Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Wirtschaft­liche Folgen sind gravierend“

Der Theaterlei­ter des Kölner Musical Domes spricht über die Herausford­erungen für sein Haus.

- VON STEPHAN EPPINGER

Wie erleben Sie die Situation jetzt? Henning Pillekamp: Die Situation bleibt schwierig. Seit dem März 2020 hat sich für uns nichts getan. Das Haus ist abgesehen von einer Veranstalt­ung im vergangene­n Oktober, bei der wir unser Hygienekon­zept testen konnten, durchgehen­d geschlosse­n. Wir wünschen uns endlich eine Perspektiv­e zur Wiedereröf­fnung. Die ist aber bislang noch nicht vorhanden.

Welche Folgen hat diese Entwicklun­g für den Musical Dome? Pillekamp: Die wirtschaft­lichen Folgen sind gravierend. Wir haben seit März keine Shows, keine Gastronomi­e und damit auch keine Einnahmen. Das betrifft viele Menschen von den Künstlern über die Techniker bis zum Serviceper­sonal. Seit dem Sommer 2020 arbeiten wir intensiv an unserem Hygienekon­zept für die Wiedereröf­fnung, das wir kontinuier­lich überarbeit­en und aktualisie­ren. Wenn wir wieder aufmachen, brauchen wir auf jeden Fall einen gewissen Vorlauf für die Vermarktun­g und den Ticketverk­auf. Wichtig sind auch die Bedingunge­n und Auflagen. Bei einer Kapazität von 20 bis 30 Prozent sind Shows im Musical Dome wirtschaft­lich nicht denkbar. Bei den hochwertig­en und kosteninte­nsiven Shows und Musicals, die wir hier anbieten, braucht es eine Auslastung von mindestens 50 bis 70 Prozent. Wir hoffen nun, dass wir im November mit der Rocky Horror Show wieder durchstart­en können.

Wie sieht Ihr Berufsallt­ag aus? Pillekamp: Die meisten Mitarbeite­r sind seit dem März 2020 anteilig in Kurzarbeit – eine sehr schwierige Situation. Für uns in der Verwaltung gibt es genügend zu tun, auch wenn sich die Aufgaben verändert haben. Wir müssen das Unternehme­n stabil durch die Krise bekommen. Dafür haben wir auch die Anträge für Fördermitt­el und Subvention­en gestellt. Wir sind allerdings ein sehr komplex aufgestell­tes Unternehme­n und drohen so durchs Raster zu fallen. Dazu kommt der permanente Austausch mit den Veranstalt­ern. Bei der Schließung im März waren wir gut gebucht. Manche Veranstalt­ungen mussten wir inzwischen sechsmal verschiebe­n. Das ist ein permanente­r Planungspr­ozess, bei dem man immer nur auf Sicht fährt. Über die neuen Termine müssen wir auch stets unsere Kunden informiere­n, die teilweise seit anderthalb Jahren ein Ticket für eine Show besitzen, die immer noch nicht stattgefun­den hat.

Können Sie die Zeit der Schließung auch noch anderweiti­g nutzen? Pillekamp: Natürlich versuchen wir jetzt den Musical Dome weiter zu optimieren. Über die Subvention­en aus dem Programm „Neustart Kultur“, die pandemiege­bundene Investitio­nen verlangen, rüsten wir unsere Lüftungsan­lage mit UVC-Lampen auf, die Viren vernichten. Dazu kommen die vielen anderen Regelungen wie Desinfekti­onsmittel, Masken, Abstandhal­ten oder der Einbau von Plexiglass­cheiben. Wir wollen unseren Gästen den höchstmögl­ichen Sicherheit­sstandard anbieten. Das ist die zentrale Voraussetz­ung für eine Wiedereröf­fnung.

Wie ist aktuell die Stimmung bei den Mitarbeite­rn?

Pillekamp: Im März 2020 war für alle plötzlich Schluss. Damals war nicht absehbar, wie lange die Krise andauern wird. Für viele unserer Mitarbeite­r ist die Situation wie ein

Berufsverb­ot, hinter dem individuel­le Schicksale stehen. Wir konnten das mit der Kurzarbeit abfedern, die Entlassung­en vermieden hat. Aber ist gibt auch den psychische­n Aspekt, wenn man ein Jahr seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Da sind kleine Videodrehs oder Streamings schon echte Lichtblick­e, die den Menschen zeigen, dass sie noch gebraucht werden.

Wie schwer wird es, bald wieder internatio­nale Produktion­en nach Köln zu holen?

Pillekamp: Das ist für uns ein großes Thema und eine große Herausford­erung. Unsere Shows haben in der Regel internatio­nale Darsteller, bei deren Einreise nach Deutschlan­d die aktuellen Bestimmung­en und

Quarantäne­regeln beachtet werden müssen. Dazu kommen regelmäßig­e Tests bei uns vor Ort. Das ist eine Logistikfr­age für unsere Tourabteil­ung. Ein Vorteil ist, die Tatsache, dass wir zu einem internatio­nalen Konzern gehören, der unter anderem in England 45 Theater betreibt. Das Land ist uns bei der Pandemie schon weit voraus und wir können jetzt von den Erfahrunge­n der Kollegen profitiere­n.

Wie sehen im Moment die Perspektiv­en für den Musical Dome aus? Pillekamp: Wir hoffen, dass wir im November mit der Rocky Horror Show wieder voll durchstart­en können. Für den Dezember haben wir das Disney-Musical „Die Schöne und das Biest“eingeplant. Auch der Kalender für 2022 ist schon gut gefüllt. Die Nachfrage der Veranstalt­er und der Kunden ist gleicherma­ßen groß.

Wie wird sich die Kölner Kulturszen­e durch die Pandemie verändern? Pillekamp: Wenn die Theater wieder öffnen, wird es den großen Run auf die Veranstalt­ungen geben. Voraussetz­ung ist natürlich, dass diese sicher sind und die Besucher so einen unbeschwer­ten Abend erleben können. In bestimmten Bereichen werden auch künftig Streamingf­ormate eine Rolle spielen. Bei unseren Shows und Musicals bringen diese dagegen eher wenig. Dazu kommt, dass die Menschen den Wunsch haben, sich wieder vor Ort zu treffen, um gemeinsam etwas zu erleben.

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FOTO: MUSICAL DOME (ARCHIV) Henning Pillekamp ist der Theaterlei­ter des Kölner Musical Domes.

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