Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Tunnel verhindern Krötenmass­aker

Die Amphibienl­eitanlage an der Rader Straße ist nun fertiggest­ellt, die Tiere kommen sicher zu ihren Laichplätz­en.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

RADEVORMWA­LD/REMSCHEID Etwa 3500 Erdkröten haben nun freie Bahn, um ihr Laichgebie­t in der Wupper-Vorsperre zu erreichen. Am Mittwoch wurde die Amphibienl­eitanlage an der Rader Straße fertiggest­ellt. Vier Tunnel ermögliche­n den Tieren nun die gefahrlose Unterqueru­ng der Fahrbahn. „Es geht um die größte Erdkrötenp­opulation in Remscheid“, sagt Thomas Friese von der Unteren Naturschut­zbehörde. Bisher mussten die Tiere bei Dämmerung die Rader Straße bei fließendem Verkehr überqueren,

„Das hat zu erhebliche­n Verlusten geführt. Das ist ein riesengroß­es Massaker gewesen.“

Thomas Friese von der Unteren Naturschut­zbehörde über die Situation ohne Tunnel

um aus Richtung Wald zum Wasser der Wupper-Vorsperre zu gelangen. „Das hat zu erhebliche­n Verlusten geführt. Das ist ein riesengroß­es Massaker gewesen.“

Purzeln die Kröten jetzt aus dem Wald, fangen Leitbleche aus Stahl sie auf und verhindern, dass sie die Straße hinaufklet­tern können. Stattdesse­n werden die Kröten in der Leitrinne in Richtung der Tunnel geführt. Im Bereich des einzigen Wohnhauses sei eine Stopprinne angebracht worden. So könne die Hofeinfahr­t weiterhin genutzt werden, die Tiere fallen durch ein Gitter in die Leitrinne, sagt Friese. Rund 50 Meter hinter dem Haus ist der erste Doppeltunn­el mit zwei Röhren eingebaut. „Nur ein Tunnel wäre zu eng“, erklärt Bauleiter Peter Hartmann von den Technische­n Betrieben Remscheid. Die beiden anderen Tunnel seien deutlich größer, bis zu einem Meter im Durchmesse­r. Denn der in der Straße liegende Abwasserka­nal, über den die Tunnel führen, falle zur Wupper-Talsperre hin ab und biete somit mehr Platz zwischen Asphaltdec­ke und Kanal.

Die Hauptwande­rungszeit der Kröten, die sich auf drei bis fünf Tage erstrecke, habe bereits Anfang April stattgefun­den, berichtet Friese. Etwa drei Monate haben die Bauarbeite­n an der Anlage gedauert. Schnee habe die Fertigstel­lung leicht verzögert. Die Anlage sei zwar zur Hauptwande­rung noch nicht komplett fertig gewesen, sei aber schon genutzt worden. „Wir haben schon einen Effekt gesehen“, sagt Friese. Weniger tote Kröten seien auf der Straße gefunden worden.

Weil die Tunnel sich noch neu anfühlten, müssten sich die Kröten erst einmal an die Anlage gewöhnen, bis Staub und Blätter das Naturgefüh­l zurückbrin­gen.

Die gesamte Bausumme liege bei 220.000 Euro, sagt Thomas Friese. 80 Prozent der Kosten werden

von der EU übernommen, die restlichen 20 Prozent teilen sich die Untere Naturschut­zbehörde, der Wupperverb­and und die Stadt als Straßenbau­lastträger. Die Anlage sei ein ungewöhnli­ches Projekt, „ein Gemeinscha­ftsprojekt, bei dem der Funke übergespru­ngen ist“, wie Friese sagt. Die Folgekoste­n der Leitanlage seien gering. Lediglich Kletterhil­fen wie herunterge­fallene Ästen müssten ab und zu entfernt werden.

Nun stehen lediglich noch Restarbeit­en aus. Unter anderem werde eine Dehnungsfu­ge zwischen altem und neuem Asphalt am Straßenran­d geschnitte­n, berichtet Hartmann. Auch die Beschilder­ung müsse noch angefertig­t werden. Ein Landschaft­sgärtner werde im Bereich der Tunnel einen Zaun zum Schutz der Fußgänger anbringen.

Die größte Schwierigk­eit beim Bau der Anlage sei die zeitgleich­e Verlegung von Leitungen der EWR und der Telekom gewesen, berichtet Johannes Klinger, Bauleiter der zuständige­n Baufirma Berster. Denn beim Anbringen der Pfosten, die die Leitbleche halten und in den Boden eingelasse­n werden, mussten diese Leitungen berücksich­tigt werden.

 ?? FOTO: MICHAEL SCHÜTZ ?? Gunter Beidbach (v.l., Stadt Remscheid), Johannes Klinger (Berster) und Peter Hartmann (TBR) begutachte­ten die Leitanlage. Die Baukosten von 220.000 Euro trägt zu 80 Prozent die EU.
FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Gunter Beidbach (v.l., Stadt Remscheid), Johannes Klinger (Berster) und Peter Hartmann (TBR) begutachte­ten die Leitanlage. Die Baukosten von 220.000 Euro trägt zu 80 Prozent die EU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany