Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Facettenreiche Songs mit viel Hoffnung
Hückeswagener Sängerin Mehrra Solh veröffentlicht mit Gitarrist und Songschreiber Carson Blue erstes Album.
Mehrra Solh, wie ist der Wunsch entstanden, ein eigenes Album zu veröffentlichen?
SOLH Als wir nach einem Jahr intensiver musikalischer Zusammenarbeit, am 26. September 2020 unser erstes gemeinsames Konzert und dann auch noch online ohne Publikum auf der WareHouseStage in Gummersbach hatten, kamen einige Anfragen, ob wir nicht eine CD haben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir gar nicht daran gedacht, tatsächlich ein Album aufzunehmen. Das war der Startschuss dafür, das Projekt „Album“anzugehen.
15 Stücke sind auf dem facettenreichen Album. Wovon handeln die Texte und wer schreibt die Stücke? SOLH Wir haben hin und her überlegt, ob wir wirklich 15 Stücke aufnehmen sollten, zumal Aufnahmen immer sehr arbeits- und zeitintensiv sein können. Wir haben dann nach dem Motto, „das Leben ist zu kurz. Warum eigentlich nicht“, gehandelt. Carsten hat als Gitarrist meistens die musikalischen Ideen, und wir strukturieren diese dann gemeinsam. Ich neige dazu, eher traurige Texte zu schreiben. Carson sorgt mit seinen Texten für mehr Positivität. So ist eine Kombination von bunten Inhalten aus inneren Kämpfen, Umgang mit der Umwelt, Herzensangelegenheiten, Verarbeitung von schweren Zeiten, Aufstehen und Weitermachen entstanden. Was die meisten Texte gemeinsam haben, ist Hoffnung. Deshalb der Titel „Hope“– passend zum Zeitgeist.
Hat der Lockdown euch zusätzliche Zeit im Studio verschafft?
SOLH Ich denke, dass wir auch ohne Lockdown uns diese Zeit genommen hätten, da es schon ein Herzenswunsch war.
Wie würdet ihr selbst euren Musikstil beschreiben?
SOLH Wir haben das Rad nicht neu erfunden. Es gibt nicht mehr so viele Töne, die man heutzutage neu erfinden kann. Alles gab es schon mal. Aber wir würden trotzdem sagen, dass wir versuchen, unseren eigenen Stil zu erschaffen, der vielleicht die Menschen anders abholt. Die Elemente sind bekannt: Eine Mischung aus Blues, Soul, ein wenig Funk und ein Hauch Orientalisches sind erkennbar. Was vielleicht unsere Musik zusätzlich interessant macht ist die Tatsache, dass wir nicht nur englische Songtexte, sondern auch einen Song auf Deutsch und einen auf Persisch auf dem Album haben.
Welche Botschaft möchtet ihr mit den Liedern vermitteln?
SOLH Die Botschaft ist: Egal wie schlimm die Geschehnisse im Herzen oder in der Welt sind, hab Hoffnung und steh wieder auf und mach weiter. Manchmal hat man im Leben mit Phasen zu kämpfen, in denen man niedergeschlagen ist, aber auch diese Zeiten gehen vorbei. Man sollte sich Hilfe holen, sich aufraffen und weitermachen. Alles andere wäre für einen selber und die Menschen um einen herum unschön.
Wie seid ihr überhaupt zur Musik gekommen, und was bedeutet sie euch?
SOLH Ich habe schon immer gesungen, arbeitete mit einigen Bands zusammen und habe mit einer ehemaligen Band zwei Alben mit eigenen Texten aufgenommen. Meine erste Band hatte ich mit 16/17 Jahren. Carson spielt seit seinem neunten Lebensjahr Gitarre und ist seit 46 Jahren mit diesem Instrument vertraut. Er schrieb auch unzählige Songs und Texte. Aber „Hope“ist sein erstes eigenes Album.
Wofür steht dein Künstlername? SOLH Mehrra Solh ist Persisch, meine Muttersprache. „Mehr“bedeutet Liebe und „Solh“Friede. Da ich in meinen Texten, direkt und indirekt, Liebe und Frieden thematisiere, entschied ich mich vor vielen Jahren für diesen Künstlernamen.
Haben deine persischen Wurzeln Einfluss auf deine Musik?
SOLH Ja, auf jeden Fall. Ich bin dankbar, dass ich auch Texte in einer anderen Sprache schreiben kann. Diese Sprache fühle ich anders. Mein kultureller Hintergrund hilft mir, oft eine andere Perspektive einzunehmen, um die Welt zu beobachten und zu bewerten. Zumal ich aus
erster Hand viele Missstände mitbekomme, die in einem anderen Land passieren. Das wiederum inspiriert mich, gesellschaftskritische Texte zu schreiben. Dadurch weiß man manche Privilegien zu schätzen. Wer Interesse hat, sich mal andere Songs von mir außerhalb dieses neuen Projekts mit Carson Blue anzuhören, kann sich gerne auf meinem Youtube Channel „Mehrra Solh Music“einige Videos sehen.
Gibt es Vorbilder aus der Musikszene, die dich in deiner musikalischen Karriere geprägt haben? SOLH Musikalisch haben mich schon einige Musikerinnen geprägt. Alanis Morissette hat mich schon das eine oder andere Mal textlich umgehauen. Tina Turner ist eine meiner Lieblinge, was die Bühnen-Performance angeht. Wenn ich wieder mal Lust bekomme, einen
Text auf Deutsch zu schreiben, höre ich mir gerne Herbert Grönemeyer oder Job Denalane an, um inspiriert zu werden. Ich finde, beide haben tolle Texte. Bei Herbert Grönemeyer ist es schon Dichtkunst.
Als Duo ergänzt du dich mit deinem musikalischen Partner. Wie kam die Zusammenarbeit zustande, und seit wann macht ihr gemeinsam Musik?
SOLH Es begann im September 2019. Wir haben uns auf einer Jam-Session kennengelernt, in einem Lokal in Solingen. Ich gehe sehr gerne auf Jam-Sessions, weil ich das Improvisieren liebe. Carson und ich haben an dem Abend zusammen gejammt und super harmoniert. Da ich zu dem Zeitpunkt keine Band hatte, habe ich ihn gefragt, ob er Interesse hätte, ein musikalisches Projekt mit mir anzugehen. Wir trafen uns bei ihm, haben geprobt, und sofort entstand ein guter Song, und wir gaben nicht auf und machten konsequent weiter. Am Anfang haben wir noch versucht, einen Bassisten und einen Drummer dazu zu gewinnen. Es stellten sich einige vor und sagten dann aber ab. Dann dachten wir uns, okay, dann machen wir halt zu zweit Musik. Heute sind wir sogar glücklich darüber.
Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet und wo wurde es aufgenommen?
SOLH Für die Rohaufnahmen haben wir im November 2020 ein ganzes Wochenende gebraucht. Allerdings mussten wir danach einige Male ins Studio gehen, um nachzubessern bzw. am Klang der Aufnahmen zu arbeiten. Bis das letztendlich soweit fertig erstellt wurde, dauerte es bis in den März 2021 hinein.
Bedauerst du, die CD nicht öffentlich vorstellen zu können?
SOLH Es ist leider sehr traurig, dass wir ausgerechnet in einer Pandemie eine CD veröffentlichen, wie viele andere Musiker auch. Die Tatsache, dass wir unsere Musik nicht mittels Live-Gigs präsentieren dürfen, ist wirklich ein Nachteil. Vor allem wenn man „neu“ist und noch unbekannt. Man muss dann anderweitig auf sich aufmerksam machen.