Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein Hoch auf das Nichtstun!
Wer etwas auf sich hält, arbeitet an sich. Doch Selbstoptimierung muss auch Grenzen haben.
Seit geraumer Zeit herrscht in den sozialen Medien ein regelrechter Selbstoptimierungswahn. Täglich begegnen uns motivierende Instagram-Posts, die suggerieren, dass jeder alles erreichen kann, wenn er oder sie nur hart genug daran arbeitet. Dazu gesellen sich regelmäßig die neuesten Errungenschaften und Erfolge unserer Freunde. Daran ist zunächst einmal auch nichts verwerflich. Es ist toll, wenn Menschen an sich arbeiten und zur besten Version von sich selbst werden wollen.
Doch gleichzeitig setzen wir uns damit auch selbst extrem unter Druck, insbesondere dann, wenn wir nicht erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Schnell ist die Frustration groß, wenn wir zum Beispiel eine schlechte Arbeit schreiben oder eine Ablehnung für einen Job erhalten. Dabei sollten wir uns nicht wegen etwas fertigmachen, was total normal ist. Schließlich gehört es einfach zum Leben dazu, zu scheitern, Fehler zu machen und auch mal deprimiert zu sein.
Deswegen bekomme ich jedes Mal eine Krise, wenn mir InstagramPosts weismachen wollen, dass jede freie Minute eine verschwendete Minute sei. Klar ist es toll, neben der Schule oder dem Beruf noch ein weiteres Projekt zu haben. Doch die Einstellung, rund um die Uhr umtriebig sein zu müssen, sich zu optimieren und etwas Nützliches zu machen, ist einfach Unsinn!
Wir sind keine Maschinen, wir sind menschliche Wesen. Wir brauchen Pausen, Entspannung und soziale Kontakte. Selbstoptimierung muss Grenzen haben, sonst zerstören wir uns selbst! Burn-outs können in jedem Alter auftreten. Deswegen ist es völlig in Ordnung, mal einen Tag einfach nur Serien zu schauen oder was auch immer zu tun, wenn uns danach ist. Nach einer solchen Pause sind wir meist auch gleich wieder viel motivierter. Wir selbst wissen oft am besten, was wir wirklich brauchen. Natürlich ist es nicht immer realistisch, einige Tage gar nichts Produktives zu tun. Doch dafür ist es umso wichtiger, ein Gleichgewicht zwischen Selbstoptimierung und wirklicher Freizeit zu finden.