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Turner belohnen sich zum EM-Abschluss

Die Erwartunge­n sind gering, die Freude umso größer: Zum Ende der Titelkämpf­e holen Andreas Toba und Lukas Dauser zwei Medaillen.

- VON MARTIN KLOTH

BASEL (dpa) Lukas Dauser spannte die Muskeln an, jubelte und umarmte Olympia-Trainer Valeri Belenki herzhaft – wenig später tat es ihm Teamkolleg­e Andreas Toba nach. Mit Silber am Reck und Bronze am Barren hatten sich die deutschen Turner bei den Europameis­terschafte­n in Basel das Beste bis zum Schluss aufgehoben. In seinem ersten Einzelfina­le bei einem großen Championat wurde der 30-jährige Toba am Sonntag in Basel Zweiter am Reck und musste nur dem Russen Dawid Beljawski den Vortritt lassen.

„Mit 30 Silber geholt“, sagte Toba und atmete tief durch: „Für mich ist das ein wahrgeword­ener Traum.“Als der Medailleng­ewinn feststand, hatte der als „Hero de Janeiro“bekannt gewordene Turner Tränen in den Augen und bekreuzigt­e sich. 13,833 Punkte bedeuteten Silber hinter Beljawski (14,066) und vor Adem Asil aus der Türkei (13,766).

Zuvor hatte Dauser mit einer tadellosen Darbietung am Barren gemeinsam mit dem Schweizer Christian Baumann Bronze und zugleich die erste Medaille für die deutsche Mannschaft geholt. „Jetzt mit einer Medaille nach Hause zu kommen, ist richtig geil. Das gibt mir noch mal richtig Schwung“, sagte der 27-Jährige mit Blick auf die Olympia-Vorbereitu­ng. Sieger am Barren wurde der Türke Ferhat Arican mit 15,300 Punkten vor Beljawski (15,133).

Drei Monate vor den Spielen in Tokio haben sich die deutschen Turner und Turnerinne­n in der Schweiz tüchtig Motivation für die verbleiben­de Vorbereitu­ngszeit geholt. „Die Ergebnisse spielen eine wichtige Rolle für uns vor den Olympische­n Spielen, weil die Jungs selbstbewu­sster geworden sind“, sagte Belenki.

Im Schatten der beiden Männer-Medaillen wurde Elisabeth Seitz Siebte am Stufenbarr­en und ihre Stuttgarte­r Vereinskol­legin Kim Bui belegte Rang sechs im Boden-Finale. Das Duo glänzte zudem im Mehrkampf mit den Plätzen fünf und sieben. „Beide sind sehr gut hier aufgetrete­n“, lobte Cheftraine­rin Ulla Koch. Ihr Team will nun „Vollgas geben“für Tokio.

Für die Sommerspie­le in Japan hat sich der Deutsche Turner-Bund (DTB) ambitionie­rte Ziele gesetzt. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen soll es je eine Medaille geben, zudem sollen beide Riegen ins Mannschaft­sfinale kommen. Die EM habe mit Blick auf Tokio gezeigt, „dass wir nicht chancenlos sind“, befand Sportdirek­tor Wolfgang Willam.

„Das heißt, dass wir in der Qualifikat­ion mindestens Platz acht belegen müssen, um in das Team-Finale einzuziehe­n. Und die Gerätespez­ialisten an der einen oder anderen Stelle wollen wir natürlich entspreche­nd platzieren“, sagte Willam, der nach Tokio an seinen Nachfolger Thomas Gutekunst übergibt, der bereits am 1. Juli beim DTB anfängt.

Nach der Absage von „Turnen21“in Leipzig haben die EM-Teilnehmer erstmal eine kurze Verschnauf­pause. Die deutsche Mehrkampf-Meistersch­aft findet nun wie die Einzelents­cheidungen erst im Rahmen der Multisport­veranstalt­ung „Die Finals“vom 3. bis 6. Juni in Dortmund statt. Das Event ist zugleich die erste Olympia-Qualifikat­ion. „Im Sinne der Olympia-Qualifikat­ion kommt uns das entgegen“, sagte Willam. Die Athleten könnten nach der EM noch einmal eine Woche herunterfa­hren, um sich dann wieder gezielt vorzuberei­ten. Die zweite und abschließe­nde Qualifikat­ion folgt dann am 12. und 13. Juni in München.

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FOTO: GEORGIOS KEFALAS/DPA Bronze-Darbietung: Lukas Dauser turnt bei der EM am Barren und holt die erste deutsche Medaille.

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