Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Neustart mit neuem Sänger und neuer Single
Pascal Lunkewitz ist der neue Frontmann bei „Ni Ju San“. Die Wermelskirchener Punk-Rock-Band besteht in 2023 seit 20 Jahren.
WERMELSKIRCHEN Einen Neustart mitten in der Pandemie-Zeit zu wagen, ist nicht selbstverständlich. Angesichts brachliegender Kultur könnte manch sprichwörtliche Flinte auch im Korn landen. Für die Wermelskirchener Band „Ni Ju San“, die in zwei Jahren ihr 20-jähriges Bestehen feiert, kommt das nicht in Frage. Stattdessen wartet das Quintett seit Neuestem in Form von Pascal „Lunki“Lunkewitz mit einem neuen Sänger auf und präsentiert zu dessen Einstand eine neue Single namens „rabkA tuhulA“, mit der die Gruppe ganz aktuell und deutlich allen sogenannten Querdenkern, Verschwörungstheoretikern und deren Kumpanei mit Rechtsradikalen eine Absage erteilt – nicht ohne Grund steht das rückwärts geschriebene „rabkA tuhulA“voller Ironie für „Aluhut Akbar“.
„Das ist eine klare Positionierung gegenüber all denen, die das Ende der Demokratie einläuten wollen. Für uns als Musiker ein Dauer-Thema, was nicht abebbt. Auf diese Idioten kann man zählen, die bleiben da“, betont André Schmitz die Intention der Band. Gemeinsam mit Daniel „Pixi“Pixberg bildet Schmtz das Gitarristen-Duo von „Ni Ju San“, beide sind die verbliebenen Gründungsmitglieder der Punk-Rock-Formation.
Noch vor einem Jahr veröffentlichte „Ni Ju San“das Album „Gloria“, die dazugehörige Release-Party im Bahndamm und diverse weitere Auftritte fielen wegen Covid-19 flach. Immerhin: Ein Auftritt spielten die Musiker vor heimischen Publikum beim Bahndamm-Open-Air im August 2020 unter Corona-Bedingungen – der letzte Auftritt von Pascal Lunkewitzs Vorgänger Dominik „Boba“Bober. „Wir haben uns in Freundschaft getrennt. Beruf und Familie lassen sich nicht immer einfach mit dem Hobby Musik vereinen, wenn man das zeitintensiv betreiben will. Das prägt unsere Band und unseren Dunstkreis seit Jahren: das Leidenschaftliche, das Musikalische und das Freundschaftliche hat unsere Band am Leben gehalten“, ist André Schmitz im Gespräch mit unserer Redaktion überzeugt.
Über die Social Media-Kanäle der Hückeswagener/Wermelskirchener Band „Big Stroke“wurde Pascal Lunkewitz auf die Sänger-Suche von „Ni Ju San“aufmerksam. „Mir war die Band natürlich ein Begriff. Sie hat ein extrem gutes Netzwerk, die geforderte Live- und Studio-Erfahrung ließ mich auf ein ambitioniertes Herangehen schließen“, erinnert Lunkewitz seine Kontaktaufnahme zu der Formation, deren Frontmann
er schließlich wurde: „Diese Art und Weise als Band zu agieren, ist mein Anspruch, meine Anforderung.“Er bedauere, dass wegen Corona zur Zeit keine Proben im „Ni Ju San“-Basislager in Dhünn möglich seien, denn: „Ich muss ja das Repertoire der Band lernen, ältere Songs mit mir neu aufgestellt werden. Das geht nicht im Homeoffice. Ich will proben, proben, proben.“Dazu gehöre auch ein näheres Kennenlernen der einzelnen Persönlichkeiten bei einem Bier. „Stilistisch habe ich noch nie so musiziert, wie bei ‚Ni Ju San‘. Ich komme eher aus der Rock- und Metal-Schiene“, beschreibt Pascal Lunkewitz. Ganz daneben liegt er damit nicht, denn „Ni
Ju San“stehen für deutschsprachige Songs, deren Refrains deutlich an Punk erinnern, die Gitarrenriffs gerne dem Heavy Metal entsprungen zu sein scheinen und sich dazu tanzbare Ska-Einlagen gesellen.
Wie alle anderen Musiker derzeit auch, „hängen“auch die von „Ni Ju San“in der „Luft“: Ab September sind Konzerte in Essen, Graz, Arnstadt oder Nürnberg geplant – ob die stattfinden können, weiß jedoch keiner: „Wir freuen uns auf Konzerte. Und unser Release-Konzert im Bahndamm wollen wir auch noch nachholen – dann vielleicht nicht mehr unter dem Schlagwort ‚Gloria‘“, blickt André Schmitz aus: „Wir schreiben eifrig neue Songs
und wollen die aufnehmen.“Die aktuelle Single „rabkA tuhulA“sei ein „halbfertiger“Song gewesen, der letztlich mit neuem Sänger komplett im Homeoffice fertiggestellt worden wäre: „Das gab es bei uns noch nie.“Mit einem Lachen stellen Schmitz und Lunkewitz fest: „Ellenlange Online-Konferenzen und Sprachnachrichten machen gerade das Leben in der Band aus.“Beide sind sich sicher: „Wir wollen jetzt noch einmal richtig dran ziehen, unser ernsthaftes Hobby richtig ernst nehmen.“Und André Schmitz untermauert: „Unsere Fertigkeiten und unser Niveau ist stetig gewachsen. Aus jeder Veränderung in der Band sind wir stärker hervorgegangen.“