Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Extremes Klima macht den Bienenvölkern den Garaus
LÜTTRINGHAUSEN Bienen sind faszinierende und durchaus intelligente Insekten. Im Gespräch weiß Frank Saebel viel darüber zu berichten. Er spart aber auch nicht einige Besonderheiten der sechsbeinigen Tiere aus, die mitverantwortlich für die zum Teil drastischen Verluste sind, die die Imker auch im Bergischen Land in der jüngeren Vergangenheit erleiden mussten.
Frank Saebel ist Vorsitzender der Imkervereinigung Remscheid/ Ronsdorf-Graben, die seit 1897 existiert und sich um die Interessen von zur Zeit rund 70 Mitgliedern kümmert. Er bildet Imker aus und hat aktuell acht Schüler.
„Ja, wir haben mit großen Verlusten zu kämpfen“, berichtet er. „Da ist zum Einem das seit Jahren grassierende Bienensterben, was eigentlich ein regelrechtes Fluginsektensterben ist. Wobei man sagen muss, dass bei diesem Thema die Wildbiene viel deutlicher betroffen ist als die Honigbiene. Die Honigbiene hat den Imker, die Wildbiene hat niemanden. Dazu kommt die extreme Frostphase, die hier um den 10. Februar herum ihren Höhepunkt hatte und die den Bienenvölkern hart zugesetzt hat. Und darüber hinaus verzeichnen wir jetzt noch den kältesten April seit 40 Jahren. Dass bei solchen extremen Klimalagen Bienenvölker einfach wegsterben, wundert mich nicht.“
Saebel erklärt den Hintergrund wie folgt: Die Bienenkönigin wird von ihrem Volk warm gehalten und verfügt über eine konstante Körperwärme von 35 Grad. Das Volk bewerkstelligt dies mit besonderen Bewegungen der Flügel. Diese Arbeit erfordert enorm viel Energie. Die Imker füttern deshalb Zuckerwasser zu. „Früher haben wir zwischen 14 und 15 Kilogramm hinzugefüttert“, weiß der Imker, „heutzutage sind es schon 20.“
Außerdem legt die Königin, die nicht mit Zuckerwasser, sondern mit Gelee Royal gefüttert wird, zwischen Mitte März und Juli täglich bis an die 2000 Eier. Für die Eiablage
wird Platz benötigt. Zuviel verabreichtes Zuckerwasser vermindert diesen Platz, so dass die Brut in Gefahr schwebt.
„Wir müssen permanent einen Mittelweg finden“, sagt Saebel, „und das ist mitunter nicht einfach.“Er berichtet von Imkern, die von 30 Bienenvölkern 25 verloren haben. Er selbst hat, wie er sagt, noch Glück gehabt. „Ich hatte sieben Völker, habe zwei verloren und bin mit vier Völkern schon in der Zucht.“Der erfahrene Imker werde mit den Verlusten fertig und könne sie heilen. „Aber die unerfahrenen oder beratungsresistenten Kollegen werden Schiffbruch erleiden.“Besonders hart treffe dies die Berufsimker. „Völkerverluste sind Honigverluste.“
Eine Lösung für das Problem des
Bienenvölkersterbens gibt es nicht. „Das ist der Klimawandel“, ist Saebel sicher. „Das ist Natur. Damit werden wir leben müssen. Eine Erneuerung unserer Kenntnisse wäre aber sicher hilfreich.“Wenn er auf besondere Fähigkeiten der Biene angesprochen wird, läuft Saebel zur Hochform auf. „Wir sprechen in der Gesamtheit eines Bienenvolkes vom Bien“, berichtet er. „Damit meinen wir den Superorganismus eines Bienenvolkes, das Fähigkeiten entwickelt hat, die eine einzelne Biene niemals hätte. Wir sprechen von einer Art Schwarmintelligenz.“Trotz der Probleme wächst die Zahl der Hobbyimker. „Der Naturschutzgedanke ist gerade bei jungen Leuten stark gestiegen.“
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