Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Online-Bezahlen soll einfacher werden

Banken und Sparkassen vereinen ihre unterschie­dlichen Systeme unter der Marke Giropay. Was Kunden jetzt wissen müssen. Rund 1700 Mitglieder in fünf Verbänden

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Nicht erst in der Pandemie haben die Deutschen für sich den Einkauf im Internet entdeckt. Drei von vier Deutschen haben laut dem Online-Portal Statista im vergangene­n Jahr wenigstens einmal pro Woche im Netz eingekauft, fast jeder Fünfte tat das mehrfach pro Woche, vier Prozent waren täglich zum Shoppen im Netz unterwegs.

Aber: Wer online kauft, zahlt nicht zwangsläuf­ig online. Der Kauf auf Rechnung ist in Deutschlan­d weiterhin die beliebtest­e Zahlungsar­t beim Online-Shopping – allerdings mit rückläufig­er Tendenz: Wurden 2019 noch 32,8 Prozent aller Online-Einkäufe per Rechnung bezahlt, so sank dieser Anteil 2020 auf 30,4 Prozent, wie das Kölner Handelsfor­schungsins­titut EHI in seiner Studie „Online-Payment 2021“berichtete. Im vergangene­n Jahr kauften in Deutschlan­d demnach immer noch drei von zehn Käufern im Internet auf Rechnung. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr, aber der Anteil liegt weiter deutlich über dem der Online-Bezahldien­ste, unter denen Paypal mit einem um ein Fünftel auf rund 24,7 Prozent gestiegene­n Marktantei­l klar führend ist.

Das will die deutsche Kreditwirt­schaft, die zuletzt vor allem beim mobilen Bezahlen deutlich zurückgefa­llen ist, zumindest langfristi­g ändern. Und darum führt sie ihre bisher existieren­den Angebote schrittwei­se unter der Marke Giropay zusammen. Das Ziel: Das Bezahlen in Online-Shops und das Überweisen von Geld an Privatpers­onen via Smartphone sollen leichter und übersichtl­icher werden – und die Geldbranch­e auch in diesem Bereich für Kunden attraktive­r machen. Mehrere Monate soll die Einführung­sphase dauern, dann soll Giropay jedem zur Verfügung stehen, der ein Girokonto besitzt und Online-Banking nutzt. Giropay als Dienst gibt es schon: ein Online-Bezahlverf­ahren, das sich mittlerwei­le bei etwa 1500 Banken und Sparkassen in Deutschlan­d nutzen lässt. Voraussetz­ung: Das eigene Konto muss onlinetaug­lich und der Händler für das Giropay-Verfahren freigescha­ltet sein.

Jetzt soll Giropay eine große Marke werden. Den Anfang bei der Zusammenfü­hrung der verschiede­nen Angebote macht Kwitt, ein Zahlsystem von Smartphone zu Smartphone, mit dem man also Geld direkt über das Mobilgerät an andere transferie­ren oder von anderen empfangen kann. Das gab es bisher nur bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisen­banken, und bei Letzteren war es auch nur dann möglich, wenn der Empfänger auch bei Kwitt angemeldet war. Genutzt haben das bisher aber nur etwa fünf Prozent der Kunden bei Sparkassen und Volksbanke­n. Seit Montag läuft dies unter „Giropay Geld senden“.

Ab diesem Mittwoch sollen Kunden bei Händlern, die den Bezahldien­st Paydirekt nutzen, das Giropay-Bezahlverf­ahren einsetzen können. Der Unterschie­d zwischen

Deutsche Kreditwirt­schaft Sie ist das gemeinsame Sprachrohr der Verbände der Privatbank­en, der Volks- und Raiffeisen­banken, der Sparkassen der öffentlich­en Banken (beispielsw­eise Landesbank­en und Förderbank­en) und der Pfandbrief­banken.

Mitglieder Ihnen gehören zusammenge­rechnet etwa 1700 Unternehme­n an. beiden Verfahren: Wenn der Händler Paydirekt unterstütz­t, wird man beim Einkauf direkt auf die Paydirekt-Seite geleitet, wo man sich mit einem Benutzerna­men und einem Passwort identifizi­ert sowie den Kauf mit einer Transaktio­nsnummer bestätigt. Dann wird das Geld vom Konto abgebucht. Bei Giropay wird man von der Website des Online-Händlers zum Online-Banking seiner eigenen Bank weitergele­itet und überweist dort. Giropay garantiert dem Händler auf diese Weise, dass er die Zahlung erhält, für Händler also eine Alternativ­e mit geringen Risiken.

Paydirekt ist der dritte Stein im zusammenge­fügten Mosaik der Bezahlsyst­eme bei Banken und Sparkassen. Ein System, das vor Jahren als der große Durchbruch beim Online-Bezahlen verkündet wurde, bei den Kunden aber nie übermäßig beliebt war. Er hat aktuell kaum mehr als vier Millionen Nutzer. Offiziell hat im Dezember des vergangene­n Jahres Paydirekt Giropay übernommen, doch damit ist nur das Ende von Paydirekt eingeläute­t worden.

Jetzt also wird alles eins. Giropay ist für die deutsche Banken- und Sparkassen­landschaft das Instrument, mit dem sie künftig mehr oder weniger vereint Paypal, Apple Pay und Co. Konkurrenz machen will. Langfristi­g ist ein Marktantei­l von 50 Prozent das Ziel. Was bei einem aktuellen Wert von gerade einmal zwei Prozent ambitionie­rt erscheint. Und: Anders als Paypal lässt sich Giropay beispielsw­eise nicht für Zahlungen bei ausländisc­hen Online-Shops verwenden. Zudem unterstütz­en offenbar nicht alle deutschen Kreditinst­itute den neuen Service.

Doch die Zuversicht der Geldhäuser und ihrer Verbände ist ungebroche­n: „Wir machen das Girokonto zur Drehscheib­e“, kündigte Joachim Schmalzl, Mitglied im Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des, an, der momentan die turnusmäßi­g wechselnde Führung in der Kreditwirt­schaft innehat.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA

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