Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Tunnel verhindern Krötenmassaker
Die Amphibienleitanlage an der Rader Straße ist nun fertiggestellt, die Tiere kommen sicher zu ihren Laichplätzen.
RADEVORMWALD/REMSCHEID Etwa 3500 Erdkröten haben nun freie Bahn, um ihr Laichgebiet in der Wupper-Vorsperre zu erreichen. Am Mittwoch wurde die Amphibienleitanlage an der Rader Straße fertiggestellt. Vier Tunnel ermöglichen den Tieren nun die gefahrlose Unterquerung der Fahrbahn. „Es geht um die größte Erdkrötenpopulation in Remscheid“, sagt Thomas Friese von der Unteren Naturschutzbehörde. Bisher mussten die Tiere bei Dämmerung die Rader Straße bei fließendem Verkehr überqueren,
„Das hat zu erheblichen Verlusten geführt. Das ist ein riesengroßes Massaker gewesen.“
Thomas Friese von der Unteren Naturschutzbehörde über die Situation ohne Tunnel
um aus Richtung Wald zum Wasser der Wupper-Vorsperre zu gelangen. „Das hat zu erheblichen Verlusten geführt. Das ist ein riesengroßes Massaker gewesen.“
Purzeln die Kröten jetzt aus dem Wald, fangen Leitbleche aus Stahl sie auf und verhindern, dass sie die Straße hinaufklettern können. Stattdessen werden die Kröten in der Leitrinne in Richtung der Tunnel geführt. Im Bereich des einzigen Wohnhauses sei eine Stopprinne angebracht worden. So könne die Hofeinfahrt weiterhin genutzt werden, die Tiere fallen durch ein Gitter in die Leitrinne, sagt Friese. Rund 50 Meter hinter dem Haus ist der erste Doppeltunnel mit zwei Röhren eingebaut. „Nur ein Tunnel wäre zu eng“, erklärt Bauleiter Peter Hartmann von den Technischen Betrieben Remscheid. Die beiden anderen Tunnel seien deutlich größer, bis zu einem Meter im Durchmesser. Denn der in der Straße liegende Abwasserkanal, über den die Tunnel führen, falle zur Wupper-Talsperre hin ab und biete somit mehr Platz zwischen Asphaltdecke und Kanal.
Die Hauptwanderungszeit der Kröten, die sich auf drei bis fünf Tage erstrecke, habe bereits Anfang April stattgefunden, berichtet Friese. Etwa drei Monate haben die Bauarbeiten an der Anlage gedauert. Schnee habe die Fertigstellung leicht verzögert. Die Anlage sei zwar zur Hauptwanderung noch nicht komplett fertig gewesen, sei aber schon genutzt worden. „Wir haben schon einen Effekt gesehen“, sagt Friese. Weniger tote Kröten seien auf der Straße gefunden worden.
Weil die Tunnel sich noch neu anfühlten, müssten sich die Kröten erst einmal an die Anlage gewöhnen, bis Staub und Blätter das Naturgefühl zurückbringen.
Die gesamte Bausumme liege bei 220.000 Euro, sagt Thomas Friese. 80 Prozent der Kosten werden
von der EU übernommen, die restlichen 20 Prozent teilen sich die Untere Naturschutzbehörde, der Wupperverband und die Stadt als Straßenbaulastträger. Die Anlage sei ein ungewöhnliches Projekt, „ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem der Funke übergesprungen ist“, wie Friese sagt. Die Folgekosten der Leitanlage seien gering. Lediglich Kletterhilfen wie heruntergefallene Ästen müssten ab und zu entfernt werden.
Nun stehen lediglich noch Restarbeiten aus. Unter anderem werde eine Dehnungsfuge zwischen altem und neuem Asphalt am Straßenrand geschnitten, berichtet Hartmann. Auch die Beschilderung müsse noch angefertigt werden. Ein Landschaftsgärtner werde im Bereich der Tunnel einen Zaun zum Schutz der Fußgänger anbringen.
Die größte Schwierigkeit beim Bau der Anlage sei die zeitgleiche Verlegung von Leitungen der EWR und der Telekom gewesen, berichtet Johannes Klinger, Bauleiter der zuständigen Baufirma Berster. Denn beim Anbringen der Pfosten, die die Leitbleche halten und in den Boden eingelassen werden, mussten diese Leitungen berücksichtigt werden.