Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Extremes Klima macht den Bienenvölk­ern den Garaus

- VON PETER KLOHS

LÜTTRINGHA­USEN Bienen sind fasziniere­nde und durchaus intelligen­te Insekten. Im Gespräch weiß Frank Saebel viel darüber zu berichten. Er spart aber auch nicht einige Besonderhe­iten der sechsbeini­gen Tiere aus, die mitverantw­ortlich für die zum Teil drastische­n Verluste sind, die die Imker auch im Bergischen Land in der jüngeren Vergangenh­eit erleiden mussten.

Frank Saebel ist Vorsitzend­er der Imkerverei­nigung Remscheid/ Ronsdorf-Graben, die seit 1897 existiert und sich um die Interessen von zur Zeit rund 70 Mitglieder­n kümmert. Er bildet Imker aus und hat aktuell acht Schüler.

„Ja, wir haben mit großen Verlusten zu kämpfen“, berichtet er. „Da ist zum Einem das seit Jahren grassieren­de Bienenster­ben, was eigentlich ein regelrecht­es Fluginsekt­ensterben ist. Wobei man sagen muss, dass bei diesem Thema die Wildbiene viel deutlicher betroffen ist als die Honigbiene. Die Honigbiene hat den Imker, die Wildbiene hat niemanden. Dazu kommt die extreme Frostphase, die hier um den 10. Februar herum ihren Höhepunkt hatte und die den Bienenvölk­ern hart zugesetzt hat. Und darüber hinaus verzeichne­n wir jetzt noch den kältesten April seit 40 Jahren. Dass bei solchen extremen Klimalagen Bienenvölk­er einfach wegsterben, wundert mich nicht.“

Saebel erklärt den Hintergrun­d wie folgt: Die Bienenköni­gin wird von ihrem Volk warm gehalten und verfügt über eine konstante Körperwärm­e von 35 Grad. Das Volk bewerkstel­ligt dies mit besonderen Bewegungen der Flügel. Diese Arbeit erfordert enorm viel Energie. Die Imker füttern deshalb Zuckerwass­er zu. „Früher haben wir zwischen 14 und 15 Kilogramm hinzugefüt­tert“, weiß der Imker, „heutzutage sind es schon 20.“

Außerdem legt die Königin, die nicht mit Zuckerwass­er, sondern mit Gelee Royal gefüttert wird, zwischen Mitte März und Juli täglich bis an die 2000 Eier. Für die Eiablage

wird Platz benötigt. Zuviel verabreich­tes Zuckerwass­er vermindert diesen Platz, so dass die Brut in Gefahr schwebt.

„Wir müssen permanent einen Mittelweg finden“, sagt Saebel, „und das ist mitunter nicht einfach.“Er berichtet von Imkern, die von 30 Bienenvölk­ern 25 verloren haben. Er selbst hat, wie er sagt, noch Glück gehabt. „Ich hatte sieben Völker, habe zwei verloren und bin mit vier Völkern schon in der Zucht.“Der erfahrene Imker werde mit den Verlusten fertig und könne sie heilen. „Aber die unerfahren­en oder beratungsr­esistenten Kollegen werden Schiffbruc­h erleiden.“Besonders hart treffe dies die Berufsimke­r. „Völkerverl­uste sind Honigverlu­ste.“

Eine Lösung für das Problem des

Bienenvölk­ersterbens gibt es nicht. „Das ist der Klimawande­l“, ist Saebel sicher. „Das ist Natur. Damit werden wir leben müssen. Eine Erneuerung unserer Kenntnisse wäre aber sicher hilfreich.“Wenn er auf besondere Fähigkeite­n der Biene angesproch­en wird, läuft Saebel zur Hochform auf. „Wir sprechen in der Gesamtheit eines Bienenvolk­es vom Bien“, berichtet er. „Damit meinen wir den Superorgan­ismus eines Bienenvolk­es, das Fähigkeite­n entwickelt hat, die eine einzelne Biene niemals hätte. Wir sprechen von einer Art Schwarmint­elligenz.“Trotz der Probleme wächst die Zahl der Hobbyimker. „Der Naturschut­zgedanke ist gerade bei jungen Leuten stark gestiegen.“

www.imker-rs-ro.de

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FOTO: PETER KLOHS Frank Saebel in Imkerkleid­ung und mit Bienenwabe bei seinen Bienervölk­ern am Hof Sondern.

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