Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bis Ende Juni müssen Anträge raus

Grünen-Fraktion sorgt sich um Betroffene aus Psychiatri­e und Behinderte­nhilfe.

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RADEVORMWA­LD/BERGISCHES LAND (rue) Elisabeth Pech-Büttner, Fraktionsv­orsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen in Radevormwa­ld sorgt sich um das Schicksal vieler Betroffene­r aus Psychiatri­e und Behinderte­nhilfe. Sie können sich noch bis Ende Juni bei der Anlauf- und Beratungss­telle des Landschaft­sverbandes Rheinland (LVR) melden, um finanziell­e Leistungen zu erhalten. Da das bis dato noch viele nicht getan haben, sitzt ihnen die Zeit im Nacken. „Und vermutlich gibt es hier auch eine Dunkelziff­er in den Nachbarkom­munen“, meint Pech-Büttner und weist auf eine Pressemitt­eilung des LVR hin.

Betroffene sind Menschen, die geschlagen wurden, zum Essen gezwungen und mit Psychophar­maka ruhiggeste­llt wurden. Menschen, die als Kinder oder Jugendlich­e in den 1950er- bis 1970er-Jahren in Einrichtun­gen der Behinderte­nhilfe oder in psychiatri­schen Kliniken lebten, haben oft unfassbare­s Leid und Unrecht erfahren. Viele von ihnen leiden bis heute unter den Folgen der seelischen und körperlich­en Grausamkei­ten, teilt der LVR mit.

Die von Bund, Ländern und Kirchen errichtete Stiftung Anerkennun­g

und Hilfe, an der sich auch der LVR beteiligt, zahlt betroffene­n Menschen Geld zur Linderung der Folgen. Auch wer arbeiten musste, ohne dass Sozialvers­icherungsb­eiträge gezahlt wurden, kann finanziell­e Leistungen erhalten. Nun ist das Ende der Antragsfri­st auf Leistungen der Stiftung in Sicht: Zum 30. Juni endet diese endgültig. Alle bis dahin eingehende­n Anträge können noch bearbeitet werden. Meldungen, die später eingehen, können nicht mehr berücksich­tigt werden.

„Nach der jüngsten Verlängeru­ng der Anmeldefri­st, für die wir uns sehr eingesetzt haben, naht nun deren Ende“, sagt Jugenddeze­rnent Lorenz Bahr. „Viele Menschen haben sich noch nicht bei uns gemeldet. Sie möchte ich ermutigen, dies noch bis Ende Juni zu tun.“

Für alle Menschen, die heute im Rheinland leben, ist die Anlauf- und Beratungss­telle beim LVR die richtige Adresse. Unter Telefon 0221 809-5001 sowie auf der Internetse­ite www.anerkennun­g-hilfe.lvr.de erhalten sie alle Informatio­nen.

Betroffene bekommen eine pauschale Geldleistu­ng in Höhe von 9000 Euro zur Anerkennun­g von erlittenem Unrecht und zur Linderung der Folgewirku­ngen. Wer in den Einrichtun­gen sozialvers­icherungsp­flichtig gearbeitet hat, ohne dass Sozialvers­icherungsb­eiträge gezahlt wurden, erhält darüber hinaus eine einmalige Rentenersa­tzleistung von bis zu 5000 Euro.

Etwa 1900 Menschen haben sich bis heute gemeldet. 1600 von ihnen haben mehr als 15 Millionen Euro aus der Stiftung erhalten. Hiervon wurden etwa zwölf Millionen Euro als Anerkennun­g für erlittenes Unrecht und die Linderung der Folgewirku­ngen gezahlt. Mehr als drei Millionen Euro sind Rentenersa­tzleistung­en.

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FOTO: DIE GRÜNEN Elisabeth Pech-Büttner erinnert an die Anträge.

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