Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Informatik-Lehrer werden nachqualif­iziert

Die Ministerin will, dass kein Jugendlich­er in NRW ohne Programmie­rkenntniss­e die Schule verlässt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die CDU-/FDP-Landesregi­erung will Schüler gezielt an technische und digitale Berufe heranführe­n, um dem Fachkräfte­mangel entgegenzu­wirken. „Wir wollen Schüler für diese Ausbildung­sberufe begeistern und mit Firmen zusammenbr­ingen“, sagte NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag. Es handle sich um außerschul­ische Angebote der Firmen, dies sei eine „klassische Win-Win-Situation“. Interessen­konflikte befürchte sie nicht: „Es geht darum, Dinge kennenzule­rnen.“Die Angebote hätten keinen Einfluss auf Kernlehrpl­äne. Die Pilotphase, die vom Land NRW mit 500.000 Euro unterstütz­t wird, läuft NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) zufolge noch bis Mitte 2022.

In NRW wird Informatik vom kommenden Schuljahr an ab der fünften Klasse zum Pflichtfac­h. Erste Informatik-Kenntnisse sollen bereits in der Grundschul­e in den Fächern

Sachkunde und Mathematik vermittelt werden. „Kein Schüler soll künftig die Schule ohne Programmie­rkenntniss­e verlassen“, sagte Gebauer.

In der Folge wächst der Bedarf an qualifizie­rtem Informatik­unterricht in NRW. Die Landesregi­erung will daher in der Lehrerausb­ildung das Fach Informatik attraktive­r machen, indem es künftig im Studium mit jedem anderen Fach kombiniert werden kann. Jene Lehrkräfte, die zurzeit in NRW bereits Informatik unterricht­en, sollen nachqualif­iziert werden – in sogenannte­n Zertifikat­skursen. Pro Jahr könnten daran 380 Lehrer teilnehmen, sagte Gebauer. Die Kurse würden so stark nachgefrag­t, dass die Landesregi­erung zurzeit über eine Ausweitung nachdenke.

Obwohl in NRW viele Schulen immer noch nicht an schnelles W-Lan angebunden sind, wurden die Mittel aus dem „Digitalpak­t Schule“des Bundes von insgesamt gut einer Milliarde Euro bisher nur langsam abgerufen. Dies habe sich in den vergangene­n sechs Wochen geändert, so Gebauer. Insgesamt 375 Millionen Euro seien geflossen. „Die Aufholjagd im Lande ist im Gange“, sagte die Ministerin.

Bei der Opposition hieß es dagegen: „Weit mehr als die Hälfte der Mittel aus dem Digitalpak­t in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro sind immer noch nicht bei den Schulen im Land angekommen.“Die bildungspo­litische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sigrid Beer, sagte, das Land drücke sich davor, Standards für die Ausstattun­g festzulege­n. „Wir benötigen eine flächendec­kende Offensive, die endlich die Ausstattun­g der Schulen und die informatis­che Grundbildu­ng, Digital- und Medienkomp­etenz für alle Schülerinn­en und Schüler gewährleis­tet und diese Bereiche miteinande­r verbindet“, so Beer.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Schüler nehmen in der neunten Klasse am Geografieu­nterricht mithilfe von Laptops und Tablets teil.

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