Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
CDU bereitet sich auf nächste Wahl vor
Bei der Mitgliederversammlung der CDU Wermelskirchen stellte sich Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke den zum Teil auch unangenehmen Fragen und wagte einen Ausblick auf die Zeit nach der Krise.
WERMELSKIRCHEN Dass die Corona-Krise auch für eine Krise in der CDU sorgen würde, hatte wohl niemand so kommen sehen. Und gerade deshalb war es CDU-Stadtverbandsvorsitzendem Stefan Leßenich wichtig, „mit den Mitgliedern über die aktuelle Situation in Deutschland und in unserer Partei austauschen“, sagt Leßenich, der deshalb zur ersten virtuellen Mitgliederversammlung einlud. „Aufregende Wochen liegen hinter uns. Corona-Schutzmaßnahmen, Impfkampagne, Maskenaffäre und die K-Frage sorgten für viel Kritik auch in unserer Partei“, eröffnete er die Diskussion, zu der auch Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke zugeschaltet war, um sich unter anderem der Frage zu stellen, wie die CDU das Vertrauen gegenüber der Berliner Politik und der eigenen Partei wieder herstellen möchte. „Die Wechselstimmung und den Verdruss nehmen wir natürlich wahr“, erklärt Tebroke im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Und da muss man die Gründe hinterfragen. Es gab in der Corona-Krise immer wieder Erwartungen an die Politik, die nicht erfüllt wurden. Dabei vergisst man, dass 80 Prozent geklappt hat und 20 Prozent nicht, an denen wir arbeiten müssen. Wir hatten für die Corona-Krise keine Blaupausen. Niemand wusste, wie lange Corona uns beschäftigen wird. Die Dauer kostet unheimlich viel Kraft. Was dann noch mit den Raffkes passiert ist, die Geld in einer Notsituation kassiert haben, ist unentschuldbar, peinlich, schäbig und begründet Misstrauen.“Auch die schwierigen Abstimmungsprozesse habe die Menschen politmüde gemacht, sagt er. „Die Bürger erwarten, dass wir Entschlossenheit und Klarheit zeigen. Wenn eine gemeinsame Marschroute vorgelegt wird und dann macht es doch jeder selber, zerstört das Vertrauen.“
Umso wichtiger sei es nun, Veränderungsprozesse anzuschieben, die Krise als Chance zu sehen. Auch, was langatmige, schwerfällige Behördenprozesse anbelange. „Es muss sich etwas an unserer Fehlerkultur ändern. Man erwartet immer ein rechtssicheres, bedächtiges Agieren der Verwaltung. Wenn aber schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, muss den Entscheidern auch der Rücken gestärkt werden. Das müssen wir in der Gesellschaft entwickeln, damit engagierte Mitarbeiter den notwendigen Rückenwind bekommen.“Stichwort „Verwaltung 2.0“, die schneller agieren kann, sehe er positiv: „Wir müssen auf Krisen besser vorbereitet sein. Corona war vielleicht ein Warnschuss, wo wir deutlich präsentiert bekommen haben, was mit uns passieren kann. Wir müssen uns jetzt intensiver mit Fehlerkultur, Krisenmanagement und Reformen des Föderalismus auseinandersetzen.“
Dass Veränderungen angeschoben werden müssen, hat auch CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet angekündigt, nennt es Modernisierungjahrzehnt. Die „K-Frage“habe die CDU Wermelskirchen sehr beschäftigt, sagte Leßenich. „Viele Parteimitglieder hätten sich einen anderen Ausgang in beiden Personalien gewünscht.“Jetzt gelte es jedoch, Einigkeit zu demonstrieren und sich hinter Armin Laschet zu stellen. „Den politischen Gegner finden wir nicht in der Union, sondern bei den anderen konkurrierenden Parteien“, stellte Leßenich klar. Warum Laschet der richtige Kandidat ist, verrät Hermann-Josef Tebroke: „Er ist jemand, der ein Team bilden möchte. Und ein moderner Führungsstil ist kooperativ und auf das Team abgestellt. Armin Laschet hat kein Problem damit, starke Player um sich herum zu haben. Das fördert die Teamleistung. Und eine Volkspartei lebt davon, dass sie Positionen und Köpfe hat, die für verschiedenen Themenfelder steht. Ich wünsche mir einen Kopf und ein Konzept, das stark die wirtschaftspolitische Kompetenz herausstellt, aber auch jemanden, der stark das soziale erkennbar macht.“