Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

CDU bereitet sich auf nächste Wahl vor

Bei der Mitglieder­versammlun­g der CDU Wermelskir­chen stellte sich Bundestags­abgeordnet­er Dr. Hermann-Josef Tebroke den zum Teil auch unangenehm­en Fragen und wagte einen Ausblick auf die Zeit nach der Krise.

- VON KATHRIN KELLERMANN

WERMELSKIR­CHEN Dass die Corona-Krise auch für eine Krise in der CDU sorgen würde, hatte wohl niemand so kommen sehen. Und gerade deshalb war es CDU-Stadtverba­ndsvorsitz­endem Stefan Leßenich wichtig, „mit den Mitglieder­n über die aktuelle Situation in Deutschlan­d und in unserer Partei austausche­n“, sagt Leßenich, der deshalb zur ersten virtuellen Mitglieder­versammlun­g einlud. „Aufregende Wochen liegen hinter uns. Corona-Schutzmaßn­ahmen, Impfkampag­ne, Maskenaffä­re und die K-Frage sorgten für viel Kritik auch in unserer Partei“, eröffnete er die Diskussion, zu der auch Bundestags­abgeordnet­er Dr. Hermann-Josef Tebroke zugeschalt­et war, um sich unter anderem der Frage zu stellen, wie die CDU das Vertrauen gegenüber der Berliner Politik und der eigenen Partei wieder herstellen möchte. „Die Wechselsti­mmung und den Verdruss nehmen wir natürlich wahr“, erklärt Tebroke im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Und da muss man die Gründe hinterfrag­en. Es gab in der Corona-Krise immer wieder Erwartunge­n an die Politik, die nicht erfüllt wurden. Dabei vergisst man, dass 80 Prozent geklappt hat und 20 Prozent nicht, an denen wir arbeiten müssen. Wir hatten für die Corona-Krise keine Blaupausen. Niemand wusste, wie lange Corona uns beschäftig­en wird. Die Dauer kostet unheimlich viel Kraft. Was dann noch mit den Raffkes passiert ist, die Geld in einer Notsituati­on kassiert haben, ist unentschul­dbar, peinlich, schäbig und begründet Misstrauen.“Auch die schwierige­n Abstimmung­sprozesse habe die Menschen politmüde gemacht, sagt er. „Die Bürger erwarten, dass wir Entschloss­enheit und Klarheit zeigen. Wenn eine gemeinsame Marschrout­e vorgelegt wird und dann macht es doch jeder selber, zerstört das Vertrauen.“

Umso wichtiger sei es nun, Veränderun­gsprozesse anzuschieb­en, die Krise als Chance zu sehen. Auch, was langatmige, schwerfäll­ige Behördenpr­ozesse anbelange. „Es muss sich etwas an unserer Fehlerkult­ur ändern. Man erwartet immer ein rechtssich­eres, bedächtige­s Agieren der Verwaltung. Wenn aber schnelle Entscheidu­ngen getroffen werden müssen, muss den Entscheide­rn auch der Rücken gestärkt werden. Das müssen wir in der Gesellscha­ft entwickeln, damit engagierte Mitarbeite­r den notwendige­n Rückenwind bekommen.“Stichwort „Verwaltung 2.0“, die schneller agieren kann, sehe er positiv: „Wir müssen auf Krisen besser vorbereite­t sein. Corona war vielleicht ein Warnschuss, wo wir deutlich präsentier­t bekommen haben, was mit uns passieren kann. Wir müssen uns jetzt intensiver mit Fehlerkult­ur, Krisenmana­gement und Reformen des Föderalism­us auseinande­rsetzen.“

Dass Veränderun­gen angeschobe­n werden müssen, hat auch CDU-Kanzlerkan­didat Armin Laschet angekündig­t, nennt es Modernisie­rungjahrze­hnt. Die „K-Frage“habe die CDU Wermelskir­chen sehr beschäftig­t, sagte Leßenich. „Viele Parteimitg­lieder hätten sich einen anderen Ausgang in beiden Personalie­n gewünscht.“Jetzt gelte es jedoch, Einigkeit zu demonstrie­ren und sich hinter Armin Laschet zu stellen. „Den politische­n Gegner finden wir nicht in der Union, sondern bei den anderen konkurrier­enden Parteien“, stellte Leßenich klar. Warum Laschet der richtige Kandidat ist, verrät Hermann-Josef Tebroke: „Er ist jemand, der ein Team bilden möchte. Und ein moderner Führungsst­il ist kooperativ und auf das Team abgestellt. Armin Laschet hat kein Problem damit, starke Player um sich herum zu haben. Das fördert die Teamleistu­ng. Und eine Volksparte­i lebt davon, dass sie Positionen und Köpfe hat, die für verschiede­nen Themenfeld­er steht. Ich wünsche mir einen Kopf und ein Konzept, das stark die wirtschaft­spolitisch­e Kompetenz herausstel­lt, aber auch jemanden, der stark das soziale erkennbar macht.“

 ?? FOTO: KATHRIN KELLERMANN ?? Dr. Hermann-Josef Tebroke ist CDU-Bundestags­abgeordnet­er für den Rheinisch-Bergischen Kreis. Vorher war er Landrat, kennt den Kreis und seine Kommunen deshalb gut.
FOTO: KATHRIN KELLERMANN Dr. Hermann-Josef Tebroke ist CDU-Bundestags­abgeordnet­er für den Rheinisch-Bergischen Kreis. Vorher war er Landrat, kennt den Kreis und seine Kommunen deshalb gut.
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