Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Neustart mit neuem Sänger und neuer Single

Pascal Lunkewitz ist der neue Frontmann bei „Ni Ju San“. Die Wermelskir­chener Punk-Rock-Band besteht in 2023 seit 20 Jahren.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Einen Neustart mitten in der Pandemie-Zeit zu wagen, ist nicht selbstvers­tändlich. Angesichts brachliege­nder Kultur könnte manch sprichwört­liche Flinte auch im Korn landen. Für die Wermelskir­chener Band „Ni Ju San“, die in zwei Jahren ihr 20-jähriges Bestehen feiert, kommt das nicht in Frage. Stattdesse­n wartet das Quintett seit Neuestem in Form von Pascal „Lunki“Lunkewitz mit einem neuen Sänger auf und präsentier­t zu dessen Einstand eine neue Single namens „rabkA tuhulA“, mit der die Gruppe ganz aktuell und deutlich allen sogenannte­n Querdenker­n, Verschwöru­ngstheoret­ikern und deren Kumpanei mit Rechtsradi­kalen eine Absage erteilt – nicht ohne Grund steht das rückwärts geschriebe­ne „rabkA tuhulA“voller Ironie für „Aluhut Akbar“.

„Das ist eine klare Positionie­rung gegenüber all denen, die das Ende der Demokratie einläuten wollen. Für uns als Musiker ein Dauer-Thema, was nicht abebbt. Auf diese Idioten kann man zählen, die bleiben da“, betont André Schmitz die Intention der Band. Gemeinsam mit Daniel „Pixi“Pixberg bildet Schmtz das Gitarriste­n-Duo von „Ni Ju San“, beide sind die verblieben­en Gründungsm­itglieder der Punk-Rock-Formation.

Noch vor einem Jahr veröffentl­ichte „Ni Ju San“das Album „Gloria“, die dazugehöri­ge Release-Party im Bahndamm und diverse weitere Auftritte fielen wegen Covid-19 flach. Immerhin: Ein Auftritt spielten die Musiker vor heimischen Publikum beim Bahndamm-Open-Air im August 2020 unter Corona-Bedingunge­n – der letzte Auftritt von Pascal Lunkewitzs Vorgänger Dominik „Boba“Bober. „Wir haben uns in Freundscha­ft getrennt. Beruf und Familie lassen sich nicht immer einfach mit dem Hobby Musik vereinen, wenn man das zeitintens­iv betreiben will. Das prägt unsere Band und unseren Dunstkreis seit Jahren: das Leidenscha­ftliche, das Musikalisc­he und das Freundscha­ftliche hat unsere Band am Leben gehalten“, ist André Schmitz im Gespräch mit unserer Redaktion überzeugt.

Über die Social Media-Kanäle der Hückeswage­ner/Wermelskir­chener Band „Big Stroke“wurde Pascal Lunkewitz auf die Sänger-Suche von „Ni Ju San“aufmerksam. „Mir war die Band natürlich ein Begriff. Sie hat ein extrem gutes Netzwerk, die geforderte Live- und Studio-Erfahrung ließ mich auf ein ambitionie­rtes Herangehen schließen“, erinnert Lunkewitz seine Kontaktauf­nahme zu der Formation, deren Frontmann

er schließlic­h wurde: „Diese Art und Weise als Band zu agieren, ist mein Anspruch, meine Anforderun­g.“Er bedauere, dass wegen Corona zur Zeit keine Proben im „Ni Ju San“-Basislager in Dhünn möglich seien, denn: „Ich muss ja das Repertoire der Band lernen, ältere Songs mit mir neu aufgestell­t werden. Das geht nicht im Homeoffice. Ich will proben, proben, proben.“Dazu gehöre auch ein näheres Kennenlern­en der einzelnen Persönlich­keiten bei einem Bier. „Stilistisc­h habe ich noch nie so musiziert, wie bei ‚Ni Ju San‘. Ich komme eher aus der Rock- und Metal-Schiene“, beschreibt Pascal Lunkewitz. Ganz daneben liegt er damit nicht, denn „Ni

Ju San“stehen für deutschspr­achige Songs, deren Refrains deutlich an Punk erinnern, die Gitarrenri­ffs gerne dem Heavy Metal entsprunge­n zu sein scheinen und sich dazu tanzbare Ska-Einlagen gesellen.

Wie alle anderen Musiker derzeit auch, „hängen“auch die von „Ni Ju San“in der „Luft“: Ab September sind Konzerte in Essen, Graz, Arnstadt oder Nürnberg geplant – ob die stattfinde­n können, weiß jedoch keiner: „Wir freuen uns auf Konzerte. Und unser Release-Konzert im Bahndamm wollen wir auch noch nachholen – dann vielleicht nicht mehr unter dem Schlagwort ‚Gloria‘“, blickt André Schmitz aus: „Wir schreiben eifrig neue Songs

und wollen die aufnehmen.“Die aktuelle Single „rabkA tuhulA“sei ein „halbfertig­er“Song gewesen, der letztlich mit neuem Sänger komplett im Homeoffice fertiggest­ellt worden wäre: „Das gab es bei uns noch nie.“Mit einem Lachen stellen Schmitz und Lunkewitz fest: „Ellenlange Online-Konferenze­n und Sprachnach­richten machen gerade das Leben in der Band aus.“Beide sind sich sicher: „Wir wollen jetzt noch einmal richtig dran ziehen, unser ernsthafte­s Hobby richtig ernst nehmen.“Und André Schmitz untermauer­t: „Unsere Fertigkeit­en und unser Niveau ist stetig gewachsen. Aus jeder Veränderun­g in der Band sind wir stärker hervorgega­ngen.“

 ?? FOTO: ALSTER RECORDS ?? Die Punk-Rocker von „Ni Ju San“(v.l.): Tjorven Monschke, Michele Weiß, Pascal Lunkewitz, André Schmitz und Daniel Pixberg.
FOTO: ALSTER RECORDS Die Punk-Rocker von „Ni Ju San“(v.l.): Tjorven Monschke, Michele Weiß, Pascal Lunkewitz, André Schmitz und Daniel Pixberg.

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