Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Testpflicht ist nicht jedermanns Sache
Seit März wird in den Salons wieder gesträhnt, gefönt und geschnitten. Nur wenn die Testpflicht ins Spiel kommt, bleibt manch ein Friseurkunde aus. Zwei Friseurinnen berichten von ihren Erfahrungen.
WERMELSKIRCHEN Tanja Mangels und ihre Mitarbeiterin Carmen Schopphoff waren dankbar, als sie Anfang März nach sechs langen Wochen Lockdown endlich wieder ihrem Handwerk nachgehen durften. „Auch unsere Kunden waren glücklich, dass sie sich wieder frisieren und stylen lassen konnten“, sagt Mangels, die so mutig war, im August letzten Jahres mitten in der Pandemie ihre „VillHaar Kunterbunt“in der Thomas-Mann-Straße 42 zu eröffnen. Für die Düsseldorferin, die seit zehn Jahren in Wermelskirchen lebt, ist dieser Schritt trotz aller Corona-Einschränkungen „eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe“. Denn wenn ihre Zunft nicht gerade mal wieder im Lockdown ist, laufe der Laden richtig gut. Nur manche Erfahrung mit der Testpflicht hätte sich Mangels gerne erspart.
Denn es gebe einige Menschen, die sich partout nicht testen lassen wollen – „obwohl es für sie gerade hier in Wermelskirchen ein leichtes wäre“. Wirklich überrascht hat das die Friseurin nicht: „Testen kann je nach Zeitfenster lästig sein.“Überdies
„Es haben schon Kunden im Laden gestanden, die hatten keinen Negativ-Test“
Tanja Mangels Inhaberin Friseursalon
gebe es, zumindest bei hohen Inzidenzen, die nicht unbegründete Sorge vor einem positiven Ergebnis: „Ein solches scheuen die Menschen, weil häusliche Isolierung und Quarantäne für enge Kontaktpersonen erhebliche Einschnitte in den Alltag darstellen.“Auf der anderen Seite sei es „richtig und unerlässlich, wenn insbesondere bei hohen Inzidenzen körpernahe Dienstleistungen möglichst sicher gemacht werden“.
Weshalb Mangels nur bedingt Verständnis für Menschen hat, die einen Test vor dem Friseurbesuch ablehnen. Jedoch hätten auch nur wenige Kunden so argumentiert, wenn sie im April in Reaktion auf die neue Test-Pflicht einen Termin stornierten. Absagen seien da eher von einer anderen Gruppe von Kunden gekommen, die mit einer Testung an und für sich kein Problem hätten. Es handle sich dabei überwiegend um ältere Personen, die am organisatorischen Mehraufwand durch die Testpflicht scheiterten. Das habe ihr persönlich sehr leid getan, sagt
Mangels, „weil für ältere Menschen der wöchentliche Friseurbesuch nicht nur dem Zweck der körperlichen Pflege dient, sondern in vielen Fällen eine willkommene Abwechslung im Alltag darstellt,.“
Doch viele Damen und Herren fortgeschrittenen Alters seien darauf angewiesen, sich zum Beispiel von ihren Kindern zum Friseur fahren zu lassen. Weil schon das einen gewissen Aufwand für die Angehörigen darstelle, „sahen manche ältere Kunden davon ab, nun auch noch um eine zusätzliche Fahrt zu einem Testzentrum zu bitten“. Und dann habe es da noch eine Gruppe von Kunden gegeben, für die die Testpflicht ein unerwartetes Problem mit sich brachte: „Das waren jene Kunden, die nicht mitbekommen hatten, dass im April auch hier in Wermelskirchen wegen der hohen Inzidenz im Rheinisch-Bergischen-Kreis der Friseurbesuch plötzlich an einen Test gekoppelt war.“In der Folge habe dann schon „der eine oder andere Kunde im Salon gestanden und erstaunt zur Kenntnis genommen, dass wir ohne Negativ-Test leider keine Haare schneiden dürfen“.
Das sei nicht oft passiert, aber wenn doch, habe sie – falls es zeitlich möglich war - pragmatisch reagiert und auf einer Veranda hinter dem Salon mit einem Nasenbohrer-Test aus dem eigenen Vorrat ausgeholfen. Das sei rechtlich erlaubt, und daher habe sie es auch gemacht.
Das sieht die gebürtige Wermelskirchenerin Jana Mirkovic genauso. Sie betreibt seit zehn Jahren in der Oberen Remscheider Straße 9 den Salon „Kolibri“und berichtet, dass es auch bei ihr zum Glück nur äußerst selten vorgekommen sei, „dass ein Kunde im Laden stand und keinen Test gemacht hatte“. Darüber hinaus habe sie die positive Erfahrung machen dürfen, „dass die Zahl der Kunden trotz Test-Pflicht konstant geblieben ist“. Das habe sie so nicht erwartet.
Wie Mangels findet Markovic, dass die Testpflicht hierbei vor allem für ältere Menschen ein Erschwernis sein kann: „Die älteren Kunden nutzen nicht alle ein Smartphone, um sich mal eben schnell online einen Termin einzubuchen und nach der Testung das Ergebnis auf dem Weg zum Friseur mailen zu lassen.“Trotzdem sei ihr selbst diese Kundschaft treu geblieben, was auch daran liegen könnte, „dass wir in Wermelskirchen in der Tat eine sehr gute Infrastruktur für Testungen haben“. Dank des Angebots sei es kein Problem, „sich im Zentrum testen zu lassen und danach bequem zu Fuß direkt zum Friseur zu gehen“. Hiervon profitiere ihr Salon, weil er zentral gelegen sei. Doch das alleine sei nicht der Grund, warum sie mit ihren vier Mitarbeiterinnen selbst in Zeiten der Testpflicht gut durch die Krise komme: „Das liegt sicher auch an den vielen Stammkunden, die wir uns über die Jahre erworben haben.“Langjährigen Friseurkunden sei es wichtig, „dass ihr persönlicher Salon überlebt“, berichtet Jana Markovic.