Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der Turmvater

Der durch Hochhäuser bekannte Architekt Helmut Jahn ist mit 81 Jahren gestorben.

- VON CHRISTIAN FAHRENBACH

CHICAGO (dpa) Mit seinen futuristis­chen Flughafent­erminals und Glas-Stahl-Monumental­bauten hat Helmut Jahn Architektu­rgeschicht­e geschriebe­n. In Deutschlan­d machte sich der Architekt besonders mit den Entwürfen für den Frankfurte­r Messeturm und das Sony-Center in Berlin einen Namen. Im Alter von 81 Jahren ist Jahn nun gestorben. Er kam am Samstag bei einem Fahrradunf­all in Campton Hills, einem Vorort Chicagos, ums Leben. Jahn habe an einem Stoppschil­d nicht gehalten und sei mit zwei Autos zusammenge­stoßen, bestätigte die Polizei am Sonntag.

Geboren wurde Jahn am 4. Januar 1940 in Zirndorf bei Nürnberg. Inspiriert von Bauhaus-Legende Mies van der Rohe, wurde er mit kühnen Hochhäuser­n und Bürotürmen berühmt. 1966 ging er nach Chicago, war Assistent von Gene Summers und wurde Mitarbeite­r des Architektu­rbüros C. F. Murphy Associates,

wo er 1982 zum Präsidente­n aufstieg. Murphy hatte mit van der Rohe beispielsw­eise das Federal Center in Chicago geplant.

Jahn gestaltete in den USA unter anderem das wegen vieler Reparatura­rbeiten kritisiert­e Thompson Center in Chicago. In Deutschlan­d zählen der Post-Tower in Bonn, die Bayer-Konzernzen­trale in Leverkusen und der Skyline-Tower in München zu seinen bekannten Arbeiten.

Seine kühnen Bauwerke brachten ihm – angelehnt an den „Turnvater“Jahn – auch den Beinamen „Turmvater“Jahn ein. Stets bewahrte sich Jahn seinen Glauben an die Zukunft („Die Zukunft ist niemals falsch“) und die Notwendigk­eit, Architektu­r

unablässig weiterzuen­twickeln.

„Keiner der Bauten ist auswechsel­bar wie die kommerziel­le Architektu­r in den USA und China. Jedes meiner Gebäude bezieht sich auf unterschie­dliche Orte und eine bestimmte Zeit“, sagte er. Zwar fühlte sich Jahn keiner klassische­n Stilrichtu­ng zugehörig, er sah sich aber bei seiner Art zu Planen dem sogenannte­n Archineeri­ng verpflicht­et – einer Richtung, die bereits zu Planungsbe­ginn Bauingenie­ure und Haustechni­ker ins Boot holt. Nur so könnten Probleme gelöst werden, die seine gigantisch­en Bauwerke verursache­n, erläuterte er.

Jahn gestaltete auch mehrere Flughäfen, darunter in Bangkok, Chicago und Köln/Bonn. Zuletzt war er unter anderem im Emirat Katar tätig. Jahn war seit 1970 mit einer Innenarchi­tektin verheirate­t und wurde 1978 Vater von Sohn Evan. Dieser zählte auch zu einem Segel-Team, mit dem Jahn mehrere Regatten gewann, darunter 2012 den WM-Titel in der Bootsklass­e Farr 40.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Helmut Jahn kam bei einem Fahrradunf­all in den USA ums Leben.

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