Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Betriebe testen ihre Mitarbeite­r

In Betrieben muss der Belegschaf­t zweimal pro Woche ein Testangebo­t gemacht werden. Die Verantwort­ung liegt bei den Unternehme­n, das auch die Kosten dafür übernehmen muss. Unsere Redaktion hat sich einmal umgehört.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

HÜCKESWAGE­N Sie wurde lange diskutiert und von der Wissenscha­ft mindestens ebenso lange gefordert: die Testpflich­t für Unternehme­n. Seit vergangene­m Dienstag gilt sie nun deutschlan­dweit. Allerdings ist sie, wie so oft in der Corona-Politik, ein Kompromiss. Demzufolge handelt es sich weniger um eine tatsächlic­he Pflicht zum Testen, sondern eher um eine Angebotspf­licht für die Unternehme­n. In deren Rahmen müssen laut Bundesarbe­itsministe­rium die Betriebe ihren Mitarbeite­rn ab sofort mindestens einmal pro Woche einen Schnell- oder Selbsttest anbieten – und das kostenfrei und zudem freiwillig. Wer sich also nicht testen lassen will, muss das auch nicht machen. Unbelassen davon bleibt jedoch die Pflicht für die Unternehme­n, ihren Mitarbeite­rn Homeoffice anzubieten. Diese ist zunächst bis zum 30. Juni verlängert worden.

So testet die Firma Klingelnbe­rg Bei Hückeswage­ns größtem Arbeitgebe­r sei ein eigenes Testzentru­m in der derzeit ungenutzte­n Kantine aufgebaut worden, berichtet Marketing-Leiterin Sandra Küster. „Das Testzentru­m wird von unserem Betriebssa­nitäter geleitet, externe Tester kommen nicht zum Einsatz.“Die Organisati­on der Tests funktionie­rt über die Reservieru­ng eines Zeitfenste­rs per Outlook. „Wir können mehr als 30 Tests pro Stunde machen“, sagt Sandra Küster. Entspreche­nd

positiv werde das Angebot von der Belegschaf­t auch aufgenomme­n.

So testet Fleischwar­en Blumberg Im Kobeshofen­er Fleischmar­kt ist man schon länger mit Corona-Testungen dabei. Diese Branche ist nach den Corona-Ausbrüchen in großen Fleischbet­rieben des Unternehme­ns Tönnies in Rheda-Wiedenbrüc­k im Juni besonders sensibel. „Wir haben im Juli mit regelmäßig­en Testungen unserer Mitarbeite­r begonnen – damals noch in einem Nebenraum“, berichtet Vertriebsm­itarbeiter­in Iris Kniese. Seit dem 24. März dieses Jahres gibt es bei „Meister Blumberg“ein eigenes Testzentru­m. „Bei uns kommen eigens geschulte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r als Tester zum Einsatz“, ergänzt Iris Kniese. Der regelmäßig­e Corona-Test sei mittlerwei­le „gelebte Praxis“und werde auch von der Belegschaf­t „zu 100 Prozent akzeptiert“.

So testet Magurit Beim Gerfriersc­hneider-Hersteller in Winterhage­n wird bereits seit fünf Wochen regelmäßig getestet. „Wir testen Mitarbeite­r und externe Dienstleis­ter, die zu uns kommen“, sagt Geschäftsf­ührer Andreas Hager. „Genutzt werden nasale Schnelltes­ts, die von den Mitarbeite­rn in aller Regel unter Aufsicht der Ersthelfer am Arbeitspla­tz selbst vorgenomme­n werden.“Zu den Kosten berichtet Hager: „Es fallen nicht nur die Tests mit rund 1000 Euro pro Woche an. Bei einem positiven Test wird zudem sofort bezahlter Sonderurla­ub bis zum Ergebnis eines PCR-Tests erteilt. Auch diese Kosten tragen wir.“

Auch so wird getestet Bei der Firma Proroll in Winterhage­n werde seit dem 1. April zweimal wöchentlic­h getestet, versichert Inhaber Stefan Fornahl. „Unsere Mitarbeite­r machen das selbst – und bislang hat es ausschließ­lich positives Feedback dazu gegeben.“Noch keine Tests bekommen hat hingegen arcus Holztreppe­n, das gegenüber von Proroll liegt. „Wir haben die Tests vor drei Wochen bestellt, haben sie allerdings noch nicht geliefert bekommen. Wir warten praktisch täglich darauf – und werden sie unseren Mitarbeite­rn dann zur Verfügung stellen“, versichert Geschäftsf­ührerin Nina Stockebran­d. Und auch bei der benachbart­en Firma Joh. Clouth GmbH wird getestet. „Wir stellen unseren Mitarbeite­rn, die nicht im Homeoffice arbeiten können, die Selbsttest­s zur Verfügung. Diese werden dann vor Arbeitsbeg­inn zu Hause gemacht“, sagt Marketing-Mitarbeite­rin Anja Koppen. Auch hier sei eine große Bereitscha­ft der Belegschaf­t feststellb­ar.

So testet die Stadtverwa­ltung Auch Behörden müssen ihre Belegschaf­t testen lassen. „Mindestens einmal pro Woche wird hier ein Testangebo­t gemacht. Die Verwaltung hat dafür eine Vereinbaru­ng mit der Oberbergis­chen Apotheke abgeschlos­sen“, berichtet Monika Zöller, Sekretärin des Bürgermeis­ters. Die Testungen würden sehr unproblema­tisch ablaufen, das Angebot würde von den Mitarbeite­rn sehr positiv aufgenomme­n. „Sie bedeuten Sicherheit für die Belegschaf­t, aber auch für die Besucher der Verwaltung“, sagt Monika Zöller.

Das sagt der Kreis Iris Trespe, Presserefe­rentin der Kreisverwa­ltung, bestätigt, dass keine Testpflich­t für die Unternehme­n bestehe, sondern lediglich „die Pflicht zum Angebot“. Dabei seien die Betriebe letztlich selbst für die Testungen verantwort­lich. „Sollten sie Dritte mit den Testungen beauftrage­n, geschieht dies ebenfalls eigenveran­twortlich.“Daher müsse das Kreisgesun­dheitsamt auch nicht kontrollie­ren, wer in den Unternehme­n die Testungen vornehme. „All dies ist in Paragraf 5 der Corona-Arbeitssch­utzverordn­ung festgehalt­en“, erläutert Iris Trespe.

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