Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Online-Bezahlen soll einfacher werden
Banken und Sparkassen vereinen ihre unterschiedlichen Systeme unter der Marke Giropay. Was Kunden jetzt wissen müssen. Rund 1700 Mitglieder in fünf Verbänden
DÜSSELDORF Nicht erst in der Pandemie haben die Deutschen für sich den Einkauf im Internet entdeckt. Drei von vier Deutschen haben laut dem Online-Portal Statista im vergangenen Jahr wenigstens einmal pro Woche im Netz eingekauft, fast jeder Fünfte tat das mehrfach pro Woche, vier Prozent waren täglich zum Shoppen im Netz unterwegs.
Aber: Wer online kauft, zahlt nicht zwangsläufig online. Der Kauf auf Rechnung ist in Deutschland weiterhin die beliebteste Zahlungsart beim Online-Shopping – allerdings mit rückläufiger Tendenz: Wurden 2019 noch 32,8 Prozent aller Online-Einkäufe per Rechnung bezahlt, so sank dieser Anteil 2020 auf 30,4 Prozent, wie das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI in seiner Studie „Online-Payment 2021“berichtete. Im vergangenen Jahr kauften in Deutschland demnach immer noch drei von zehn Käufern im Internet auf Rechnung. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr, aber der Anteil liegt weiter deutlich über dem der Online-Bezahldienste, unter denen Paypal mit einem um ein Fünftel auf rund 24,7 Prozent gestiegenen Marktanteil klar führend ist.
Das will die deutsche Kreditwirtschaft, die zuletzt vor allem beim mobilen Bezahlen deutlich zurückgefallen ist, zumindest langfristig ändern. Und darum führt sie ihre bisher existierenden Angebote schrittweise unter der Marke Giropay zusammen. Das Ziel: Das Bezahlen in Online-Shops und das Überweisen von Geld an Privatpersonen via Smartphone sollen leichter und übersichtlicher werden – und die Geldbranche auch in diesem Bereich für Kunden attraktiver machen. Mehrere Monate soll die Einführungsphase dauern, dann soll Giropay jedem zur Verfügung stehen, der ein Girokonto besitzt und Online-Banking nutzt. Giropay als Dienst gibt es schon: ein Online-Bezahlverfahren, das sich mittlerweile bei etwa 1500 Banken und Sparkassen in Deutschland nutzen lässt. Voraussetzung: Das eigene Konto muss onlinetauglich und der Händler für das Giropay-Verfahren freigeschaltet sein.
Jetzt soll Giropay eine große Marke werden. Den Anfang bei der Zusammenführung der verschiedenen Angebote macht Kwitt, ein Zahlsystem von Smartphone zu Smartphone, mit dem man also Geld direkt über das Mobilgerät an andere transferieren oder von anderen empfangen kann. Das gab es bisher nur bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, und bei Letzteren war es auch nur dann möglich, wenn der Empfänger auch bei Kwitt angemeldet war. Genutzt haben das bisher aber nur etwa fünf Prozent der Kunden bei Sparkassen und Volksbanken. Seit Montag läuft dies unter „Giropay Geld senden“.
Ab diesem Mittwoch sollen Kunden bei Händlern, die den Bezahldienst Paydirekt nutzen, das Giropay-Bezahlverfahren einsetzen können. Der Unterschied zwischen
Deutsche Kreditwirtschaft Sie ist das gemeinsame Sprachrohr der Verbände der Privatbanken, der Volks- und Raiffeisenbanken, der Sparkassen der öffentlichen Banken (beispielsweise Landesbanken und Förderbanken) und der Pfandbriefbanken.
Mitglieder Ihnen gehören zusammengerechnet etwa 1700 Unternehmen an. beiden Verfahren: Wenn der Händler Paydirekt unterstützt, wird man beim Einkauf direkt auf die Paydirekt-Seite geleitet, wo man sich mit einem Benutzernamen und einem Passwort identifiziert sowie den Kauf mit einer Transaktionsnummer bestätigt. Dann wird das Geld vom Konto abgebucht. Bei Giropay wird man von der Website des Online-Händlers zum Online-Banking seiner eigenen Bank weitergeleitet und überweist dort. Giropay garantiert dem Händler auf diese Weise, dass er die Zahlung erhält, für Händler also eine Alternative mit geringen Risiken.
Paydirekt ist der dritte Stein im zusammengefügten Mosaik der Bezahlsysteme bei Banken und Sparkassen. Ein System, das vor Jahren als der große Durchbruch beim Online-Bezahlen verkündet wurde, bei den Kunden aber nie übermäßig beliebt war. Er hat aktuell kaum mehr als vier Millionen Nutzer. Offiziell hat im Dezember des vergangenen Jahres Paydirekt Giropay übernommen, doch damit ist nur das Ende von Paydirekt eingeläutet worden.
Jetzt also wird alles eins. Giropay ist für die deutsche Banken- und Sparkassenlandschaft das Instrument, mit dem sie künftig mehr oder weniger vereint Paypal, Apple Pay und Co. Konkurrenz machen will. Langfristig ist ein Marktanteil von 50 Prozent das Ziel. Was bei einem aktuellen Wert von gerade einmal zwei Prozent ambitioniert erscheint. Und: Anders als Paypal lässt sich Giropay beispielsweise nicht für Zahlungen bei ausländischen Online-Shops verwenden. Zudem unterstützen offenbar nicht alle deutschen Kreditinstitute den neuen Service.
Doch die Zuversicht der Geldhäuser und ihrer Verbände ist ungebrochen: „Wir machen das Girokonto zur Drehscheibe“, kündigte Joachim Schmalzl, Mitglied im Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, an, der momentan die turnusmäßig wechselnde Führung in der Kreditwirtschaft innehat.