wo mit großen Verstößen gegen die Ausgangssperre zu rechnen sei. Wohl aber soll die Entwicklung im Auge behalten werden.
Dass es in der ersten der kompletten Ausgangssperre relativ ruhig ist, kann die Redaktion bestätigen. Mitarbeiter sind in der ersten Stunde der Ausgangssperre zwischen 22 und 23 Uhr im Stadtgebiet unterwegs. Noch am Nachmittag frönen bei frühlingshaftem Sonnenschein Motorradfahrer ihrer Leidenschaft, andere gehen mit ihren Traktoren und Gerät emsig ihrer Arbeit als Landwirte nach. Zwischen 21 und 22 Uhr, verbunden mit dem Sonnenuntergang, wandelt sich diese Geräuschkulisse in eine beinahe gespenstische Ruhe. Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg gilt in Wermelskirchen seit dem Wochenende eine Ausgangssperre Die Bilanz der Redaktion: Zwischen 22 und 23 Uhr rollen nur vereinzelte Fahrzeuge über die Straßen, Fußgänger sind nur ganz wenige im Innenstadtbereich unterwegs – wohin sollen sie angesichts seit Monaten geschlossener Gastronomieund Kulturbetriebe auch tingeln? 21.40 Uhr Auf der Strecke zwischen Kreckersweg und Innenstadt kommen noch stattliche zehn Fahrzeuge entgegen – darunter zwei mit Remscheider und eines mit Wuppertaler Kennzeichen. 21.50 Uhr Eine Pizzeria an der Kölner Straße gibt eilig die letzten Gerichte „to go“aus, bevor die Türen geschlossen werden. 22.05 Uhr Mit einem Abstand von etwa einer Minute fahren zwei Pkw über die Telegrafenstraße. Dazwischen passiert ein einsamer Moped-Fahrer, dessen Gefährt lautstark knattert. 22.10 Uhr Beim Rundgang über
Carl-Leverkus- und Kölner Straße sind keinerlei Stimmen zu hören – das ist bei trockenem Wetter und an einem Wochenend-Abend eigentlich anders. Umso deutlich dröhnt Musik aus einem Fenster in der oberen Kölner Straße. 22.15 Uhr Ein junger Mann hastet eiligen Schrittes aus der Telegrafenstraße in Richtung Eich – er scheint sich bewusst zu sein, dass er die 22 Uhr-Marke überschritten hat und nach Hause sollte, um der Ausgangssperre genüge zu tun. 22.20 Uhr Die Straßenbeleuchtung und dazu die strahlenden Leucht-Schriftzüge der Geschäfte sowie deren beleuchtete Schaufenster wirken in ihrem nahezu bewegungslosen Umfeld wie die Botschaft: „Wir
sind noch da, wir kommen wieder.“22.25 Uhr Ein Polizei-Streifenwagen fährt über die B51-Umgehungsstraße – die Handvoll vorbeifahrende Fahrzeuge lassen die Beamten zu diesem Zeitpunkt „links liegen“. 22.30 Uhr An der Tankstelle am Belten „geht noch was“– ein einzelner Kunde steht vor dem Nachtschalter, wie sich im Vorbeifahren entdecken lässt. Die Tankstelle an der Berliner Straße ist geschlossen, ebenso die an der Burger Straße. 22.40 Uhr Der Drive-In-Bereich der großen Fast-Food-Kette „McDonalds“an der Bandwirkerstraße und genauso der dazugehörige Parkplatz sind vollkommen verwaist – ein gerade am Wochenende vollkommen ungewohntes Bild. Auch zu dieser Uhrzeit. Allerdings zeugen die überfüllten Müll-Eimer und der darum herum liegende Fast-Food-Verpackungsmüll davon, dass im Laufe des Tages hier noch reger Betrieb geherrscht haben muss. 22.45 Uhr Aus die Buslinie 260 aus Köln steigen am Schwanen zwei Passagiere aus. 22.50 Uhr Auf der Fahrt vom Schwanen in Richtung Kreckersweg kommen noch zwei Pkw entgegen – eines davon ist ein Taxi.