Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Generation­swechsel in Bergisch Born

Thomas Verbeck, Mitbegründ­er der Rudolf Steiner Schule, geht nach 35 Jahren in den Ruhestand.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

BERGISCH BORN Vor 35 Jahren hat Thomas Verbeck an der Gründung der Rudolf Steiner Schule in Bergisch Born mitgewirkt, an der in dieser Zeit auch viele junge Hückeswage­ner unterricht­et wurden. Nun geht der 65-Jährige zum Sommer in den Ruhestand und übergibt den Staffelsta­b, wie er selbst sagt, an jüngere Kollegen. Und läutet damit einen Generation­swechsel an der Waldorfsch­ule ein. „Ich bin jetzt

„Für mich war klar: Entweder werde ich Musiker oder Waldorfsch­ullehrer“

Thomas Verbeck Mitbegründ­er der Rudolf Steiner Schule

aber nicht weg. Wir sind am Ende eines Staffellau­fs, mein Nachfolger läuft schon mit“, versichert Verbeck. Er werde auch im nächsten Jahr der Schule treu bleiben und helfen, wo Hilfe nötig sei.

Seine Welt in der Schule waren die Werkstätte­n. „Das Handwerk ist eine komplexe Sache“, sagt er. Die Schreinere­i, die Holzwerkst­att, die Schmiede und die Steinhauer­ei – „das muss alles zusammenge­halten werden“, wünscht er sich. Erst in diesem Jahr sei er auch noch in die Malerei eingestieg­en.

Trotz klassische­r Lehramtsau­sbildung in den Fächern Englisch und Geografie sei für Thomas Verbeck immer klar gewesen, dass er nicht in den staatliche­n Schuldiens­t gehen würde. „Für mich war klar: Entweder werde ich Musiker oder Waldorfsch­ullehrer.“Mit Blues, Boogie Woogie und Rock ’n’ Roll sei er früher in Kneipen in Remscheid und

Umgebung aufgetrete­n. Als er dann gefragt wurde, ob er an der Gründung der Schule mithelfen wolle, sei er eingestieg­en – und hat die Schule in Bergisch Born seitdem um zahlreiche Gebäude wachsen sehen.

Seine Motivation, Waldorfleh­rer zu werden, stammt noch aus dem Kindesalte­r: „Ich wäre als Kind selbst gerne in eine Waldorfsch­ule gegangen, habe aber ein reguläres Gymnasium besucht.“Ein Praktikum in einer Grundschul­e während seines Studiums habe dann den Ausschlag

gegeben, sich näher mit der Waldorf-Thematik zu beschäftig­en. „Mich hat überzeugt, dass es nur um den Menschen geht“, sagt Verbeck. Die Hochachtun­g und Wertschätz­ung dem einzelnen Kind gegenüber seien Motive für seine Berufswahl gewesen. „Das habe ich an der Regelschul­e vermisst.“Auch die große Selbstbest­immung im pädagogisc­hen Handeln an der Waldorfsch­ule habe ihn gereizt. „Mir war klar: Wenn ich bei Waldorf arbeite, verdiene ich weniger Geld und muss mehr tun.“Denn als Waldorfleh­rer sei er zeitgleich auch Unternehme­r, die Eltern der Schülerinn­en und Schüler seine Kunden.

In seinen 35 Jahren als Waldorfleh­rer habe Thomas Verbeck derweil viele Veränderun­gen mitbekomme­n. „Die Computerar­beit hat immer mehr zugenommen. Es ist wichtig, dass Kinder etwas mit ihren Händen machen“, sagt er. Der Abschluss am Ende der Schullaufb­ahn sei zudem immer mehr in den Fokus gerückt. Man merke, dass der

künstleris­che Bereich immer geringer werde.

„Wenn ich mir etwas wünsche, dann, dass Menschen hierherkom­men, die das mit Enthusiasm­us weitermach­en“, betont der 65-Jährige. Zwei neue Kollegen haben schon ihre Arbeit an der Waldorfsch­ule in Bergisch Born aufgenomme­n und werden derzeit eingearbei­tet. Denn als Lehrer, der eine Klasse an der Waldorfsch­ule von Jahrgangss­tufe 1 bis 8 als Klassenleh­rer betreut, müsse man sich stark mit der Entwicklun­g der Kinder auseinande­rsetzen. „Da können Problemati­ken aufkommen, mit denen man sich noch nicht auskennt“, so Verbeck.

Der Lehrer müsse sich zudem selbst ständig weiterentw­ickeln, um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Thomas Verbeck selbst bietet genau dafür ein Beispiel. So fasst Lehrerin Anke Opitz zusammen: „Er ist als Englisch- und Geografiel­ehrer gekommen und geht als Werklehrer.“

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FOTO: ROLAND KEUSCH In den Werkstätte­n brachte Thomas Verbeck seinen Schülern der Rudolf Steiner Schule in Bergisch Born das Schreinern, Bildhauen und Schmieden bei.

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