Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stadt erstattet Kita-Gebühren komplett

Auch wenn die Auslastung der Kitas teilweise über 50 Prozent lag, erhalten die Eltern den Anteil der Stadt für Februar bis April vollständi­g zurück. Die detaillier­te Berechnung der Gebühren für jedes Kind sei zu aufwendig, sagt der OB.

- VON HENNING RÖSER

REMSCHEID Die Stadt wird rund 4000 Eltern den städtische­n Anteil an den Gebühren für die Betreuung in der Kita und dem Offenen Ganztag für die Monate Februar bis April vollständi­g erstatten. Das sind 750.000 Euro. Ein Antrag der Eltern ist nicht erforderli­ch. Zu diesem Ergebnis kam jetzt eine Verwaltung­srunde bei OB Burkhard Mast-Weisz.

Es sei eine Abwägungse­ntscheidun­g gewesen, sagt der OB. Den Ausschlag für die pauschale Rückzahlun­g

„Wir sind mit dieser Entscheidu­ng relativ nah an der Realität“

Burkhard Mast-Weisz Oberbürger­meister

habe zum einen die Aussage des Sozialamte­s gegeben, dass es Monate dauern würde, für jedes Kind nachzuverf­olgen, an welchen Tagen und wie lange es in der Betreuung gewesen sei. „Wir würden den Laden über Monate stilllegen“, sagt Mast-Weisz. Für eine Rückzahlun­g spreche zudem, dass die Eltern wegen der Pandemie in den vergangene­n Monaten nur ein eingeschrä­nktes Betreuungs­angebot erhalten hätten. „Wir sind mit dieser Entscheidu­ng relativ nah an der Realität.“

Eine Haltung, die sich der OB auch vom Land NRW wünschen würde. Bislang hat Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) zwar angekündig­t, für die Monate Mai und Juni auf die dem Land zustehende Hälfte der Gebühren zu verzichten, von einer Rückzahlun­g für die vergangene­n Monate ist aber nicht die Rede.

CDU-Fraktionsc­hef Markus Kötter lobte am Mittwoch das Land für den angekündig­ten Verzicht in Mai und Juni. Grünen-Fraktionsc­hef David Schichel dagegen ist sauer. Remscheid springe „einmal mehr für das Land NRW in die Bresche, das sich dazu bislang nur unzureiche­nd, zu spät oder gar nicht gerührt hat“. Damit die Eltern nicht die „Leidtragen­den dieser unverantwo­rtlichen

Landespoli­tik sind“, hätten sich die Grünen entschiede­n, die pauschale Erstattung mitzutrage­n.

Aber mit Bauchgrimm­en. Dass dieses System nicht gerecht ist, hatte Schichel in einer Sitzung des Hauptaussc­husses in der Vorwoche betont. Eltern, die ihre Kinder weiter in die Kita schickten, würden gleich behandelt mit jenen Familien, die dem Appell des OBs folgten und ihre Kinder daheim betreuten. Die Wählergeme­inschaft sprach vom Gießkannen-Prinzip.

Für die Grünen sei nun wichtig, „dass die OGS bei den Rückzahlun­gen gleich behandelt werden wie die Kitas“, sagt David Schichel.

Die Schulbetre­uung habe das Land bisher komplett ignoriert. Setze sich die Situation bis zu den Sommerferi­en fort, sind wir im Juli bereits bei 1,5 Millionen Euro“, sagt der Fraktionsc­hef.

Das ist auch dem OB klar, der erklärte, dass über den Umgang mit den Monaten bis zu den Sommerferi­en noch nicht entschiede­n sei. „Uns gehen 750.000 Euro flöten“, beschreibt Mast-Weisz allein die aktuelle Dimension. Diese Summe kommt auf den Schuldenbe­rg oben drauf. Die Kommunalau­fsicht habe vom Land das Signal bekommen, dass die Städte diese Einnahmeau­sfälle auf den sogenannte­n Corona-Deckel schreiben können.

Und da ist schon Einiges aufgelaufe­n. Nach Berechnung­en von Kämmerer Sven Wiertz (SPD) wird sich die Höhe aller „Corona-Schäden“bis zum Jahr 2025 für Remscheid auf 211,4 Millionen Euro addieren. Ab dann sollen diese Fehlbeträg­e über 50 Jahre abgeschrie­ben werden. Der städtische Haushalt wäre dann zum Start jedes Jahres bereits mit jeweils 4,2 Millionen Euro belastet.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Eine Erzieherin spielt in einer Kindertage­sstätte hinter einer Rollbahn mit Kindern.
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