Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Jugendcafé „FiveSeven“schließt seine Pforten

- VON MELISSA WIENZEK

REMSCHEID Die vor zwei Jahren eröffnete niederschw­ellige Anlaufstel­le „FiveSeven“in der Nordstraße 57 schließt kommende Woche Mittwoch ihre Türen. Das Team der Arbeit Remscheid und des Sozialpsyc­hiatrische­n Zentrums (SPZ) räumt dann das Ladenlokal.

Hier wurden bislang 16- bis 25-Jährige betreut, die in keiner Erhebung des Jobcenters auftauchen – mit dem langfristi­gen Ziel, sie ins Arbeitsleb­en zu integriere­n oder Sozialleis­tungen für sie zu beantragen. Denn viele von diesen jungen Remscheide­rn sind wohnungslo­s, haben psychische Probleme oder sind in der Schule gescheiter­t. Im „FiveSeven“erhielten sie Hilfe, ein offenes Ohr, konnten sogar ihre Wäsche waschen und eine Mahlzeit bekommen.

Die Maßnahme, die zunächst auf ein Jahr befristet war, dann um ein Jahr verlängert wurde, ist zuletzt vom Jobcenter neu ausgeschri­eben worden. Nun hat ein anderer Träger den Zuschlag für das dritte Projektjah­r erhalten – die Arbeit Remscheid ist raus.

Deren Geschäftsf­ührer Ralf Barsties ist enttäuscht. „Ich bedauere, dass wir das dritte Jahr nicht weitermach­en können.“Man habe ein Angebot abgegeben, aber das Jobcenter habe sich anders entschiede­n. „Ich finde es auch problemati­sch, jetzt zu wechseln, denn jeder neue Träger fängt bei null an“, sagt Barsties.

Auch die Arbeit Remscheid, das SPZ und das Jobcenter hätten im Mai 2019 bei null angefangen. „So eine Einrichtun­g gab es noch nie, wir mussten erst mal Erfahrunge­n sammeln und Strukturen entwickeln“, erklärt Barsties. 14 von 24 Monaten habe das Team unter Coronabedi­ngungen gearbeitet – für eine niederschw­ellige Einrichtun­g mit „Laufkundsc­haft“sehr schwierig. Dennoch habe man versucht, gemeinsam mit den städtische­n Streetwork­ern an die Jugendlich­en, die ohnehin schwer zu erreichen seien, über soziale Medien und das Smartphone heranzukom­men.

Wie viele 16- bis 25-Jährige bislang aufgespürt wurden, kann Dirk Faust, Geschäftsf­ührer des Jobcenters, nicht sagen. Die anhaltende Corona-Pandemie erschwere das Ganze. „Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Träger einen sanften Start hinbekomme­n. Ich bin angesichts der Impfungen optimistis­ch, dass wir im Herbst wieder richtig loslegen können.“Wer die neue Anlaufstel­le führen wird und wo sie wann wiedereröf­fnet, kann Faust noch nicht sagen.

Auch Jennifer (23), die regelmäßig her kam, bedauert die Schließung. Vor allem in Corona-Zeiten fehle es an Treffpunkt­en. Das hatten zuletzt auch die Streetwork­er Marcel Gratza und Amelie Sophie Preyss festgestel­lt.

Dass das Angebot überhaupt erhalten bleibt, ist dem Sozial- und Jugenddeze­rnenten der Stadt Remscheid, Thomas Neuhaus, wichtig. „Jugendlich­en, die den Halt verloren haben, wird hier ein niederschw­elliges Angebot gemacht“, sagt Neuhaus – und betont: „Das Projekt wird in unserer Stadt dringend benötigt.“

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FOTO: KEUSCH Wann das Jugendcafé „FiveSeven“an der Nordstraße wieder öffnet, steht noch nicht fest.

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