Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
(K)eine Zukunft für die Weltmeere?
Die neue Netflix-Doku „Seaspiracy“schockiert mit düsteren Prognosen.
Müll an Stränden sammeln, Recycling, Plastikverbot – diese Maßnahmen sind jedem bekannt, um das Ökosystem Meer vor Verschmutzung zu bewahren. Doch wie wenig diese Aktionen bewirken und was tatsächlich die größten Gefahren sind, welche die Zukunft des Ozeans bedrohen, zeigt der Netflix-Dokumentarfilm „Seaspiracy“.
Für ihre Dokumentation warfen Ali und Lucy Tabrizi einen Blick hinter die Kulissen der Fischereiindustrie. Die beiden schleusten sich in streng überwachte Orte ein, um schockierende Bilder aufzunehmen, mit Zeugen zu sprechen oder CEOs von vermeintlich nachhaltigen Fischvertriebs-Firmen ins Stottern zu bringen. Vor dem Fernseher erschreckt man angesichts der düsteren Realität, die sich hinter diesem Industriezweig verbirgt. Man erfährt von Tausenden Delfinen, die von den Fischern getötet werden, um die Fangquote zu erhöhen, von Überfischung und fehlenden staatlichen Kontrollen. Mit den ungeschönten Tatsachen nimmt auch das Misstrauen
zu: Welchem Anbieter kann man heutzutage in Bezug auf nachhaltigen Fisch überhaupt noch trauen?
Ali und Lucy beantworten diese Frage, indem sie dazu raten, gänzlich auf die Proteinquelle aus dem Ozean zu verzichten. Das Meer sei ein Ökosystem, das sich relativ schnell selbst wieder erhole, doch dazu brauche es auch die Ruhe, die wir Menschen ihm geben müssen. Auch müsse man weg vom verklärten Idealbild der Fischerei. In der Realität ziehen monströse Trawler mit riesigen Kränen enorme Schleppnetze hinter sich her und hinterlassen den Meeresgrund auf lange Sicht ohne jegliches Leben. Mit solchen Einblicken mag „Seaspiracy“den Zuschauer schockieren. Zu hoffen bleibt, dass damit auch etwas Gutes einhergeht und die Welt die Notwendigkeit zum Wandel einsieht.