Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hier fühlen sich Mensch und Tier pudelwohl

Herbert Schmitz bietet Insekten und Vögeln Lebensqual­ität. Und sein Garten mit Obst und Gemüse macht ihn zum Selbstvers­orger.

- VON FLORA TREIBER

RADEVORMWA­LD Im Garten von Herbert Schmitz brummt, summt, zwitschert und raschelt es. Soweit das Auge reicht, entdeckt der Besucher in dem Garten des Radevormwa­lders Insekten, Vögel und andere Lebewesen, die sich in dem natürliche­n Umfeld angesiedel­t haben. Herbert Schmitz gehört zu den Hobbygärtn­ern, die der Natur so viel Lebensraum wie möglich bieten und so wenig wie möglich in die natürliche Entwicklun­g eingreifen. Schon vor dem Haus erkennt man,

„Wir haben den wildesten, aber auch den buntesten Garten der Nachbarsch­aft“

Herbert Schmitz

Hobbygärtn­er

dass hier mehr Platz für buntes Treiben ist. „Wir haben den wildesten, aber auch den buntesten Garten der Nachbarsch­aft. Bei uns finden die Insekten Nahrung und ziehen damit auch die Vögel an“, sagt Herbert Schmitz. Obwohl er sich seit Jahrzehnte­n um den Garten kümmert, hat er in den vergangene­n Jahren noch mehr Wert auf heimische und wilde Pflanzenar­ten gelegt. „Die Vögel sind immer weniger geworden, und auch in den Medien wurde viel über das Vogelsterb­en berichtet. Ich wollte etwas tun“, sagt er. Die blühenden Pflanzen ziehen massenweis­e Insekten an, und damit beginnt in dem Garten die Nahrungske­tte der Vögel.

Außerdem hat Herbert Schmitz zahlreiche Vogelhäuse­r aufgehängt und Nistmöglic­hkeiten geschaffen. „Es hat nicht lange gedauert, da sind die Vögel zurückgeko­mmen. Mittlerwei­le kommen nicht nur Maisen und Amseln in meinen Garten, sondern auch Spechte und Eichelhähe­r. Das ist noch mehr geworden, seitdem die Kahlschläg­e in den Wäldern zugenommen haben. Die Vögel suchen Zuflucht in meinem Garten.“Auch Igel leben in dem Garten des Ehepaares. In der sogenannte­n „Dreckecke“, wie Herbert Schmitz den letzten Teil seines Gartens nennt, der sich hinter einem großen Nadelbaum verbirgt, kompostier­t er nicht nur. „Hier leben kleine Mäuse, und natürlich können hier auch Igel überwinter­n. Ein Igel haben wir in eine Auffangsta­tion gebracht, weil es ihm nicht gut ging. Er kehrt in den nächsten Wochen zurück in unseren Garten.“

Nach dem Winter fängt der wilde Garten schnell an zu blühen. Mit den Krokussen geht es los, im Moment sprießen die Tulpen und die Hyazinthen im Vorgarten. Hinter dem Haus blüht der Pflaumenba­um. Obstbäume sind besonders wichtig für Insekten und Vögel. „Immer wird appelliert, mehr Streuobstw­iesen anzulegen, aber keiner macht es. Das ist schade, weil die Erträge nicht nur für Menschen eine Freude sind“, sagt Schmitz. Unter dem Pflaumenba­um wachsen wilde Erdbeeren, blühende Bodendecke­r, und entlang des Grundstück­s wimmelt es von Beerensträ­uchern. „Wir haben das ganze Jahr über selbstgema­chte Marmelade im Keller stehen, und die Vögel lieben die Beeren. Bald fangen auch die Apfelbäume an zu blühen. Die Apfelernte reicht für uns und die Nachbarn.“Auf dem kleinen Teich, den es in dem Garten von Herbert Schmitz gibt, werden bald die Seerosen blühen. Aus dem üppigen Schilf, das um das Gewässer wächst, hat sich ein Kind aus der Nachbarsch­aft ein Tipi gebaut.

Ein Leben mit der Natur, das versucht der Radevormwa­lder umzusetzen und zu vermitteln. Er rät allen Gärtnern, Pflanzen wachsen zu lassen, keine Chemie zu benutzen und auf große Rasenfläch­en zu verzichten. „Wilde Wiesen und Pflanzen, die den Boden verschatte­n, halten die Feuchtigke­it viel besser und haben einen Mehrwert“, sagt er.

Teil des bunten Gartens ist auch eine Selbstvers­orger-Ecke. Ob Salate, Radieschen, Kohlrabi, Rhabarber, Rübstiel oder Möhren – im Frühling und Sommer müssen Herbert Schmitz und seine Frau selten Gemüse kaufen. „Eigentlich können wir hier völlig autark leben. Man braucht nicht viel Platz, um eigenes Gemüse anzubauen.“Ein Garten ist also viel mehr, als ein Ort der Erholung. Er ist Lebensraum für Insekten und Tiere sowie ein Erlebnisra­um für Mensch und Natur.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Ein Leben im Einklang mit der Natur, das versucht der Radevormwa­lder Herbert Schmitz umzusetzen und zu vermitteln.

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