Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Karneval, Kuchen und Kindersegen
Margot und Bernhard Sander feiern am Mittwoch ihre Diamantene Hochzeit. Wer sie nach ihrem gemeinsamen Leben fragt, blickt in fröhliche Augen.
DHÜNN Aus ihrem Garten fällt der Blick weit über bergische Felder und Wälder. Bernhard Sander nimmt sich diesen Augenblick Zeit auch noch nach den vielen Jahren, die er inzwischen in Dhünn lebt und blickt Richtung Dorf und darüber hinaus. „Als wir damals eine neue Wohnung suchten, wollten wir auf jeden Fall in Dhünn bleiben“, erzählt der heute 84-Jährige. Schließlich war ihnen das Dorf ans Herz gewachsen, mit Ehefrau Margot hatte er in der Gartenstraße eine Familie gegründet. Hier waren ihre drei Kinder groß geworden. „Wir gehören hier hin“, sagt auch seine Frau. Deswegen führte der Umzug Bernhard und Margot Sander Mitte der 1980er Jahre dann auch nur ein paar Straßen weiter – in die Wohnung mit dem besonderen Blick.
In ihrem Garten stellen sie sich an diesem Vormittag für den Fotografen zusammen – schließlich steht ein Jubiläum ins Haus. „60 Jahre. Wirklich?“scherzt Bernhard Sander fröhlich, als er den Arm um seine Frau legt und in die Linse blickt. Am 5. Mai 1961 gaben sich die beiden das Ja-Wort – erst im Standesamt in Dhünn und dann in der Kirche in Wermelskirchen. „Das war ein sonniger, schöner Tag“, erzählt Margot Sander, „aber damals hat man noch nicht so groß gefeiert wie heute.“Fünf Jahre zuvor hatten sie sich kennengelernt, als seine Eltern im Nachbarhaus einzogen waren. Sie war damals 18, er 20. „Meine Familie war aus Schlesien vertrieben worden, ich hatte meine Schulzeit in Bayern verbracht“, erzählt Bernhard Sander. Noch vor seinen Eltern war er Richtung Rheinland aufgebrochen, arbeitete in Preyersmühle und bewohnte dort ein Zimmer. Als seine Eltern nachgekommen waren, verpasste er es nicht, ihnen regelmäßig einen Besuch in Dhünn abzustatten – und der Nachbarin gleich mit. Vier Jahre später machte er ihr einen Antrag. Sie sagte ja.
Was sie verbunden habe? „Et kütt eben wie et kütt“, sagt sie. Große Worte seien da nicht nötig. Er sei lieb und manchmal ganz schon stur. Und sie? „Wir leben jetzt 60 Jahre zusammen, ich kann mich nicht beklagen“,
sagt er und wieder scheint ihm der Schalk im Nacken zu sitzen. „Du magst auch meine Küche“, sagt sie dann. Und den Hinweis lässt er sich nicht zweimal geben: „Ja wirklich“, sagt Bernhard Sander, „sie kann sehr gut kochen und backen.“Jede Woche zaubert sie Kuchen für den Kaffeetisch. Auch zur Diamantenen Hochzeit am morgigen Mittwoch wird sie backen: „Auch, wenn wir in diesem Jahr nicht feiern können“, sagt sie und beide erinnern sich gerne an die große Feier vor zehn Jahren im Jägerhof. Zur Goldenen Hochzeit kamen Kinder und Enkelkinder, Nachbarn und Freunde. „Die Tanzgarde der Dhünnschen Jecken trat auf“, erzählt Margot Sander
und deutet auf die Orden, die an einem Haken neben der Tür hängen. „Wir feiern jedes Jahr Karneval in der Mehrzweckhalle“, erzählen sie. Ihrem Mann läge das wohl im Blut, schließlich sei er am 11. November geboren.
In diesem Jahr müssen sie nicht nur auf den Karneval, sondern auch auf ein Fest zu ihrem Jubiläum wegen der Pandemie verzichten. „Wir sind inzwischen beide doppelt geimpft“, erzählen die Sanders erleichtert. Ihre drei Kinder, vier Enkelkinder und der vierjährige Urenkel kommen zeitversetzt zum Gratulieren. „Wir sind froh, dass wir sie alle in der Nähe haben“, sagt Margot Sander, „Familie war uns immer wichtig.“Das galt damals, als sie mit den Kindern in die Natur ausschwärmten, sich Zeit nahmen für Erkundungen und vor allem für die gemeinsamen Urlaube. „Da reden wir heute noch von“, erzählt sie. Sie liebten die Berge, verbanden die Reisen häufig mit einem Besuch der Verwandtschaft in Bayern.
Während er als gelernter Maschinenfeilhauer später in Lennep, dann bei Haro in Wermelskirchen arbeitete, sprang sie als gelernte Kauffrau im Handel ein, wann immer sie gebraucht wurde. „Dadurch kenne ich viele Menschen im Dorf“, erzählt sie. Und viele kennen sie. Gehen Margot und Bernhard Sander durch Dhünn, grüßen sie fröhlich zu allen Seiten – und erinnern sich zuweilen an die Tage, an denen ihre gemeinsame Geschichte begann.