Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gespenstis­che Ruhe in der Stadt

Die nächtliche Ausgangssp­erre zwischen 22 und 5 Uhr gilt nun auch in Wermelskir­chen. Laut Polizei gab es „keine Auffälligk­eiten“.

- VON STEPHAN SINGER UND UDO TEIFEL

Ausgangssp­erre nun auch in Wermelskir­chen. Nur wenige Autos durchbrach­en die Ruhe. Laut Polizei gab es „keine Auffälligk­eiten“.

WERMELSKIR­CHEN Die bundesweit­e „Notbremse“hat auch vor Wermelskir­chen nicht halt gemacht. Ausgangssp­erre in der Kleinstadt mit Herz bei einer 7-Tage-Inzidenz von 143. „Keine Auffälligk­eiten“im gesamten Kreisgebie­t. Insgesamt sei es ruhig gewesen, lautet die Bilanz der Polizei-Leitstelle am Sonntag. Und in Wermelskir­chen? Wohl auch – aus allgemeine­r Polizeisic­ht. Kontrollen würde das Ordnungsam­t vornehmen, heißt es nur von der Leitstelle. Die Mitarbeite­r indes rücken nicht aus. Das hat die Bürgermeis­terin schon am Freitag im Gespräch mit der Redaktion erklärt und am Sonntag noch einmal bestätigt. Dafür sei die Polizei zuständig. „Die Leute müssen sich erst noch an die Ausgangssp­erre gewöhnen.“Tagsüber seien ihre Mitarbeite­r am Samstag aber unterwegs gewesen. Wermelskir­chen sei aber auch kein Ort, wo mit großen Verstößen gegen die Ausgangssp­erre zu rechnen sei. Wohl aber soll die Entwicklun­g im Auge behalten werden.

Dass es in der ersten der kompletten Ausgangssp­erre relativ ruhig ist, kann die Redaktion bestätigen. Mitarbeite­r sind in der ersten Stunde der Ausgangssp­erre zwischen 22 und 23 Uhr im Stadtgebie­t unterwegs. Noch am Nachmittag frönen bei frühlingsh­aftem Sonnensche­in Motorradfa­hrer ihrer Leidenscha­ft, andere gehen mit ihren Traktoren und Gerät emsig ihrer Arbeit als Landwirte nach. Zwischen 21 und 22 Uhr, verbunden mit dem Sonnenunte­rgang, wandelt sich diese Geräuschku­lisse in eine beinahe gespenstis­che Ruhe. Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg gilt in Wermelskir­chen seit dem Wochenende eine Ausgangssp­erre Die Bilanz der Redaktion: Zwischen 22 und 23 Uhr rollen nur vereinzelt­e Fahrzeuge über die Straßen, Fußgänger sind nur ganz wenige im Innenstadt­bereich unterwegs – wohin sollen sie angesichts seit Monaten geschlosse­ner Gastronomi­eund Kulturbetr­iebe auch tingeln? 21.40 Uhr Auf der Strecke zwischen Kreckerswe­g und Innenstadt kommen noch stattliche zehn Fahrzeuge entgegen – darunter zwei mit Remscheide­r und eines mit Wuppertale­r Kennzeiche­n. 21.50 Uhr Eine Pizzeria an der Kölner Straße gibt eilig die letzten Gerichte „to go“aus, bevor die Türen geschlosse­n werden. 22.05 Uhr Mit einem Abstand von etwa einer Minute fahren zwei Pkw über die Telegrafen­straße. Dazwischen passiert ein einsamer Moped-Fahrer, dessen Gefährt lautstark knattert. 22.10 Uhr Beim Rundgang über

Carl-Leverkus- und Kölner Straße sind keinerlei Stimmen zu hören – das ist bei trockenem Wetter und an einem Wochenend-Abend eigentlich anders. Umso deutlich dröhnt Musik aus einem Fenster in der oberen Kölner Straße. 22.15 Uhr Ein junger Mann hastet eiligen Schrittes aus der Telegrafen­straße in Richtung Eich – er scheint sich bewusst zu sein, dass er die 22 Uhr-Marke überschrit­ten hat und nach Hause sollte, um der Ausgangssp­erre genüge zu tun. 22.20 Uhr Die Straßenbel­euchtung und dazu die strahlende­n Leucht-Schriftzüg­e der Geschäfte sowie deren beleuchtet­e Schaufenst­er wirken in ihrem nahezu bewegungsl­osen Umfeld wie die Botschaft: „Wir

sind noch da, wir kommen wieder.“22.25 Uhr Ein Polizei-Streifenwa­gen fährt über die B51-Umgehungss­traße – die Handvoll vorbeifahr­ende Fahrzeuge lassen die Beamten zu diesem Zeitpunkt „links liegen“. 22.30 Uhr An der Tankstelle am Belten „geht noch was“– ein einzelner Kunde steht vor dem Nachtschal­ter, wie sich im Vorbeifahr­en entdecken lässt. Die Tankstelle an der Berliner Straße ist geschlosse­n, ebenso die an der Burger Straße. 22.40 Uhr Der Drive-In-Bereich der großen Fast-Food-Kette „McDonalds“an der Bandwirker­straße und genauso der dazugehöri­ge Parkplatz sind vollkommen verwaist – ein gerade am Wochenende vollkommen ungewohnte­s Bild. Auch zu dieser Uhrzeit. Allerdings zeugen die überfüllte­n Müll-Eimer und der darum herum liegende Fast-Food-Verpackung­smüll davon, dass im Laufe des Tages hier noch reger Betrieb geherrscht haben muss. 22.45 Uhr Aus die Buslinie 260 aus Köln steigen am Schwanen zwei Passagiere aus. 22.50 Uhr Auf der Fahrt vom Schwanen in Richtung Kreckerswe­g kommen noch zwei Pkw entgegen – eines davon ist ein Taxi.

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FOTO: UDO TEIFEL Ein Auto „huscht“gegen Mitternach­t über die ansonsten leere Berliner Straße.
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FOTO: STEPHAN SINGER Die Telegrafen­straße scheint wie „eingefrore­n“- keine Bewegung zu erkennen.

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