Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Betriebe testen ihre Mitarbeiter
In Betrieben muss der Belegschaft zweimal pro Woche ein Testangebot gemacht werden. Die Verantwortung liegt bei den Unternehmen, das auch die Kosten dafür übernehmen muss. Unsere Redaktion hat sich einmal umgehört.
HÜCKESWAGEN Sie wurde lange diskutiert und von der Wissenschaft mindestens ebenso lange gefordert: die Testpflicht für Unternehmen. Seit vergangenem Dienstag gilt sie nun deutschlandweit. Allerdings ist sie, wie so oft in der Corona-Politik, ein Kompromiss. Demzufolge handelt es sich weniger um eine tatsächliche Pflicht zum Testen, sondern eher um eine Angebotspflicht für die Unternehmen. In deren Rahmen müssen laut Bundesarbeitsministerium die Betriebe ihren Mitarbeitern ab sofort mindestens einmal pro Woche einen Schnell- oder Selbsttest anbieten – und das kostenfrei und zudem freiwillig. Wer sich also nicht testen lassen will, muss das auch nicht machen. Unbelassen davon bleibt jedoch die Pflicht für die Unternehmen, ihren Mitarbeitern Homeoffice anzubieten. Diese ist zunächst bis zum 30. Juni verlängert worden.
So testet die Firma Klingelnberg Bei Hückeswagens größtem Arbeitgeber sei ein eigenes Testzentrum in der derzeit ungenutzten Kantine aufgebaut worden, berichtet Marketing-Leiterin Sandra Küster. „Das Testzentrum wird von unserem Betriebssanitäter geleitet, externe Tester kommen nicht zum Einsatz.“Die Organisation der Tests funktioniert über die Reservierung eines Zeitfensters per Outlook. „Wir können mehr als 30 Tests pro Stunde machen“, sagt Sandra Küster. Entsprechend
positiv werde das Angebot von der Belegschaft auch aufgenommen.
So testet Fleischwaren Blumberg Im Kobeshofener Fleischmarkt ist man schon länger mit Corona-Testungen dabei. Diese Branche ist nach den Corona-Ausbrüchen in großen Fleischbetrieben des Unternehmens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Juni besonders sensibel. „Wir haben im Juli mit regelmäßigen Testungen unserer Mitarbeiter begonnen – damals noch in einem Nebenraum“, berichtet Vertriebsmitarbeiterin Iris Kniese. Seit dem 24. März dieses Jahres gibt es bei „Meister Blumberg“ein eigenes Testzentrum. „Bei uns kommen eigens geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Tester zum Einsatz“, ergänzt Iris Kniese. Der regelmäßige Corona-Test sei mittlerweile „gelebte Praxis“und werde auch von der Belegschaft „zu 100 Prozent akzeptiert“.
So testet Magurit Beim Gerfrierschneider-Hersteller in Winterhagen wird bereits seit fünf Wochen regelmäßig getestet. „Wir testen Mitarbeiter und externe Dienstleister, die zu uns kommen“, sagt Geschäftsführer Andreas Hager. „Genutzt werden nasale Schnelltests, die von den Mitarbeitern in aller Regel unter Aufsicht der Ersthelfer am Arbeitsplatz selbst vorgenommen werden.“Zu den Kosten berichtet Hager: „Es fallen nicht nur die Tests mit rund 1000 Euro pro Woche an. Bei einem positiven Test wird zudem sofort bezahlter Sonderurlaub bis zum Ergebnis eines PCR-Tests erteilt. Auch diese Kosten tragen wir.“
Auch so wird getestet Bei der Firma Proroll in Winterhagen werde seit dem 1. April zweimal wöchentlich getestet, versichert Inhaber Stefan Fornahl. „Unsere Mitarbeiter machen das selbst – und bislang hat es ausschließlich positives Feedback dazu gegeben.“Noch keine Tests bekommen hat hingegen arcus Holztreppen, das gegenüber von Proroll liegt. „Wir haben die Tests vor drei Wochen bestellt, haben sie allerdings noch nicht geliefert bekommen. Wir warten praktisch täglich darauf – und werden sie unseren Mitarbeitern dann zur Verfügung stellen“, versichert Geschäftsführerin Nina Stockebrand. Und auch bei der benachbarten Firma Joh. Clouth GmbH wird getestet. „Wir stellen unseren Mitarbeitern, die nicht im Homeoffice arbeiten können, die Selbsttests zur Verfügung. Diese werden dann vor Arbeitsbeginn zu Hause gemacht“, sagt Marketing-Mitarbeiterin Anja Koppen. Auch hier sei eine große Bereitschaft der Belegschaft feststellbar.
So testet die Stadtverwaltung Auch Behörden müssen ihre Belegschaft testen lassen. „Mindestens einmal pro Woche wird hier ein Testangebot gemacht. Die Verwaltung hat dafür eine Vereinbarung mit der Oberbergischen Apotheke abgeschlossen“, berichtet Monika Zöller, Sekretärin des Bürgermeisters. Die Testungen würden sehr unproblematisch ablaufen, das Angebot würde von den Mitarbeitern sehr positiv aufgenommen. „Sie bedeuten Sicherheit für die Belegschaft, aber auch für die Besucher der Verwaltung“, sagt Monika Zöller.
Das sagt der Kreis Iris Trespe, Pressereferentin der Kreisverwaltung, bestätigt, dass keine Testpflicht für die Unternehmen bestehe, sondern lediglich „die Pflicht zum Angebot“. Dabei seien die Betriebe letztlich selbst für die Testungen verantwortlich. „Sollten sie Dritte mit den Testungen beauftragen, geschieht dies ebenfalls eigenverantwortlich.“Daher müsse das Kreisgesundheitsamt auch nicht kontrollieren, wer in den Unternehmen die Testungen vornehme. „All dies ist in Paragraf 5 der Corona-Arbeitsschutzverordnung festgehalten“, erläutert Iris Trespe.