Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Zum Jubiläum wird Nachfolger gesucht
Seit 50 Jahren gibt es das Traditionsunternehmen „Radio Brass“an der Eich 50. Jetzt sucht Inhaber Martin Lins einen Nachfolger, der die Geschäfte in seinem Sinne weiterführt. Ende 2021 hört Lins auf. Der Abschied fällt ihm schwer.
Seit 50 Jahren gibt es „Radio Brass“an der Eich 50. Inhaber Martin Lins sucht einen Nachfolger, der die Geschäfte in seinem Sinne weiterführt.
WERMELSKIRCHEN Der heutige Montag wird für Martin Lins ein Tag, an den er sich sicher mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückerinnern wird: Montag feiert sein Geschäft und Lebenswerk „Radio Brass“an der Eich 50-Jähriges Bestehen. Eine große Feier wird es für das Traditionsunternehmen durch die Corona-Krise nicht geben, aber die Handwerkskammer und Überraschungsgäste haben sich zeitversetzt in der Werkstatt im Hinterhof angekündigt, um Gratulationen zu überbringen. Und auch, um über die Zukunft von „Radio Brass“zu sprechen, denn der Radio- und Fernsehtechnikmeister begibt sich mit dem Ehrentag seines Geschäfts auf die Suche nach einem Nachfolger. Leicht kommen Martin Lins die Worte nicht über die Lippen: „Zum 31. Dezember höre ich auf, und es wäre wirklich schön, wenn ich den Laden an jemanden übergeben könnte, der die Geschäfte mit Engagement und Leidenschaft in meinem Sinne weiterführt.“
Dass er einmal sagen wird: „Ich gehe in Rente“, hat sich der Wermelskirchener, der am 11. Mai seinen 65. Geburtstag feiert, früher nicht träumen lassen. „Ich dachte immer, ich arbeite einfach immer weiter“, gesteht er lächelnd. „Ohne Arbeit kann ich nicht. Das ist zu langweilig“, sagt er. Doch nach einer plötzlichen Erkrankung und zwei Krankenhausaufenthalten sei ihm deutlich bewusst geworden, „dass jetzt Stopp sein muss.“
Der Abschied fällt ihm dennoch sehr schwer: „Radio Brass wurde im Mai 1971 von Max Brass gegründet, und im September 1971 habe ich hier erst als Lehrling angefangen, dann war ich Geselle, und 1992 habe ich den Laden übernommen“, erinnert er sich an die vergangenen 50 Jahre, in denen er mit seinen Kunden älter geworden ist. Das Ladengeschäft,
in dem früher noch Radios und TV-Geräte angeboten wurden und für den Ehefrau Annegret die Buchführung geregelt hat, hat Martins Lins bereits vor 20 Jahren aufgegeben. „Die Fläche war zu klein geworden für den Verkauf“, erinnert er sich. „Der Einzelhandel lief schleppend. Also habe ich es mit der Werkstatt probiert.“Rückblickend hätte er das früher machen sollen, sagt er. Trotzdem kaufen die Kunden bis heute ihre TV-Geräte bei ihm. Die könne man sich zwar nicht mehr im Laden anschauen, „aber ich kenne die Geräte von Messen und kann meine Kunden deshalb gut beraten.“Preislich könne er gut mit den großen Technikmärkten mithalten. Vorteil bei ihm sei der Service: „Wir liefern das TV-Gerät an, richten alle Sender ein, und dann sollen die
Kunden erstmal warm werden mit dem neuen Fernseher. Später fahren wir nochmal hin, um alle weiteren Fragen zu klären.“
Viele seiner Kunden betreut Martins Lins seit Jahrzehnten. Wie eine ältere Dame, die ihn kürzlich ins
Seniorenheim hat kommen lassen, weil der Fernseher nicht funktionierte. „Ich habe die Batterien an der Fernbedienung ausgetauscht, und alles war gut“, sagt er. „Was bin ich froh, dass es Sie gibt“, habe ihm die Dame glücklich gesagt, erzählt Martin Lins gerührt. „Deshalb möchte ich unbedingt einen Nachfolger finden, der sich kümmert“, sagt er. „Wen rufen die älteren Leute denn sonst an, wenn keiner mehr hier ist?“Die Alternative wäre, den Kundenstamm von „Radio Brass“an ein externes Unternehmen zu verkaufen „und da würde mir das Herz noch mehr bluten“, gibt er zu.
Lieber wäre es ihm, einen Elektriker-Gesellen zu finden, „der Mut und Lust hat, etwas zu bewegen“, sagt Lins, der seinen Nachfolger definitiv nicht ins kalte Wasser werfen will: „Ich werde demjenigen bestimmt noch im Hintergrund ein Jahr lang zur Seite stehen, mit ihm zu den Kunden fahren und auch bei den Reparaturen der Kaffeevollautomaten helfen.“Diesen Nachfolger sucht er ab dieser Woche.